Worum geht es?

Um einen Charakter besser kennenzulernen, muss man sich mit ihm auseinandersetzen.
Eine befreundete LARPerin hat mal gesagt: „Manchmal muss man einfach mal mit seinem Charakter Kaffee trinken gehen.“
Oder eben einfach eine Art „Date“ führen.

Und genau das möchte ich mit diesem Projekt machen. Die Charaktere treffen auf einen Erzähler (beispielsweise in einem Café) und quatschen miteinander… Dabei werden vom Erzähler natürlich einige Fragen gestellt.
Für jeden Charakter werde ich einen anderen Block Fragen nutzen, damit es spannend bleibt.

Möchtest auch du, dass ich mit deinem Charakter „einen Kaffee trinke“?
Dann schreib mir einfach!

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Vielen Dank an Celly Schmitz, die mit ihrem Charakter Lilith dieses Interview mit mir geführt hat! 🙂

Eine Brause mit Lilith

Eine Frau mit dunklem Haar und einem Diadem sitzt vor mir. Sie wirkt ein bisschen nervös, sieht aber ganz nett aus.

„Hallo Lilith!“, begrüße ich sie. Ich hoffe, dass die Fragen diesmal etwas angenehmer sind.

„Hallo!“, erwidert sie und lächelt. Sie sieht irgendwie glücklich aus.

„Ich habe hier ein paar Fragen an dich… Aber erstmal: Was möchtest du trinken?“, frage ich sie. Irgendwie ist das ja schon eine Frage, aber sie steht nicht auf dem Zettel.

Ihre Augen beginnen zu leuchten. Das wird interessant.
„Oh… ich mag Odinbier! Dieses süße Met Bier! Gibt es das hier?“

Niedliche Beschreibung irgendwie. Ich will aufstehen, da überlegt sie es sich auf einmal anders.
„Wobei… Vielleicht wäre etwas ohne Alkohol besser. Also… Die dunkle Brause? Bitte?“

Ich schaue sie an und warte kurz ab. Nicht, dass sie gleich doch noch etwas anderes möchte.
Doch sie scheint bei ihrem Wunsch zu bleiben und lächelt mich mit niedlichem Blick an.

„Gut… Also dunkle Brause, ja?“, wiederhole ich zur Sicherheit nochmal. Aber ein Grinsen kann auch ich mir nicht unterdrücken.
Ich stehe auf, gehe zum Wirt und hole ein Glas mit dunkler Brause.

„Bittesehr.“, sage ich und stelle ihr das Glas hin. „Bist du bereit für die Fragen?

„Dankeschön!“. Sie lächelt. „Ja, kann losgehen.“
Sie wirkt immer noch nervös und rutscht ein bisschen auf ihrem Stuhl hin und her.
Dabei braucht sie doch gar nicht nervös zu sein. So schlimm ist es auch wieder nicht… Hoffe ich.

„Gut, Lilith“, sage ich und schaue auf den Zettel. Es fängt gut an. „Welches ist dein Lieblingstier?

„Oh, das ist einfach – der Wolf. Weil es das Wappentier meiner Nana ist und weil Wölfe so stolz und stark sind.“, erklärt sie mir freudestrahlend.
Also ist sie eher ein Hunde-Mensch? Aber was ist Nana?
„Drachen find ich auch toll – sie sind so mächtig!“, unterbricht sie meine Gedanken. „Oh, und Katzen – ich kenn da einen Katzenmenschen. Der ist soo lieb und knuddelig! Und dazu ist er auch klug“, fügt sie hinzu und lächelt. So, als würde sie in Erinnerungen schwelgen.

Sie scheint selbst zu bemerken, dass sie sehr viel plappert, denn sie wird ruhiger und lächelt mich nur noch an. Vielleicht ist sie sogar ein bisschen rot geworden. Schwer zu sagen.

Aber die viel wichtigere Frage. Drachen? Katzenmenschen? Ich verstehe es nicht. Liest sie etwa gerne Fantasie-Bücher?

