Nachdem ich Bjorn im Wald wiedergefunden hatte, wollte er unbedingt einen Ort zum Schlafen haben. Also haben wir den Wald verlassen und sind durch verschiedene Dörfer gelaufen, weil Bjorn nicht in einer Höhle im Wald schlafen wollte.
Die Menschen aus den Dörfern haben mich immer sehr seltsam angeschaut. Ich denke, dass sie Angst vor mir hatten. Sollen sie auch.
Aber niemand wollte uns einen Schlafplatz für die Nacht geben.
Ich habe Bjorn gesagt, dass wir immer noch in einer Höhle im Wald schlafen können, doch er wollte nicht.
Irgendwann sagte uns ein Bewohner des Dorfes, dass es in Burg Grenzstein Schlafplätze gibt. „Doch will dort niemand hin“, sagte er.
Und war egal, was dieser Mann gesagt hat, also sind wir einfach zu der Burg gegangen. Es war schon fast dunkel und so wollten wir einfach nur ankommen.
Vor den Toren der Burg standen viele Leute. Ich wollte schon fast wieder umdrehen, weil es so aussah, als könnten wir die Burg nicht betreten. Doch manche wurden herein gelassen, also drängelten wir uns durch die Menge und gingen zum Tor. Der Mann wollte ein Kupfer haben, doch ich habe gesehen, dass andere Menschen auch so durch das Tor gelassen wurden. Der Mann hat gefragt, ob es Heiler gibt. Heiler durften ohne Kupfer durch das Tor. „Da, bin ich Heiler.“, habe ich gesagt und so hat er mich durchgelassen. Dann habe ich gesagt, dass Bjorn auch mitkommen muss, doch er musste ein Kupfer bezahlen. Hat er auch gemacht. Hinter dem Tor gab es zwei Wege. Ein Weg schien zum Innenhof zu führen und so sind wir diesem Weg gefolgt.
Es erinnerte mich an das Armenviertel in Bärenfels. Überall lagen Bettler. Sie kamen direkt zu uns, wollten Geld oder Essen haben und haben manche Menschen sogar festgehalten. Wir sind einfach weiter gegangen. Die Menschen sahen nicht gesund aus und husteten. „Hoffentlich stecken sie uns nicht an“, habe ich gedacht.
Weil wir nur ein Zimmer zum Schlafen haben wollten, haben wir einen Herren der Burg gesucht. Doch wir haben keinen gefunden. Nur Bettler und andere Reisende wie uns. Irgendwann haben wir beschlossen, dass wir uns einfach ein Zimmer nehmen werden. Das haben wir dann auch gemacht und unsere Taschen dort gelassen.

Bjorn war sehr müde von der Reise und legte sich sofort hin. Während er schlief, befragte ich Odin zu diesem Ort. Was hatte es nur mit all diesen kranken Bettlern auf sich? Ich hatte Sorge, dass wieder einmal etwas Schlimmes passieren würde. Hoffentlich steckte uns keiner an.

Dann fiel mir die Runenformel aus dem Buch wieder ein. Die, mit der man Wunden heilen können soll. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob es wahr sein konnte. Doch war mir klar, dass es in Odins Händen lag.
Also wartete ich, bis Bjorn wieder aufgewacht war und bat ihn, mir seinen Arm hinzuhalten. Er dachte nicht weiter darüber nach und tat es einfach.
Daraufhin nahm ich mein Jagdmesser und schnitt ihm in den Arm.
Er fluchte und fragte mich aufgebracht, wieso ich das getan hatte, doch ich lächelte nur leicht und sagte ihm, dass ich mich darum kümmern würde.
Ich hoffte, dass es funktionieren würde.

