Worum geht es?

Um einen Charakter besser kennenzulernen, muss man sich mit ihm auseinandersetzen.
Eine befreundete LARPerin hat mal gesagt: „Manchmal muss man einfach mal mit seinem Charakter Kaffee trinken gehen.“
Oder eben einfach eine Art „Date“ führen.

Und genau das möchte ich mit diesem Projekt machen. Die Charaktere treffen auf einen Erzähler (beispielsweise in einer Taverne) und quatschen miteinander… Dabei werden vom Erzähler natürlich einige Fragen gestellt.
Für jeden Charakter werde ich einen anderen Block Fragen nutzen, damit es spannend bleibt.

Möchtest auch du, dass ich mit deinem Charakter „einen Kaffee trinke“?
Dann schreib mir einfach!

Auch heute führt mich mein Weg in die Taverne.
Es ist ein schöner, ruhiger Herbsttag und ich bin schon ganz gespannt auf meinen neuen Gast.

Neugierig blicke ich auf den Fragen-Zettel…
Was ist das denn?
Ich schaue mir die Zeichnung genauer an.
Das sieht nicht aus wie ein Mensch, so viel ist sicher.
Eher wie eine… Katze?

Ich schüttle verwirrt den Kopf.
Wie kann das sein?
Das erinnert mich an das Gespräch, das ich vor einigen Monden mit Lilith geführt habe…
Sie hat doch etwas ähnliches erwähnt und von Katzenwesen gesprochen.
Habe ich jetzt die Ehre, wirklich so eins zu treffen?

Ich betrete die Taverne und schaue mich um.
Wie jeden Tag steht der Barde in einer Ecke und spielt seine Melodien.
Es ist immer der gleiche.

Wahrscheinlich ist hier alles wie immer. Wie jeden Tag.
Aber Moment… Irgendetwas ist doch seltsam.
Die Gäste verhalten sich lauter als sonst.
Sie drehen ihre Köpfe für die Zeit eines Atemzuges zu mir um… Dann widmen sie sich etwas anderes…
Nur was?

Ich laufe an ein paar Gästen vorbei und versuche festzustellen, wo sie hinschauen.
Bevor ich es sehen kann, höre ich, was sie interessiert…
Unter einem Tisch rappelt es… Dann wackelt der Tisch auch noch.
Auf einmal krabbelt die Ursache davon unter dem Tisch hervor…
Eine… Katze?

Ich werfe einen schnellen Blick auf meinen Zettel.
Kann da wirklich sein…?!
„Äh… Hallo… Rashkaar.“
Tatsächlich… Eine Katze in groß.

Jetzt dreht Rashkaar seinen Kopf zu mir.
Obwohl sein Gesicht dem einer Katze gleicht, trägt er lange, dunkle Haare, die ziemlich verfilzt aussehen.
Aber es sieht nicht seltsam oder dreckig aus, nein, es steht ihm irgendwie.

Seine Ohren wackeln und drehen sich dann zu mir.
Er sagt nichts, sondern schaut mich nur an.
Versteht er mich?
Kann er überhaupt sprechen?
„Ja.“, höre ich ihn dann sagen.
Das kam unerwartet.

„Ähm. Ich… Äh… Möchtest du dich setzen?“
Ich zeige mit meiner Hand zu den Stühlen und dem Tisch, unter dem er vorhin noch saß.
„Nach dir.“, erwidert er und bleibt auf dem Boden sitzen.
Er versteht mich also wirklich.
Beeindruckend.

Ich warte noch einen Augenblick ab, dann setze ich mich auf einen der Stühle.
Will er auf dem Boden sitzen bleiben?
Ist das gemütlicher für ihn?

Ich höre, dass die Gäste der Taverne über mich reden… Um das zu bemerken, müssen sie gar nicht laut sein… Ihre Blicke in meinem Rücken… Ich verstehe das wirklich nicht.

Rashkaar springt mit einem Satz auf die Tischkante.
Ich starre ihn an.
Was hat er vor?
Natürlich beginnt der Tisch zu wackeln und ich befürchte schon, dass er gleich umkippt, aber Rashkaar scheint sich irgendwie auszubalancieren.
Als der Tisch aufhört zu wackeln, klettert Rashkaar auf den Holzstuhl.
Aber er sitzt nicht normal, sondern verschränkt die Beine kompliziert ineinander.
Ich schaue genauer hin, um zu verstehen, was er tut.
Sein rechter Fuß liegt auf dem linken Oberschenkel und der linke Fuß wiederum auf dem rechten Oberschenkel.
Ich bin erstaunt, dass das überhaupt funktioniert…
Aber offenbar ist es so.