Und was davon ist jetzt ihre Antwort? Alles davon?

„Also… Wölfe? Katzen? Ich meine… Drachen gibt es ja nicht und… Was sind jetzt schon wieder Katzenmenschen? Und wer ist Nana?“, frage ich.
Fragen über Fragen.
Dummerweise steht keine davon auf dem Zettel.

Ich hoffe, dass ich trotzdem Antworten auf meine Fragen bekomme.

„Oh, also Nana ist meine große Schwester Mejia!“, erklärt sie und lächelt. „Ich hab meine echte Nana früh verloren und Mejia hat mich aufgezogen so gut sie konnte, und beschützt.“
Sie sieht aus, als würde sie kurz nachdenken.
„Katzen Menschen sind…äh… Menschen, die wie Katzen sind…Glaube ich… Also mein Freund Rashkaar zum Beispiel ist Schamane. Und Drachen gibt es, ich musste mal auf einen aufpassen, für meine Meisterin. Aber die sind viel kleiner als in den Büchern.“

Sie sieht mich erwartungsvoll an.
Was glaubt sie, was ich darauf sage?
Vielleicht ist etwas in der Brause…
Aber nach allem, was ich bei dieser anderen Frau so gehört habe, wundert es mich kaum… Die spinnen doch alle ein bisschen.

„Deine echte Nana? Alles klar, du hast eine Schwester… Und es gibt wirklich Drachen? Nun… Also gut… Äh.“, sage ich und versuche krampfhaft, das Thema zu wechseln. Ich blicke zu meinem Zettel. „Magst du deinen Vornamen?

„Ja. In meiner Heimat, Elefteria, werden wir nach unseren Göttinnen benannt. Lilith ist unsere Göttin des Lichts – ihren Namen zu tragen ist eine Ehre.“

Schon wieder diese Geschichten über Götter. Aber der Name ihrer Heimat klingt so, als ob es dort schön wäre.

„Oh. Ist es schön in deiner Heimat? Licht also….dann magst du wohl auch eher helle Farben?“. Ich überlege kurz und durchsuche meinen Zettel. Gibt es eine passende Frage dazu?
Ja. Gibt es!
„Das heißt… Mit welcher Farbe würdest du deine Persönlichkeit beschreiben und warum?“
Super Überleitung, denke ich und schaue sie erwartungsvoll an.

„Ich war lang nicht mehr dort, aber in meiner Erinnerung ist es traumhaft dort… Überall Natur, perfekte Blumen, klare Flüsse und Seen, viel Sonne…“, schwärmt sie in Gedanken. Es scheint ganz so, als wäre ihr Heimatland wirklich wunderschön.
„Also… Meine Farbe… ist wahrscheinlich ein helles Rot.
Schon wieder rot. Das scheint ja ganz schön weit verbreitet zu sein. Und warum?

„Ja, hell wegen des Lichts, genau… und Rot… Weil ich vom Element Feuer bin! – und ich glaube, so ist auch mein Charakter „, kam die Erklärung zurück. Sie wirkte nachdenklich, lächelte aber trotzdem weiterhin. Sehr niedlich.

„Schon wieder rot…“, erwidere ich und lache. „Aber ja… Ergibt irgendwie Sinn.“
Wobei ich das ‚Warum‘ noch nicht ganz verstanden habe. Aber egal. Die nächste Frage wartet.
„Dann machen wir mal weiter. Siehst du eher deiner Mutter oder deinem Vater ähnlich?„, frage ich.
Wieder hoffe ich, dass ihre Eltern leben und ich nicht in irgendein Fettnäpfchen springe.

