„Der Mann da hat diesen Brief verloren, aber fass ihn besser nicht an, wir holen eben einen Magier und..“
„Pack den Kelch da nicht an, was, wenn der magisch ist?! Wir lassen das erst analysieren…“
„Rede nicht mit denen da hinten, die sind böse!“
„Leuchtende Gegenstände im Wald – bloß nicht berühren!“

Kommt euch das bekannt vor?
Leider werden Spielangebote im LARP viel zu oft von Angst vor Magie oder Gefahr zerstört.

Aber ich sage euch: Habt keine Angst!

Angst vor Magie

Seit im LARP zufällige Gegenstände angefangen haben, magische Flüche und ähnliche Effekte zu verteilen, ist die Angst vor allen möglichen Gegenständen zur allgemeinen Verhaltensweise geworden.

Leuchtende Gegenstände dürfen demnach unter keinen Umständen von Nicht-Magiern angefasst werden.
Und auch so ist es irgendwie zur Routine geworden, gefühlt jeden zweiten Gegenstand erst einmal von einem Magier analysieren zu lassen.

Aber warum?
Das ist doch eigentlich langweilig und auch eine Art „Anti-Spiel-Methode“.
Denn bei den meisten (magischen) Gegenständen hat sich die Spielleitung etwas dabei gedacht.
Und es ist höchst unwahrscheinlich, dass euer Charakter sofort beim Berühren des Gegenstandes stirbt.

Und alle anderen Effekte, die das Berühren haben kann, sind doch eigentlich großartige Spielangebote.

Im OT überlegen wir doch auch nicht bei jedem Schritt, dass hier etwas Gefährliches sein könnte.
Wir öffnen Briefe und fürchten nicht jedes Mal beispielsweise eine Briefbombe oder Ähnliches.
Warum lassen wir unsere Charaktere dann jedes Mal zweifeln?
Warum ist die Angst im LARP so weit verbreitet – sogar bei Alltags-Situationen?

Die meisten coolen und interessanten Spiel-Situationen hatte ich im LARP genau dann, wenn ich die OT-Angst ignoriert habe und meinen Charakter einfach machen lassen habe.

Phönixnest März 2018
Manchmal bedeutet „keine Angst haben“ auch verletzt werden. Es führt zu Heilerspiel – und das macht großen Spaß!

Grundsätzlich machen sich die Spielleiter ja auch viel Arbeit mit dem Erschaffen von Gegenständen und entsprechend viel Spiel sollte damit eigentlich auch generiert werden.
Und wenn jetzt ein Magier daherkommt, das Teil analysiert und (falls böse) zerstört, dann hat das abgerundet null Spiel generiert.
Und das ist schade.

Angst vor Auswirkungen

Allerdings kommt es auch sehr oft vor, dass die Spieler vor allgemeinen Auswirkungen Angst haben.
Natürlich ist es verständlich, wenn ihr mit eurem Charakter vorsichtig umgeht.
Aber eben nur, wenn es auch (IT) logisch ist.

Ich habe schon viele Spieler beobachtet, die vor einer Aktion die Spielleitung fragen, was passieren würde.
Und wenn ihnen die Antwort nicht gefällt, dann tun sie es einfach nicht.
Wie wird das IT begründet? Gar nicht.
Und das finde ich extrem schlecht gespielt und feige.
Dazu noch unlogisch.
Warum macht ihr es dann nicht einfach?

Da freue ich mich immer über Spielleiter, die als Antwort auf solche Fragen einfach nur „Probier’s aus“ sagen.
Denn so ist es auch IT logisch – die Charaktere können die Spielleitung ja nicht sehen.

Angst vor dem Charakter-Tod

Das Thema habe ich ja in meinem Beitrag zur Opferregel schon mal angeschnitten.
Sehr viele Spieler haben große Angst davor, dass ihr LARP Charakter stirbt.

Das ist natürlich einerseits vollkommen nachvollziehbar, da wir sehr viel Arbeit in unsere Charaktere stecken und auch viel mit ihnen erlebt haben.

Aber:

Viele Spieler neigen zu einer OT-Übervorsicht, die ihnen viele Spielmöglichkeiten raubt.
Außerdem ist diese Vorsicht mal wieder komplett OT begründet, der Charakter selbst dürfte in den meisten Situationen nicht einmal ahnen, dass Gefahr besteht.