Er sitzt nun also auch am Tisch, sitzt mir beinahe gegenüber… Und er fängt an zu schnurren. Katze eben.
Ich lächle ihn an.
„Ich hätte hier ein paar Fragen für dich… darf ich?“
Um meine Worte zu unterstreichen deute ich in Richtung des Zettels.

Er legt seine Pfoten auf den Tisch. Dann senkt er seinen Kopf auf seine Pfoten und blickt den Zettel an.
Es scheint ihn zu interessieren.
„Jaa.“, sagt er und schnüffelt.
Was er wohl riecht?
„Sehr schön, was möchtest du trinken?
Rashkaar scheint darüber nachzudenken… Er schnurrt dabei weiterhin.
„Eine heiße Kanne Wasser?“
Es klingt mehr nach einer Frage als nach einer Antwort.
Und warum überhaupt heißes Wasser?
„Wasser?“, frage ich zur Sicherheit nach.
Habe ich mich etwa verhört?
„Heißes Wasser.“, korrigiert er mich.
„In Ordnung.“

Ich laufe an ein paar Gästen vorbei zum Wirt.
Sie versuchen, den Blick möglichst unauffällig abzuwenden, aber es gelingt ihnen nicht.
Ich weiß genau, dass sie uns die ganze Zeit anstarren.
Aber eigentlich ist es mir egal.

„Eine heiße Kanne Wasser, bitte.“, bestelle ich und der Wirt starrt mich an.
Er scheint es genauso wenig zu verstehen wie ich.
Scheinbar denkt er, ich will ihn veralbern.
Ich schaue ihn direkt an und nicke.
Es dauert ein paar Augenblicke, dann zuckt er mit den Schultern und macht sich an die Arbeit.
Soll ihm doch egal sein, denn er muss es weder trinken, noch bezahlen.

Mit der Kanne heißem Wassers kehre ich nun zu Rashkaar zurück und stelle sie auf den Tisch. „Bittesehr.“
Dann setze ich mich wieder hin.

Rashkaar hingegen scheint etwas zu suchen.
Er kramt in seiner Tasche herum und holt einen Beutel heraus.
Daraus nimmt er zwei Tonbecher und ein seltsames Säckchen.
Alles drei landet auf dem Tisch und ich überlege, was sich wohl in dem Säckchen befinden mag.

Doch Rashkaar lüftet dieses Geheimnis, indem er etwas aus dem Säckchen herausholt.
Was ist das nur?
Ein paar Klumpen kommen zum Vorschein, die er mit seinen Pfoten zerbröselt und in einen Becher gibt.
Das heiße Wasser aus der Kanne schüttet er darauf.
Ich beobachte, wie das Wasser eine tiefbraune Farbe annimmt… Die Krümel dieser seltsamen Klumpen haben sich wohl aufgelöst.

Ich hebe meinen Blick, um ihn anzusehen und stelle fest, dass er mich bereits ansieht.
Sein Blick wirkt auffordernd.
Er hält mir seine Pfote hin… Darin ist ein weiterer Klumpen von diesem dunkelbraunen…Was auch immer es sein mag.
Was erwartet er?
Er deutet kurz in Richtung des zweiten Bechers.
Soll ich das genauso machen wie er?

„Äh. Was genau ist das denn?“
Ich klinge sicherlich misstrauisch, auch wenn ich das gar nicht beabsichtige.
„Tee.“, lautet seine schlichte Antwort.
Was auch sonst?
Womit habe ich gerechnet?
Aber er hält die Pfote noch immer offen in meine Richtung.
Gut.
Ich greife nach dem Klumpen und versuche, es ihm nachzumachen.
Die Brösel landen nach und nach in dem Becher.
„Äh. Mach ich das richtig so?“
Er nickt.
Immerhin.
Dann gieße ich das heiße Wasser aus der Kanne in den Becher.
Der Wasserdampf riecht irgendwie gut.
Auch bei mir verfärbt sich das Wasser… Dann habe ich wohl alles richtig gemacht.

„Und… Was für Tee ist das?“
„Tschaga. Ein Birken-Pilz.“, erwidert er.
Davon habe ich noch nie gehört.
„Also… Tschaga-Tee?“, frage ich. Der Name gefällt mir. „Vielen Dank.“
Der Geruch ist süßlich… Ich bin neugierig, wie der Tee schmeckt.