„Hm… ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“, erwidert sie dann. Sie wirkt ruhiger als sonst. Etwas stimmt nicht. „Ich habe meine Mutter kaum kennen gelernt und meinen Vater habe ich auch sehr lange nicht gesehen. Ich hoffe, dass ich wie meine Mutter aussehe. Es heißt, sie war wunderschön.“

Oh nein… War ja klar, dass das irgendwann passieren musste.
„Oh…“, stammle ich und werde rot. Ich merke das. Ich hasse es, rot zu werden. Aber es passiert bei mir unfassbar schnell. „Das tut mir Leid.“
Ich will das Thema wechseln. Sie soll nicht traurig sein und es ist mir wirklich unangenehm.
„Äh. Ja.“, sage ich eloquent und werfe einen schnellen Blick auf meinen Zettel. „Ähm. Hörst du gerne Musik?

Themenwechsel so ganz ohne Überleitung. Oh je.

„Ist in Ordnung, das wusstest du ja nicht.“, erwidert sie und lächelt tatsächlich Ich bin überrascht. Sie ist eine echt fröhliche Frau… Und das, obwohl sie offenbar einiges mitmachen musste.

„Ja, ich liebe es zu singen oder Barden zu lauschen. Wenn irgendjemand Harfe, Violine, Flöte oder Laute macht mich das immer glücklich.“, erzählt sie und ich glaube es ihr sofort. Das Leuchten in ihren Augen sagt, dass es wahr ist.

Kannst du denn selbst auch ein Instrument spielen? Oder singst du gerne?„, frage ich und merke, dass ich mich wiederhole. Sie hat doch gerade gesagt, dass sie gern singt. Ich würde mir gerne gegen die Stirn klatschen, aber das würde sie sicher seltsam finden.
Also verfluche ich mich innerlich und höre ihr weiter zu.

„Ich spiele leider kein Instrument.“, antwortet sie und wirkt etwas bedrückt. Scheinbar würde sie gerne ein Instrument spielen können.

„Aber ich singe sehr sehr gern, ja.“, fügt sie hinzu und lächelt sofort wieder.
Dann fällt ihr noch etwas ein:
„Oh, aber nicht so wie diese betrunkenen Männer in den Tavernen immer.“, sagt sie schnell. „Die singen GANZ furchtbar… Laut und schief und über komische Dinge manchmal…“

Ich lache und denke an ein paar Abende in Tavernen. Sie hat recht. Aber ich finde das eher lustig.
Und sie scheint bei manchen Themen ein wenig schüchtern zu sein. Das finde ich interessant.

„Aha? Über komische Dinge also?“, frage ich lachend und werfe erneut einen Blick auf den Zettel… Oh je. Die Frage steht da doch nicht wirklich, oder?
„Ähm.“, sage ich eloquent und erröte sofort wieder. Ich senke den Blick. Wie komisch.
„Oh… Äh… Möchtest du irgendwann mal Kinder haben?“

„Hm. Darüber hab ich noch nie nachgedacht.“, lautet ihre Antwort. „Ich glaub… ich glaub schon, ja. Irgendwann, wenn ich meine Lehre abgeschlossen habe.“

Eine Lehre also?
Ich hebe langsam den Blick und schaue sie wieder an.
Sie scheint auch noch gar nicht allzu alt zu sein. Das hat ja alles noch Zeit.
„Was für eine Lehre eigentlich?“, frage ich dann. „Das passt auch zu einer Frage: Was für einen Beruf übst du aus?“

Ihre Augen beginnen wieder zu leuchten.
Offenbar gefällt ihr ihre Arbeit.
„Ich lerne Magie.“, erklärt sie stolz. „Ich will später eine große Kampf Magierin werden und alle guten Leute schützen!“
Lächelnd sehe ich sie an. Das ist irgendwie ein süßer Plan. Naiv, aber süß.
Aber… Glaubt sie wirklich an Magie?

„Und meine Meisterin, die Magistra Hagelsturm bringt mir noch viel mehr bei. Geduld zum Beispiel. Und Sticken.“, fügt sie dann noch hinzu.
Magistra Hagelsturm… Ich überlege, ob ich den Namen schon einmal gehört habe. Ich glaube aber nicht.
Klingt auf jeden Fall so, als wäre sie eine gute Lehrerin für Lilith.