Ein Beispiel:

Die NSCs kommen (klar offensichtlich OT; also „ausgeixt“) an den Spielern vorbei, um sich am Ort des Kampfes aufzustellen.
Normales Verhalten wäre jetzt, sie zu ignorieren und ganz normal weiterzumachen.
Aber leider machen die meisten Spieler das nicht, sondern bereiten sich schon mal auf den Kampf vor, obwohl ihre Charaktere die Gefahrenquelle noch gar nicht sehen können

Und auch das ist meistens damit begründet, dass die Spieler einfach Angst haben, dass ihre LARP Charaktere Schaden nehmen – im schlimmsten Fall sogar sterben – könnten.

Charaktertode sind unwahrscheinlich

Aber eigentlich tötet so etwas einen Charakter äußerst selten.
Wird man verletzt, so hat man interessantes Spiel mit Heilern.
Wird man durch einen Gegenstand verflucht oder besessen, so kann man das schön ausspielen und generiert für sich und andere Spiel.

Wodurch ist diese Angst also begründet?

Keine Spielleitung würde „einfach so“ einen Gegenstand erschaffen, der einen Charakter sofort tötet.
Denn das Töten eines Charakters tötet auch das Spiel in gewisser Weise.
Außerdem weiß die Spielleitung genau, dass die Spieler durch Charaktertode ziemlich traurig, wenn nicht sogar wütend werden könnten.

Dementsprechend führt beispielsweise das Interagieren mit einem (magischen) Gegenstand nicht zum Tod des Charakters, sondern zu Spiel für den Charakter.
Und deshalb braucht man im LARP nun wirklich keine Angst vor magischen Gegenständen haben.

Abgesehen davon kann man auch (vor dem Kampf) versuchen, mit den NSCs zu sprechen. Manchmal sind sie nicht wirklich die reinen Feinde, manchmal haben sie einfach was zu sagen, suchen etwas oder wurden als erstes angegriffen.
Wenn sie dann statt zu antworten auf euch losgehen, könnt ihr euch immer noch in den Kampf stürzen.

Aber Gespräche und Verhandlungen mit NSCs können höchst interessant sein, glaubt mir!

Also bleibt nur noch zu sagen: Traut euch! Habt keine allzu große Angst vor Konsequenzen und schaut einfach, was ihr mit dem Spiel macht.
LARP lebt von Improvisation und dazu gehört natürlich auch, dass man vorher nicht planen kann, was passiert.
Wenn ihr euch darauf einlasst, werdet ihr dadurch sicherlich einige gute Spielmomente erleben können!

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4 Kommentare

Roland · 25.06.2019 um 09:53

Das hast du sehr schön geschrieben und ich kann dem nur voll zustimmen!

Meiner Meinung nach ist es hauptsächlich das OT Problem sich seiner eigenen Verletzlichkeit bewusst zu werden. Damit können halt viele nicht umgehen und ihnen fehlt der Mut.

Mir persönlich ist das egal weil ich mich persönlich schon dieser Verletzlichkeit sehr bewusst werden musste und meine Charaktere machen i.d.R. dadurch alles mit. Und falls mal ein Charakter verflucht wird oder stirbt, dann ist es doch auch großartig für das Spiel.

    anastasya · 25.06.2019 um 12:45

    Hi Roland!
    Danke Dir für dein Lob 🙂
    Ja, die meiste Angst ist leider wirklich OT begründet.
    Wäre super schön, wenn sich die Spieler mehr trauen würden und dann selbst feststellen, dass auch vermeintlich „schlechte“ Konsequenzen Spaß machen können und das Spiel fördern!

    Deswegen freue ich mich immer über jeden „offenen“ Charakter, mit dem ich spielen kann. Es bietet einfach schönere Möglichkeiten 🙂

Famir · 25.06.2019 um 17:57

Manchmal muss man einfach einen dummen, naiven Charakter spielen der den Leuten zwingt, dass man sowas einfach mal machen sollte. Dann merkt jeder, dass es mehr Spaß macht als einfach nur rumzustehen und zuzuschauen. Und das Glück ist mit den dummen. Selten bekommt man von der SL ernsthafte strafen fürs ausprobieren.

P. S. Ich will immernoch aus dem Kelch trinken.

    anastasya · 25.06.2019 um 18:03

    Ja, genau.
    Ich finde solche „dummen“ Spielkonzepte auch viel interessanter als den zweitausendsten strahlenden Helden, der vor nichts Angst hat…
    Realismus ist cool – auch im Fantasy LARP.
    Die Spielleitung freut sich ja sogar, wenn ihre Angebote angenommen werden.

    P.S. Haha! Ja, das war super! 😀 Aber du hast ja _fast_ aus dem Kelch getrunken… Zwar aus der Ratte, aber das gilt!

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