Zunächst reinigte ich die Wunde wie in dem Buch beschrieben, um Fieber und Wundbrand zu vermeiden. Dann wickelte ich einen Verband um seinen Arm.
„Heil dir Odin, der du so viele Masken trägst. Sucher, ich suche dich. Hör mein Gebet. Dies ist einer deiner Krieger und er wurde verwundet. Also nimm die Rune Isa-„, ich schrieb die Rune auf seinen Verband – „um die Blutung zu stoppen. Verlangsame das Wasser, das Blut in seinem Körper. Nimm dann die Rune Algiz-„, ich schrieb die Rune Algiz auf seinen Verband – „um die Verletzung zu heilen. Schließe die offene Wunde und versiegle sie, auf dass der Krieger weiter kämpfen kann. Nimm als Letztes die Rune Laguz, die Rune des Flusses, um das Blut wieder fließen zu lassen. Odin, heile die Wunde, heile die Verletzung!“
Bjorn schrie auf und verfluchte mich erneut, doch ich hielt seinen Arm fest, damit er still hielt. Ich hoffte, dass es funktioniert hatte und die Verletzung jetzt geheilt war. Ansonsten hätte das Buch gelogen.

Bjorn beklagte sich darüber, dass die Verletzung juckte. Er wollte kratzen, doch ich hielt seine Hand fest. „Njet, nicht kratzen!“, ermahnte ich ihn und dachte darüber nach. Dann fiel mir ein, warum die Wunde jucken musste.
„Musst du dir vorstellen wie normale Heilung. Wenn du Wunde lässt heilen, dann juckt sie. Dauert lange, bis sie verheilt ist. Wenn sie jetzt verheilt, ist nicht viel Zeit. Juckt stärker. Ist schneller geheilt, da?“, erklärte ich ihm. Ich war mir nicht sicher, ob es stimmte, aber es klang vernünftig.
Doch Bjorn war nicht vernünftig und er wollte nichts von meinen Erklärungen wissen.
„Kannst du abmachen Verband.“
„Njet!“, protestierte er. „Verblute ich sonst!“
Ich schüttelte den Kopf. „Njet. Wirst du nicht. Ist Wunde weg.“
Daraufhin war es an ihm, den Kopf zu schütteln. „Kann nicht weg sein!“
Doch er schien nicht ganz von sich selbst überzeugt zu sein und wickelte den Verband vorsichtig ab.

Die Wunde war verschwunden.
Bjorn kam aus dem Staunen nicht heraus, doch wir hatten dafür keine Zeit.

Ich wollte wissen, was das für eine Burg ist und so haben wir uns erst einmal umgesehen. Es gab viele Gänge und Zimmer und noch einen äußeren Hof der Burg.

Wir haben erfahren, dass es einen Verwalter der Burg gibt und dass er Quintus heißt. Als wir ihn aufsuchen wollten, stauten sich bereits die Menschen vor dem Zimmer.  Bjorn und ich wollten nicht so lange warten und entschieden deswegen, zunächst die Burg weiter zu erkunden.

In einem dunklen Gang hörten wir auf einmal Jemanden reden. Er schien unseren Akzent nicht zu verstehen und fragte uns, ob wir drei weitere Personen getroffen hätten, die genauso wie wir sprechen. „Sprechen wie wir?“, dachte ich und verstand nicht recht, was er meinte. Er beschrieb uns die Personen, die er suchte und bot uns ein Kupfer an. Dafür sollten wir den drei Personen, dass Benedikt, den wir nicht kannten, im Keller ist. Wer genau Benedikt ist, wollte er uns allerdings nicht verraten. Ein Kupfer war nicht viel, doch wir wollten uns ohnehin umsehen. Also stimmten wir zu. Er fragte nach unseren Namen und wirkte sehr betrunken. Sein Name war Paul.