„Und etwas Geld verdiene ich, indem ich hübsche Dinge sammle und verkaufe, oder ich mache Schmuck daraus und verkaufe den!“, sagt sie dann noch. Ihr Lächeln ist wie immer sehr breit. Sie freut sich wirklich über ihr Leben.

Aber was ist das mit dieser Magie? Und den Drachen? Hat sie irgendetwas Falsches getrunken? Vielleicht ist wirklich etwas in das Getränk gemischt worden.

„Magie?“, frage ich deshalb prüfend nach. „Drachen, Magie, Katzenmenschen…?“
Vielleicht ist ja etwas ganz Besonderes in ihrer Brause. Um das zu Überprüfen, hebe ich ihr Glas hoch. Ich erkenne aber nichts Ungewöhnliches… Wie seltsam.
„Aber dir gehts gut, ja?“, frage ich sie dann. Ich mache mir schon Sorgen. Nicht, dass sie vergiftet wurde oder so.

„Ja, großartig!“, gibt sie strahlend zurück.
Immerhin geht es ihr gut. Das möchte ich auch.

Ich laufe zum Wirt und hole auch für mich ein Glas mit dunkler Brause. Vielleicht erzähle ich dann gleich auch von Magie, Drachen und Katzenmenschen.

„Also dann.“, sage ich. „Wovor fürchtest du dich am Meisten?

Ihr Blick wird ernst. Fasziniert beuge ich mich ein bisschen näher, um ihre Reaktionen genauer zu sehen.
„Davor, wieder meine Familie zu verlieren.“, antwortet sie. Absolut verständlich. „Und vor den Orks.“

Warte. Was?
„Orks?“, frage ich verwirrt. „Was ist das jetzt wieder?“
Die Zauberbrause scheint bei mir nicht zu wirken.

„Äh…. das sind so…Große Kerle mit riesigen spitzen Zähnen und grauer Haut. Die tragen fetzige Kleidung und grobe hässliche Waffen und sie wollen uns Elfen immer die Ohren abschneiden…“, erklärt sie mir.
Es klingt so, als wäre es vollkommen normal und alltäglich.
Dabei fasst sie an ihre Ohren. Stimmt… Die sehen ein bisschen anders aus als meine.
Ich bin fassungslos.

„ELFEN?“, frage ich laut. Ich kann es wirklich kaum glauben. Ein großer Schluck Brause muss helfen. Dabei starre ich sie weiter an. „Ähm… Hast du Fieber oder so? Brauchst du einen Arzt?“
Oder habe ich vielleicht Fieber?
Bilde ich mir das nur ein? Halluzinationen?

„Äh… Nein. Mir geht es gut… Aber du siehst blass aus… Geht es DIR gut?“, fragt sie besorgt.

Ich verstehe gar nichts mehr. „Aber Elfen waren doch… Äh. Ich meine. Kannst du fliegen?“
Flügel habe ich bei ihr nicht gesehen. Aber das waren doch diese kleinen Dinger aus den Geschichten, die fliegen konnten. Oder?

Sie starrt mich an. Erst verwirrt, dann lachend. „Nein! Ich bin doch kein Vogel!“, sagt sie dann.

Klar. Vollkommen logisch. Aber eine… Elfe.
„Achso. Ja. Sag ich doch. Klar. Fliegen..Ha ha…“, antworte ich und lache dabei absolut gekünstelt.
Was ist nur los mit dieser Welt?

Worauf bist du besonders stolz?“, setze ich das Frage-Antwort Spiel fort. Ich muss das Thema wechseln. Unbedingt!

„Hm… worauf ich bei mir stolz bin? Ich bin sehr stolz darauf, dass ich schon ein paar Zauber beherrsche. Und dass ich jetzt sticken kann.“, antwortet sie lächelnd. „Manche sagen, ich sei besonders offen und empathisch… ich glaube, darauf kann man auch stolz sein.“
Ihre Einschätzung stimmt. Beziehungsweise die der anderen Leute. Interessant.