Rashkaar trinkt einen kleinen Schluck.
Es scheint ihm sehr zu schmecken, denn er leckt sich anschließend über Lippen und Nase und wirkt sehr zufrieden.
Ich werfe einen Blick in die Tasse…
Gleich. Gleich werde ich davon probieren.
„Sag…Wo kommst du her? Wo liegt deine Heimat?
„Tashkahari von der Sippe Kamohran.“
Noch nie gehört.
„Oh. Wo liegt das?“, frage ich nach.
Ich kratze mich im Nacken. Scheinbar macht mich die Frage nervös.
Er beobachtet mich und scheint mein Verhalten nachzuahmen. Jetzt kratzt er sich ebenfalls.
„Weit, weit Richtung Süden. Ich war einige Jahre unterwegs.“
Ich starre ihn an. Das ist ja unglaublich…
„Oh wow…“, erwidere ich nur, weil mir die Worte fehlen.
Ich kann es gar nicht glauben.

„Und… Folgst du irgendeiner Berufung… Also. Arbeitest du irgendwas?„, frage ich weiter, um nicht so lange zu staunen.
„Mein Vater hat mir alles über Pflanzen beigebracht, mir gezeigt wie man sät, pflegt und erntet. Ich habe mich irgendwann allerdings einem größerem Ziel verschrieben. Wir kennen Wege, den Geist ins Gleichgewicht zu bringen.“
Ich starre ihn an und verstehe nicht, was er mir damit sagen will.
„Den Geist ins Gleichgewicht bringen? Wie meinst du das?“

Rashkaar schließt nun die Augen und legt die Pfoten auf seinen Schoss.
Was hat er nur vor?
Ich höre, dass er etwas sagt. Er spricht. Aber ich verstehe ihn nicht.
Dann öffnet er seine Augen wieder.
Aber irgendetwas ist seltsam.
Sie wirken ganz anders…
Waren sie vorhin nicht noch dunkler? Oder doch nicht?
Diese grünen Augen schauen mich direkt an.
Dann nimmt er meine Hand.
„Du bist unsicher und nervös, weil du den Anspruch hast deine Geschichten zu sammeln und dich sorgst, mit deinen Fragen anzuecken.“, sagt er.
Ich starre ihn an.
Das ist beeindruckend und gleichzeitig gruselig.
Ich spüre, wie ich rot werde.
Er hat Recht.
„Äh…. Äh.. Das…. Woher weißt du… Also. Also… Das ist beeindruckend.“, sage ich schnell.

Seine Augen verändern sich wieder.
Sie sind jetzt braun, dabei waren sie doch vorhin ganz sicher grün? Oder doch nicht? Wie kann das sein?
„Eine uralte Kunst meines Volkes.“, erklärt er.
Er wirkt stolz auf sein Volk.
Ich muss lächeln.
„Und du hast dir die Kunst zur Berufung gemacht?“
„Ja. Wir glauben daran, dass der Geist aus drei Ebenen besteht. Und alle kann man betreten.“, erklärt er und wirkt auf einmal sehr fröhlich.
Er schaut mich an.
Was genau meint er denn nun mit drei Ebenen?
Ich bin überrascht, als er mit seinem Schwanz den Tonbecher mit Tee anhebt und einen Schluck trinkt.
Das funktioniert also auch, wenn man ein Katzenwesen ist?

„Drei Ebenen?“, frage ich nun nach, weil ich verstehen will, was er sagt. „Wie? Welche sind das und… Und wie kann man sie betreten? Davon habe ich ja noch nie gehört!“
„Jeder, der bei Bewusstsein ist befindet sich in der Mitte seines Geistes, ein Zustand, in dem Körper und Geist eins sind. Jeder, der träumt lässt seinem Geist die Kontrolle über das Bewusstsein. Und die Dritte: Na ja… es ist schwierig zu erklären. Wenn man bewusst den Geist vom irdischen Zwang, einen Körper zu besitzen befreit kann dein Geist höhere Ort erreichen.“, erklärt er mir.
Das habe ich zwar irgendwie verstanden, aber… Ich kann es mir nicht vorstellen.
Wie kann man einen Geist von einem Körper trennen?
„Hmmm… Ich glaube die ersten beiden verstehe ich… Das dritte… Klingt interessant aber so unwahrscheinlich.“, erwidere ich nachdenklich.
Aber wahrscheinlich verstehe ich auch die Lehren seines Volkes nicht richtig…