Wir verabschiedeten uns von Paul und machten uns auf die Suche. In der Taverne fanden wir sie schließlich. Sie sprachen ähnlich wie wir.
Wir teilten ihnen mit, dass sich Benedikt im Keller befindet. Die drei bedankten sich und meinten nur, dass sie das bereits wüssten. Doch unseren Kupfer wollten wir uns trotzdem von Paul holen, schließlich hatten wir den Auftrag erfüllt.
Also verließen wir die Taverne wieder und liefen zu dem dunklen Gang mit der Statue. Doch hier war Paul nicht mehr. Wir waren uns auch nicht sicher, wie genau er aussah. Er trug einen Mantel, das hatten wir gesehen.
So durchsuchten wir weitere Gänge der Burg. Dabei betraten wir eine Art Tempel. Auf den hölzernen Stühlen saßen einige Menschen, die meisten von ihnen waren rot gekleidet.
Als wir hinein kamen, drehten sich alle zu uns um.
Es wirkte, wie eine von diesen fanatischen Glaubensanhängern, die ich auf Reisen schon öfter getroffen hatte. Mir gefiel das überhaupt nicht, schließlich war es immer Odin, den sie mit ihren Gebeten anriefen. Wieso also nicht seinen wahren Namen nennen?

Sie schauten uns an.
„Ist Paul hier?“, rief Bjorn in die Menge, woraufhin alle Anwesenden lachten. Wir verstanden nicht, weshalb sie lachten.
„Nein, er ist nicht hier.“, antworteten sie dann schließlich.
Also drehten wir uns um und verließen den Tempel wieder.
Zum Glück, denn es war mir absolut nicht geheuer.
Diese Glaubensanhänger schienen sich „Die helfenden Hände“ zu nennen.

Wir setzten unsere Suche fort und statteten der Taverne einen erneuten Besuch ab. Vielleicht hatte hier ja jemand Paul gesehen.
Und im hinteren Raum fanden wir ihn.
Hier saßen einige Menschen an verschiedenen Tischen, tranken und spielten Würfelspiele.
Es gefiel mir, doch ich wollte zuerst den Auftrag erledigen.
Also sprachen wir Paul an und verlangten unser Kupfer. Ich machte mich schon auf einen Streit gefasst, doch er gab es uns ohne zu Zögern.
„Habt Ihr noch mehr Aufträge für uns?“, fragte Bjorn ihn dann, woraufhin er uns an die Personen verwies, die neben ihm am Tisch saßen.
Der, der uns ansprach, trug viele Felle und schien auch einen Bogen bei sich zu tragen. Vielleicht würde ich mich ja mit ihm verstehen.

Er stellte sich uns als Halfdan vor und bot uns an, ihn zu beschützen.
Wir sahen ihn etwas verwirrt an, da wir in der Burg keinerlei Gefahren gesichtet hatten.
Doch er erklärte, dass er das Gefühl hatte, es würde bald zu Kämpfen kommen.
Woher er diese Gedanken hatte konnte ich mir nicht erklären, aber wenn wir dafür Kupfer bekamen, dann sahen wir keinen Grund, es abzulehnen.
Er bot uns für diesen Abend sechs Kupfer und wollte uns für den zweiten Tag sogar sechs Kupfer pro Kopf geben. Das Angebot klang nicht schlecht, zumal wir tatsächlich keine Gefahren vermuteten.
Halfdan zahlte uns drei Kupfer im Voraus und so saßen wir noch eine Weile in der Taverne. Wir mussten ihn jetzt beschützen und wichen nicht von seiner Seite.
Mir gefiel die Taverne ganz gut, auch, wenn mir so viele Menschen nicht geheuer waren. Man konnte ja nie wissen, wer sich hinter einem befand.

„Das hier ist Kirren.“, stellte Halfdan uns einen anderen Mann vor, der mit ihm am Tisch saß und Würfelspiele spielte. Halfdan bot an, uns ein Getränk auszugeben. Ich stellte zunächst sicher, dass die Getränke auch nicht infiziert oder giftig waren, dann stimmte ich zu. Ein Krug Met würde den Abend mit Sicherheit verbessern.