„Ja, da hast du wohl recht. Kannst du eigentlich schwimmen?„, wechsle ich wieder das Thema. Ich möchte nicht wieder in seltsame Details rutschen, die mich verwirren.

Sie zögert und wirkt irgendwie unsicher. „Äh, ich weiß nicht… ich hab es noch nie versucht…“, sagt sie und kratzt sich nervös am Hals.
Gut. Muss sie ja auch gar nicht können.

„Ach stimmt ja… Feuer war ja eher dein Element. Na dann. Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Die Frage interessiert mich. Wahrscheinlich wird es wieder eine Götter-Erklärung, aber ich finde es trotzdem recht spannend.

„Ja. Ich denke, dass die Götter uns zu sich rufen, wenn wir sterben.“, sagt sie. Die Erklärung kommt mir bekannt vor.
„Ich glaube, meine Nana ist auch dort“, fügt sie flüsternd hinzu.

„Götter?“, spreche ich leise zu mir selbst. „Glaubt sie auch an so viele… mit diesen komischen Namen?“. „Was für Götter denn?“, frage ich dann an sie gerichtet.

Sie grinst vergnügt.
„Oh, da gibt es viele!“
Daraufhin holt sie ein Buch heraus.
Warum haben alle immer ein Buch dabei?
Aber dieses Buch sieht wesentlich edler aus.
Es ist von silberner Farbe. Auf dem Einband ist ein Symbol, das mich an einen Stern erinnert.
„Die meisten von Ihnen sind weiblich.“, erzählt sie, während sie durch das Buch blättert. „Unsere höchste Göttin ist die Phönixgöttin, Phenix. Ihr gegenüber steht die düstere Phenidreaka. Dann gibt es noch Flyra, die Göttin des Feuers. Und Tryana, Göttin der Erde. Lyistana, Göttin des Handwerks, Cirran, Göttin der Stärke… so viele!“
Sie lächelt, zählt aber zum Glück nicht noch mehr Götter auf.

„Oh, die klingen ja doch anders“, fällt mir auf. „Äh… Wow! Düster? Wie düster? Was macht sie?“, frage ich dann, weil sie diese eher böse Göttin erwähnt hat.

„Katastrophen, Dunkelheit… Sie ist eifersüchtig auf Phenix und ihre Macht. Und weil alle Phenix lieben und als höchste Göttin ansehen.“, erklärt sie und zuckt mit den Schultern.
Klingt irgendwie plausibel.

„Aber Phenix ist ja auch die beste. Sie ist mächtig, klug, gerecht und gut.“, fügt sie schwärmerisch hinzu.

„Ah.. Also ist die eifersüchtig?“, wiederhole ich und denke darüber nach. Das ist schon seltsam. „Mhm… Und trotzdem eine Göttin.. Verrückt. Warum verehrt ihr nicht nur eine? Eine Gute… Also. Phenix zum Beispiel?“
Das ist eine Frage, die ich mir wirklich stelle.
Warum gibt es überhaupt böse Götter?

„Na ja, weil eine Göttin sich nicht um alles gleichzeitig kümmern kann!“, erwidert sie schlicht.
Klingt logisch.

„Die meisten von ihnen wurden ja auch in das Pantheon erhoben, nachdem sie als Sterbliche eine bestimmte Tugend erlangten. Und im Pantheon stehen sie für diese Tugend.“, erklärt sie dann noch.

Interessant. Götter waren also bei ihr wirklich mal Menschen?
„Achso, man kann bei euch zu einem Gott werden?“, frage ich. Das ist ziemlich beeindruckend.
„Aber ich fürchte ich muss zur nächsten Frage übergehen… Was ist deine frühste Erinnerung im Leben?

Sie wird wieder ruhiger. Schlechtes Zeichen.
„Hm… Darüber rede ich eigentlich nicht…“, sagt sie und wirkt bedrückt.
„Ich war ziemlich einsam. Und ich habe viel gelesen und gemalt.“, fügt sie dann noch leise hinzu.