„Hm… Und magst du Kunst? Ich meine… Musik, Gemälde… Vielleicht noch etwas anderes?„, setze ich dann meine Fragen fort.
„Ja, sehr. Ich liebe Musik.“
Spielst du auch… ein Instrument oder sowas?„, frage ich.
„Ja. Du wirst es nicht kennen, aber wir benutzen seine Klänge oft zur Meditation.“
Dann springt er plötzlich auf, hüpft vom Tisch und läuft in eine Ecke der Taverne.
Was hat er vor?
Als er zurückkommt, hält er ein langes, bemaltes Holzrohr in seinen Pfoten.
Was genau ist das nun?
Hat er es etwa immer dabei?
Ist das das Instrument?
„Oh… Was ist das?“, frage ich neugierig nach. „Dein Instrument? Kannst du was spielen?“
Ich merke, wie ich selbst ganz aufgeregt werde.

Er fängt an zu spielen.
Es ist ganz anders als die melodischen Lauten-Klänge des Barden.
Die Töne sind tief und laut, aber trotzdem sehr schön.
Irgendwie lösen sie ein ganz anderes Gefühl aus… Eine gewisse Ruhe.
Ich beobachte Rashkaar beim Spielen und mir fällt auf, dass sich seine Ohren in verschiedene Richtungen drehen… Offenbar passend zur Musik.

Ich höre ihm eine ganze Weile zu.
Mir gefallen die Töne, aber ich weiß ganz genau, dass der Wirt und die übrigen Gäste gar nicht begeistert sind.
Als er aufhört zu spielen, höre ich sie leise tuscheln.
Ich blicke ihn an.
Er lässt das Holzrohr sinken und fährt sich mit den Pfoten durch die wolligen Filzhaare.
„Das klingt wirklich entspannend.“

Ich werfe wieder einen Blick auf meinen Fragenzettel.
Dabei habe ich das Gefühl, mich wirklich etwas zu entspannen. Das ist schön.
„Hm. Hast du so etwas wie ein Lieblingsessen?
„Dolma.“, erwidert er.
Ich schaue ihn fragend an.
Was meint er damit?
„Dolma?“, wiederhole ich fragend.
Wieder kramt er in seiner Tasche herum und holt kurz darauf ein kleines Töpfchen heraus. Darin befindet sich etwas Grünes, ganz genau kann ich es noch nicht erkennen.
„Das ist also Dolma?“, frage ich. „Wonach schmeckt es?“
Als Antwort schiebt er das Töpfchen näher zu mir.
„Probieren?“

Ich strecke meine Hand nach dem Essen aus.
„Einfach so?“
„Wie denn sonst?“, erwidert er und scheint meine Frage nicht zu verstehen.
Gut. Dann wohl einfach so.
Ich greife nach dem Inhalt des Töpfchens.
Offenbar handelt es sich um einen eingewickelten Reis-Umschlag.
Ich wüsste nicht, wie ich es besser beschreiben könnte.
Vorsichtig beiße ich hinein und kaue langsam.
Sehr interessant. Pflanzenblatt und Reis, offenbar.
Ich schaue zu Rashkaar. Er wirkt beinahe aufgeregt.
„Oh. Sowas habe ich noch nie gegessen! Schmeckt gut!“, sage ich und Rashkaar scheint meine Antwort zu gefallen.
„Verstehe, dass das dein Lieblingsessen ist.“, füge ich hinzu.

Mein Blick geht wieder zum Fragenzettel.
Ich lese die Frage und weiß gar nicht, ob ich sie stellen will.
Seufzend hebe ich den Blick wieder.
Hm… Gibt es etwas in deinem Leben, das du bereust?„, frage ich und sehe, dass er auf einmal ganz traurig aussieht. Seine Ohren wandern nach hinten und er wirkt niedergeschlagen.
„Meine Mutter war sehr traurig darüber, dass ich nicht in der Oase geblieben bin. Manchmal mache ich mir Sorgen.“
Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.
Er legt den Kopf wieder auf seine Pfoten.
Ich wollte ihn nicht traurig machen!
„Oh. Kannst du sie denn besuchen? Oder ist es zu weit weg?“
„Ich habe fast drei Jahre hierher gebraucht. Ich weiß nicht, ob ich sie je wiedersehen werde.“
Stimmt… Von den drei Jahren hat er schon erzählt.
„Das tut mir sehr Leid… Ich wollte dich nicht traurig machen.“