Es dauerte nicht lange, bis eine weitere Person an den Tisch heran trat. „Oh, Jin, mein Freund. Setz dich zu uns. Das hier sind Bjorn und Anastasya.“, begrüßte Halfdan ihn und stellte uns vor. „Sie werden uns heute beschützen.“
Er begrüßte uns und setzte sich dann zu Kirren.

Wir sprachen über Götter und unsere Heimat und Bjorn und ich zeigten ihnen das Würfelspiel „Othila“. Nach ein paar Runden beschlossen wir, uns die Messe der helfenden Hände anzuschauen, die bald stattfinden sollte. Da Halfdan, Jin und Kirren sich ohnehin dazu entschlossen hatten, den Tempel zur zweiundzwanzigsten Stunde zu besuchen, war es keine Frage, ob wir mitkommen würden.
Schließlich bekamen wir sechs Kupfer, wenn wir Halfdan beschützten.

Doch zuerst wollten wir uns das Tor genauer anschauen. Wir hatten Gerüchte gehört, dass wir die Burg nicht mehr verlassen durften. Das wollten wir herausfinden.
Direkt bei dem Tor befanden sich tatsächlich einige Wachen. Sie trugen weiße Gewandung mit dem Wappen der Burg darauf. Drei Schlüssel, die in einem Kreis angeordnet waren.
Wir beschlossen, den Verwalter der Burg aufzusuchen. Diesmal konnten wir das Zimmer von ihm betreten; es war nicht mehr überfüllt.
„Seid Ihr Quintus?“, fragte Bjorn ihn.
„Der bin ich.“, antwortete er darauf knapp.
„Was ist mit dieser Burg?“, setzte Bjorn fort.
„Ja. Hier sind viele Kranke. Die Burg steht unter Quarantäne.“, erwiderte Quintus kalt.
„Quaran…-was?“, fragte Jin nach.
„Ihr dürft die Burg nur mit einem Passierschein verlassen. Nach medizinischer Untersuchung eines Facharztes. Aber es gibt Öffnungszeiten, an die muss man sich halten. Und die sind vorbei.“
„Heißt wir kommen morgen wieder?“, fragte ich und Quintus zuckte nur mit den Schultern. Wir hätten gerne mehr gefragt, doch wir wollten ihn ungern verärgern.
Was es jedoch mit dieser Untersuchung und Quarantäne auf sich hatte, verstanden wir nicht ganz. Durften wir die Burg nicht verlassen? Und was, wenn wir uns bei all den Kranken ansteckten?

Von dort aus liefen wir zurück zu dem äußeren Hof der Burg. Dort war eine Art Lazarett aufgebaut und im Allgemeinen herrschte dort ziemlich viel Aufruhr.
Als wir näher kamen, fragte eine Frau mit Schürze verzweifelt nach einem Heiler und ich wollte mir den Verletzten genauer anschauen. Er hatte eine Axt im Rücken. Vielleicht konnte ich ihm ja helfen.
Doch bei dem Verletzten schien es sich um einen der Kranken zu handeln und so wollte ich nicht zu nah an ihn heran treten.
Und ohne ihn zu berühren konnte ich keine Runen auf seinen Körper schreiben, doch das Runenbuch hatte es so vorgesehen. Ich wollte es nicht riskieren.

Eine Frau mit einem Blumenkranz auf dem Kopf kniete sich zu diesem Mann herunter. Scheinbar kannte sie sich aus. Sollte sie es riskieren, sich anzustecken. Für den Mann war jedenfalls gesorgt.
Wir sahen uns noch eine Weile lang um. Vor allem ein großer Turm schien für viel Aufsehen zu sorgen. Immer mal wieder kamen einzelne Personen heraus und husteten und würgten sich die Seele aus dem Leib. Irgendetwas schien mit dem Turm nicht zu stimmen. Ich fragte mich, weshalb immer mehr Leute in den Turm wollten, obwohl es keinem von ihnen nachher gut zu gehen schien.