Mal wieder ins Fettnäpfchen getreten. Toll.

„Tut mir Leid… Du musst auch nicht jede Frage beantworten.“, entschuldige ich mich unsicher. „Sag das dann einfach, ja?“

Sofort wirkt sie wieder fröhlicher. „In Ordnung!“

Hast du eigentlich Angst vor Spinnen?“, gehe ich die nächste Frage an. Allzu viele sind es nicht mehr.

„Ein bisschen.“, sagt sie. „Die haben gruselige lange Beine. Aber ich möchte Sie trotzdem nicht töten, sie tun mir ja meistens nichts.“

Ich überlege kurz. „Meistens? Ich meine… Nur diese Giftspinnen von weit weg sind gefährlich, oder?“
„Ja, aber ich weiß ja nicht, ob es in den Mittellanden nicht auch solche Spinnen gibt.“, gibt sie nachdenklich zurück.

Hm. Hast du eigentlich ein Haustier?„, schreite ich zur nächsten Frage.

„Nein, leider nicht… ich hätte gern einen kleinen Drachen oder so.“, erwidert sie schwärmerisch.

„Einen kleinen Drachen?!“, frage ich entsetzt nach und spucke dabei beinahe die Brause in meinem Mund über den halben Tisch. Ich sollte vielleicht aufhören, zu trinken. Sonst landet nachher mehr Brause in der Taverne als sonstwo.
„Oh… Das klingt gefährlicher als eine Spinne. Oh je. Aber… Magst du lieber Berge oder das Meer?“
Ich will verhindern, auf ihre Antworten einzugehen, sonst kommen wieder Erklärungen, die ich nicht verstehe. Es gibt doch gar keine Drachen…

„Äh… beides!“, beantwortet sie meine Frage. Na toll. „Unsere Akademie liegt in den kalten Bergen, wo es viel tolle Natur gibt… Aber das Meer ist immer so schön wild wenn es windig ist, und es macht tolle Geräusche!“
Sie strahlt wieder während sie an ihre Akademie denkt.
Ich weiß nicht, ob ich mich mit der Antwort zufrieden geben soll.

„Na gut, dann beides.“, gebe ich mich geschlagen und lächle nachsichtig.

Wieder blicke ich zu meinem Zettel. Interessante Frage.
Ist es dir wichtiger, nett zu sein oder ehrlich zu sein?

„Also ich finde schon, dass man immer nett und höflich sein sollte. Aber ich mag nicht lügen. Und wenn jemand etwas zu schimpfen hat, dann soll er das sagen. Ich sage immer, was ich denke.“, antwortet sie. Das klingt total vernünftig.
Und wieder lächelt sie so süß. Sie ist wirklich lebensfroh.

„Das ist gut“, antworte ich und nicke.
Ein erneuter Blick auf den Zettel.
Oh. Oh Nein.
Wieder erröte ich. Wie soll ich die Frage denn stellen? „Äh… Lieber… Männer oder Frauen? Also… So nackt?“, stammle ich dann.
Verdammte Fragen.
Wessen Idee war das eigentlich?

„Äh…“, beginnt sie und wirkt auch verlegen. „Also eigentlich lieber gar nicht nackt!“
Sie kichert unsicher.
„Aber ich find Burschen schon ein bisschen interessant. Es gibt da einen Mann, der ist total spannend…“, erwidert sie kichernd und sieht weg.

„Aha?“, frage ich neugierig. „Verliebt also?“
Ich grinse dämlich.

„Ein bisschen, glaube ich.“, sagt sie verlegen.
„Ich war noch nie verliebt…“, fügt sie leise hinzu.
Wie kann das überhaupt sein?

„Oh, wirklich? Aber interessant fandest du doch sicherlich schon welche…?“, frage ich dann. „Achso. Ja. Wie alt bist du denn eigentlich?“
Vielleicht ist sie auch einfach noch zu jung dafür.