Ich senke den Blick.
Wahrscheinlich muss ich das Thema wechseln…
Er sollte deshalb kein schlechtes Gewissen haben.
Ich höre, wie er am Tisch herumkratzt.
„Und… Wie gefällt dir denn die Landschaft hier? Magst du die Berge? Oder das Meer?
„Das Meer Es ist so groß und weit. Man kann seine Gedanken einfach mit den Wellen und Winden gehen lassen.“, erklärt er mir.
Ich kann es mir vorstellen.
Die starken Winde und die mächtigen, reißenden Wellen, die immer und immer wieder am Ufer brechen…
„Das klingt sehr schön… Gibt es eine Geschichte, die du sehr gerne magst?“
Geschichten sind etwas wunderbares.
„Da gibt es so unglaublich viele. Ich setzte mich manchmal in einen Baum an der Taverne und höre den Geschichten der Menschen zu.“, erzählt er.
Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee.

„Verstehe. Gibt es denn eine Lieblingsgeschichte aus deiner Heimat? Zum Beispiel von deinem Volk?
„Als ich klein war hat meine mutter mir nachts das Lied der Sterne gesungen. Zwischen den Palmen saßen wir stundenlang dort und haben ich den Himmel schaut, bis ich eingeschlafen bin. Ihr Name ist Sharii. Es gab immer den Duft von feinem Lavendel in unserem Garten. Das ist wohl die schönste Geschichte, die ich kenne. Das Lied der Sterne.“
Ich spüre, wie seine Geschichte mir eine Gänsehaut bereitet.
Das klingt wirklich schön… Aber er scheint seine Mutter zu vermissen.

Ich lächle ihn an.
„Das klingt sehr schön.“
Kurz denke ich über Lavendel nach. Das Wort habe ich schon mal gehört. Eine Pflanze in lila…
„Lavendel… Das heißt wohl auch, dass deine liebste Jahreszeit der Sommer ist?„, frage ich.
Er schaut mich an.
„Ich finde in allen Zeiten liegt eine Besonderheit, obwohl es kaum Schöneres gibt als im Sommer im See zu baden.“, sagt er und überrascht mich damit.
Ich hätte erwartet, dass er vor allem dem Winter abgeneigt ist. Aber scheinbar habe ich mich geirrt.

„Oh… Also ist sogar Schnee für dich in Ordnung?“, frage ich zur Sicherheit nach.
„Oh ja, sehr sogar. Jede der Jahreszeiten bringt etwas Schönes mit sich.“
„Ah, verstehe.“, sage ich.
Eine wirklich interessante Ansicht der Dinge.
Die meisten Menschen, die ich hier kennengelernt habe, meckern über verschiedene Jahreszeiten… Aus immer verschiedenen Gründen.
Dabei hat er ja recht… Jede Jahreszeit ist irgendwie schön.

„Hm, Rashkaar. Glaubst du eigentlich an ein Leben nach dem Tod?„, stelle ich dann die nächste Frage.
„Hmm, ich habe oft darüber nachgedacht und meditiert. Ich weiß nicht was nach dem Tod auf das Leben wartet. Die Menschen verschreiben sich dem Glauben ihrer Götter, um eine Erklärung für diese Frage zu haben. Ich genieße mein Leben solange ich es habe. Was der Tod mit sich bringt wird sich wohl zeigen.“
Mir gefällt seine Einstellung.
„Hm… Du könntest Recht haben… Ich habe schon viele Menschen kennengelernt… Jeder mit einem anderen Gott. Sein Leben einfach so zu leben,… das klingt erstaunlich einfach.“
Ich lächle ihn an.

„Gut, Rashkaar. Würdest du denn sagen, dass das Leben gerecht ist?
„Das Leben ist ein Geschenk. Was die Wesen, welche es bekommen haben daraus machen liegt bei ihnen.“
Sieht er das wirklich so?
„Hm… Aber die Möglichkeiten, die man hat, sind nicht immer die gleichen, oder? Ist das nicht ungerecht? Oder gibt es auch dafür einen Grund?“, frage ich weiter nach. Mich interessiert, was er dazu sagt.
„Ja das ist wohl war. Ich glaube, dass dennoch jeder die Möglichkeit hat, das Richtige zu tun“
„Das freut mich, Rashkaar.“
Es ist schön, dass er so fröhlich ist.