Kurze Zeit später griff ein Mann die anderen an. Ich verstand es zuerst nicht, doch als ich näher hinsah, erkannte ich den Mann wieder. Es war der, der von dieser Druidin mit dem Blumenkranz auf dem Kopf geheilt wurde.

Wenig später erklärten Jin, Kirren und Halfdan was sie gesehen und gehört hatten. Der Mann mit der Verletzung wurde von der Druidin geheilt, doch die Personen des Lazaretts, die sich „die heilenden Hände“ nannten, waren zu ihm gestürmt und hatten ihn in ihr Lazarett gebracht. Obwohl es ihm besser zu gehen schien, hatten sie ihm einen Trank eingeflößt, der die Krankheit dieser Pest heilen sollte. Doch nun griff er die anderen Menschen an. Wir wurden misstrauisch. Machte der Trank die Menschen böse?

Wir verließen das Zimmer von Quintus und machten uns erneut auf den Weg zum Tempel. Als wir eintraten, stellten wir fest, dass wir alleine waren. Keine Messe. „Oh, sind wir zu früh?“, fragte ich die anderen und Halfdan nickte. „Ja, ein wenig. Wir können ja warten.“
Ich sah mich im Raum um. An den Wänden befanden sich Zeichnungen, die Menschen zeigten. Es wirkte, als hätte jemand diese Menschen aufgeschnitten.
Im vorderen Teil des Tempels war eine Art Lazarett mit aufeinander stehenden Betten aufgebaut, daneben gab es allerlei Seltsames: Verbände, Tränke, Werkzeuge, Laken und einiges mehr. Nicht alles davon konnte ich direkt zuordnen.

Auf einer Art Podest lag ein Buch. Ich näherte mich vorsichtig. Ich hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit fremden Büchern und Schriften gemacht, doch ich wollte auch wissen, was dies für ein seltsamer Ort war.
Halfdan nahm sich das Buch direkt, stellte aber fest, dass er es nicht lesen konnte. Er konnte lediglich Runen lesen und so brachte es ihm nicht viel.
Zusammen mit Kirren versuchten die beiden, die Schrift zu entziffern. Doch so richtig wollte es ihnen nicht gelingen.
Ich schlug vor, es vorzulesen oder ihnen zu erzählen, was in dem Buch steht und so übergaben sie mir das Buch.

Eine Weile verbrachte ich damit, den Inhalt des Buches zu lesen und zu verstehen. Dann erklärte ich Kirren, Jin, Halfdan und Bjorn was in dem Buch stand. Es handelte sich um eine kurze Geschichte zur Entstehung des Ordens. Wieder wurde irgendein Gott erwähnt und für mich war schnell klar, dass es sich um Odin handeln musste.

Das Wappen des Ordens war ein Wolf und so kamen wir zu dem Entschluss, dass dieser Wolf der Fenriswolf sein musste. War es ein nordischer Orden? Der Name des Gottes passte nicht dazu. Und sie nannen sich „weiße Wölfe“, obwohl der Wolf auf ihrem Wappen schwarz war. Es kam mir sehr seltsam vor.

Es dauerte nicht lange und eine Frau betrat den Tempel. Sie schenkte uns zunächst nicht besonders viel Beachtung, sondern setzte sich einfach hin und beobachtete uns.

Irgendwann kam sie auf uns zu. „Wenn ihr Fragen zu dem Orden der helfenden Hände habt, dann könnt ihr mich auch gerne fragen.“
Scheinbar gehörte sie also auch zu dem Orden.

Wir fragten sie, wann die Messe stattfinden würde und wo der Leiter des Ordens sei. Daraufhin antwortete sie, dass sie selbst das Oberhaupt sei und die Messe beginnen würde, sobald ihre Ordensbrüder wieder da seien.