„Eigentlich nie…“, lautet ihre Antwort. „Oh, ich bin 151.“
Diesmal ist es passiert.
Ich spucke die Brause über den halben Tisch.
„BITTE WAS? Du meinst bestimmt eher…15? Oder so?“
Sie muss sich vertan haben.
Das kann doch gar nicht sein.

„Oh, du meinst in Menschen-Verhältnissen? Die meisten wurden sagen, dann bin ich 17. Ich bin fast erwachsen.“, erklärt sie mir. „Aber tatsächlich lebe ich jetzt genau 151 und ein halbes Jahr!“

„In…Menschenverhältnissen. Klar.“, gebe ich verwirrt zurück. Nicht nachfragen. Einfach hinnehmen. „Ja. Genau. Also… Dann weißt du ja auch viel über dich und so… Hast du irgendwelche schlechten Angewohnheiten?“

„Ich bin viel zu emotional. Meine Magistra sagt, wenn ich in den Kampf will, muss ich Vernunft lernen und auf meinen Kopf hören. Und ich bin manchmal laut. Und eigentlich bin ich überhaupt nicht so, wie es sich für eine Elfendame gehört.“, erzählt sie und seufzt. „Aber ich versuche es!“

„Ui, sogar eine Elfendame.“, erwidere ich anerkennend. Irgendetwas muss an dieser Geschichte doch dran sein. Und dann noch die Sache mit den Ohren… „Aber schön, dass du ehrlich bist. Bist du denn eher zu früh oder zu spät, wenn du irgendwo eingeladen bist?„, lautet dann die nächste Frage.

Sie überlegt.
„Hm. Immer unterschiedlich.“, sagt sie dann. „Je nachdem wie die Reise verläuft.“
„Stimmt. Klingt logisch.“, erwidere ich. „Und gibt es etwas, worauf du bei… äh… Menschen als erstes achtest, wenn du sie zum ersten Mal triffst?
Kann ich das überhaupt sagen, wo sie doch selbst kein Mensch ist… Also. Zumindest offenbar. Ich bin verwirrt.

„Hm. Ich schau einfach, ob sie böse oder nett aussehen.“, sagt sie schlicht. „Damit ich nicht an jemanden gelange, der mit etwas tut.“
Auch das klingt einfach, aber sinnvoll.

„Mh. Jo…“, sage ich und zucke mit den Schultern.
Ich werfe einen Blick auf den Zettel. Die letzte Frage. Dann ist es tatsächlich schon wieder vorbei.
„Gut… Eine Frage zum Schluss: Was ist dein Lebenszitat?“
Blöde Frage, denke ich. Aber ich kann nichts machen. Und vielleicht kennt sie ja einen guten Spruch.

„Mein… äh… Also ehrlich gesagt hab ich hat keins…“, erwidert sie und kichert verlegen. „Was ist denn deins?“, kontert sie dann. Erwischt. Ich habe natürlich auch keins.

„Ja… Gute Frage“, antworte ich lachend. Ein bisschen peinlich ist mir das schon. „Eigentlich… Weiß gar nicht.“
Ich blicke nochmal zum Zettel.
„Braucht man wahrscheinlich auch gar nicht, sowas. Danke für deine Zeit. Ich hoffe, es hat dir gefallen, Lilith.“

„Na dann!“, sagt sie fröhlich.
„Dankeschön, es hat großen Spaß gemacht mit dir zu reden!“, bedankt sie sich. Wieder strahlt sie über beide Ohren. Sie sieht so glücklich aus… Irgendwie macht mich das froh.
Das scheint irgendwie ansteckend zu sein.

Eine wirklich interessante und fröhliche Frau… Oder Elfin? Was sagt man da nur?

Sie winkt mir zu, als ich die Taverne verlasse und sich unsere Wege trennen… Aber vielleicht sieht man sich noch einmal wieder.

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