„Hm, gibt es denn etwas, was du speziell an uns Menschen oder unserer Welt sehr seltsam findest? Vielleicht etwas, das bei dir vollkommen anders ist?
Eine Frage, die mich brennend interessiert.
Aber anstatt mir zu antworten, verschwindet er halb unter dem Tisch. Nur halb, weil er mit dem Kopf unter dem Tisch ist und etwas zu suchen scheint.
Dabei fängt der Tisch an zu wackeln.
Er scheint es gefunden zu haben, denn er kommt mit seinem Kopf wieder hoch und legt ein Säckchen auf den Tisch.
Was da nun wieder drin ist?
Diesmal schlitzt er das Säckchen auf und es kommen kleine Kerne zum Vorschein.
Die kenne ich auch… Sonnenblumenkerne.
Sie scheinen ihm zu schmecken, denn er frisst ein paar von ihnen.
Hat er meine Frage gar nicht gehört?

„Oh“, kommt es auf einmal von ihm und seine Ohren stellen sich auf. „Ja so einiges. Ich verstehe nie was ihnen an der Ehre so wichtig ist. Ein Freund hat es mir mal erklärt aber ich habe nie ganz begriffen.“
So wie er es sagt, fühlt es sich an, als würde ich auch nicht zu den Menschen gehören.
Aber dieser Ehrbegriff ist mir auch ein Rätsel.
„Hm, ja… Ich habe schon von vielen Rittern gehört, dass sie fast alles für die Ehre tun würden.“, erwidere ich und zucke mit den Schultern. „Aber nicht jeder Mensch ist so.“
Ich lache kurz auf. Es klingt wirklich seltsam.
„So richtig verstehe ich das allerdings auch nicht.“, füge ich schnell hinzu.

Dann werfe ich einen Blick auf die nächste Frage… Die letzte Frage.
„Hm… Hast du einen Lieblingsgeruch?“
Die Frage ist irgendwie komisch und ich weiß nicht, ob ich darüber lachen sol. Zugegeben keine besonders gute Frage für den Abschluss.
Rashkaar hingegen scheint etwas einzufallen, denn er reißt die Augen auf und verschwindet wieder unter dem Tisch.
Wieder wackelt der Tisch und bevor ich es verhindern kann, fällt ein Becher um und es scheppert laut.
Die Flüssigkeit verteilt sich auf Tisch und Boden und ich spüre schon den bösen Blick des Wirts in meinem Rücken.
Rashkaar hingegen springt kunstvoll auf den Tisch.
Dann hält er mir ein Stoffstück unter die Nase.

Es riecht gut, ich kann es aber nicht ganz zuordnen.
„Oh. Das riecht interessant.“, sage ich und werfe einen entschuldigenden Blick zum Wirt.
Ich lache nervös auf und fange an, die ausgelaufene Flüssigkeit aufzuwischen, damit mir der Wirt nicht allzu böse ist.
Als ich fertig bin, setze ich mich wieder zu Rashkaar.
„Was genau ist das denn?“, frage ich.
„Lavendel.“
Ich schaue ihn überrascht an.
Das ist also der Geruch von Lavendel?

Ich kenne zwar die Pflanze, aber nicht ihren Geruch.
„Oh, darf ich das behalten?“, frage ich lächelnd und deute auf das Stück Stoff, das nach Lavendel riecht.
„Ja gerne.“, sagt er und grinst zufrieden.
Dann schüttelt er… Dabei fliegen seine wolligen Filzhaare in alle Himmelsrichtungen.
„Vielen Dank für das Gespräch, Rashkaar. Das waren tatsächlich alle Fragen.“
Er verbeugt sich. „Auf Wiedersehen.“
Also doch Umgangsformen?
Ich weiß nicht genau, wie ich reagieren soll.
„Auf Wiedersehen. Ich freue mich sehr, dich kennengelernt zu haben!“
Er hüpft vom Stuhl, läuft an Tischen vorbei und nimmt sich im Vorbeigehen ein Stück Käse von einem Teller.
Dann verschwindet er ohne ein weiteres Wort.

Ich sitze in der Taverne und höre das kritische Gemurmel der Gäste.
Außerdem starrt mich der Wirt immer noch sehr böse an.
Aber das war es mir wert… Dieses Katzenwesen ist sehr interessant!

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