Neugierig fragten wir sie nach dem Trank, den die heilenden Hände diesem verletzten Mann verabreicht hatten. Dem Mann, der kurze Zeit später die anderen Personen angegriffen hatte. Sie überreichte uns zwei Zettel, die sie bei den heilenden Händen gefunden hat.
Ein paar andere Personen kamen ebenfalls zum Tempel und setzten sich hin. Auch sie waren interessiert an den Informationen, also las ich vor, was dort geschrieben stand. Die Schrift war extrem verziert und so fiel mir das Lesen etwas schwer, doch die anderen verstanden, worum es ging.
Es handelte von verschiedenen Dämonen mehrerer Ebenen, einer davon wurde von jemandem eingekreist. Ein Pestdämon. Außerdem war eine kurze Geschichte dort niedergeschrieben. Es ging darum, wie diese Krankheit bereits ein anderes Dorf befallen hatte. Dort starben viele Menschen, doch sie wollten sie retten und brachten einen erkrankten mit nach Grenzstein, um dort das Heilmittel zu erforschen.
Wir schlossen daraus, dass dies der Anfang der Krankheit auf dieser Burg war.

Ganz unten auf dem letzten Blatt befand sich eine Notiz, in der geschrieben stand, dass sich weitere Informationen zu dem Heilmittel in Anhang 4 befinden sollen.
Sofort fragten wir die Frau danach, doch sie hatte diesen Anhang nicht in ihrem Besitz und wusste auch nichts weiter darüber.

Als wir den Tempel wieder verlassen wollten, warnte sie uns, dass die befallenen der Krankheit auch in der Burg sind. Die Wachen am Eingang waren unaufmerksam und hatten sie durchgelassen. Jin kam nicht mit, sondern wollte noch im Tempel bleiben.

Wir stellten uns an die Treppe und zogen unsere Waffen. Bei jeder Person, die vorbei lief, blieben wir aufmerksam während wir über die nächsten Schritte nachdachten. Was sollten wir nun tun? Wir mussten diese Anlage 4 finden.

Wir beschlosen, bei diesen sogenannten heilenden Händen im äußeren Burghof nachzufragen. Wenn die Leiterin der helfenden Hände den Zettel dort gefunden hatte, lag es nahe, dass sie den anderen Zettel ebenfalls besaßen.
Ob sie ihn uns geben würde, wussten wir jedoch nicht.

„Hallo.“, begrüßten wir eine Frau, die in dem Lazarett-Zelt der heilenden Hände saß.
„Hallo.“, erwiderte sie ernst.
„Habt ihr einen Zettel, der Anlage 4 heißt?“, fragte ich direkt. Was sollte es bringen, lange herum zu reden, ohne das zu erfragen, was man wissen wollte.
„Nein.“, antwortete sie knapp. Ich glaubte es ihr nicht.
„Was ist mit helfende Hände?“, fragte Bjorn dann.
„Was soll mit ihnen sein? Sie können viel reden, aber nicht helfen.“
„Wäre es nicht besser, wenn ihr zusammen arbeitet?“, fragte Bjorn weiter.
Ich war erstaunt darüber, wie gut er die Situation verstanden hatte. Solche Momente waren bisher selten. Probleme löste er normalerweise nicht mit Sprechen. Er lernte offensichtlich dazu.
Sie nickte.
„Wenn die hier runter kommen, bin ich bereit, mit ihnen zu reden.“
Wir nickten. Das würden wir schon schaffen.
Die Leiterin der helfenden Hände hatte sich uns gegenüber schließlich recht freundlich verhalten.

Wir begegneten einem anderen Druiden, der viel Fell und hölzerne Schuhe trug. Immer, wenn er einen Schritt tat, hörte man ihn in der Ferne.
Schuhe nicht geeignet zum Schleichen durch Wald., dachte ich, schwieg aber.
Er fragte uns, ob wir etwas herausgefunden haben und wir erzählten ihm grob das, was wir erfahren hatten. Sein Name war Hagen und er teilte uns mit, dass wir zur zehnten Stunde des nächsten Tages ein þing veranstalten wollen, um alle Informationen und Erkenntnisse auszutauschen. Uns gefiel die Idee.

Also verabschiedeten wir uns wieder von Hagen. Wir wollten mit der Leiterin der helfenden Hände sprechen, um ein Gespräch zwischen beiden Gruppen zu vereinbaren. Auf dem Weg durch die Burg kam uns Jin entgegen. Er hatte neue Informationen bekommen, also ließen wir ihn erst einmal erzählen.

Die Leiterin der helfenden Hände hatte ihm von einem Mädchen erzählt, das eine Nekromantin ist. Dieses Mädchen soll eine Puppe haben, die es beschwören kann. Und diese Puppe tötete Menschen. Er sagte, dass man die Puppe nicht verbrennen, ertränken oder anderweitig zerstören konnte. Sie würde immer wiederkehren.
Es kam mir sehr seltsam und fremd vor. Eher wie ein Märchen. Doch auf der Reise hatte ich gelernt, dass nichts unmöglich war.

Außerdem berichtete Jin, dass er eine Spieluhr gehört hatte. Ich hatte noch nie zuvor eine Spieluhr gesehen, sondern nur davon gehört, also lief Halfdan los und kam mit einer Spieluhr wieder. Seine Spieluhr.
Ich verstand nun, was genau Jin meinte und war verwirrt, als er meinte, dass wir alle im Tempel gewesen seien, als sie erklungen ist. Ich hatte keine Spieluhr gehört und auch Halfdan, Bjorn und Kirren schüttelten ihre Köpfe.
Sollten wir uns Sorgen um Jin machen?

Wir betraten den Tempel wieder, doch waren diesmal alleine.
Die Frau war nicht da.
Also durchsuchten wir jeden Winkel dieses Tempels; wir wollten heraus finden, ob es diese Spieluhr wirklich gab. Und außerdem konnte es sein, dass wir den fehlenden Zettel, Anlage 4, finden würden. Möglicherweise, natürlich.

Doch wir durchsuchten alles und fanden nichts. Kurze Zeit später kam die Frau wieder.
Auch sie erzählte uns von dem Nekromanten-Kind. Sie selbst hatte es in ihre Ordensburg aufgenommen und versuchte, es zu erziehen. Doch es tötete weiter Menschen. Ich verstand nicht, wieso sie das Kind nicht einfach tötete. Doch sie meinte nur, dass das Kind selbst nichts dafür kann. Kopfschüttelnd beließen wir es dabei. Ich war zu müde, um mich zu streiten.

Danach fragten wir sie, ob sie bereit wäre, zu den heilenden Händen zu gehen, um mit ihnen zu sprechen. Sie stimmte ohne zu Zögern zu. Dieses Treffen wollten wir am nächsten Tag direkt nach dem þing organisieren und auch hier stimmte sie zu.
Dann verließen wir den Tempel wieder.
„Das war ja einfach.“, murmelte ich und glaubte noch nicht ganz, dass es so einfach verlaufen würde. Die beiden Gruppierungen schienen sich zu verachten.
„Ja, aber so reden sie immerhin miteinander.“, erwiderte Halfdan.

Wir beschlossen, uns wieder in die Taverne zu begeben. Immerhin hatten wir schon viel geschafft und waren einfach erschöpft. Met hatten wir uns verdient.

So spielten wir noch ein paar Runden Othila, bis Jin und Halfdan sich verabschiedeten, weil sie schlafen wollten.
Die anderen Personen in der Taverne wollten eine Würfelspielrunde beginnen und so gesellten wir uns dazu.
Wir spielten vier und zwei, was Thorstain bereits in der alten Mühle mit uns gespielt hatte.
Da wir viele Mitspieler waren, war der Gewinn an Kupfer hoch, doch weder Bjorn noch ich gewannen. Am Ende hatte jeder von uns etwa sechs Kupfer verloren. Doch es war nicht besonders schlimm für uns.
Als die Sonne schon beinahe wieder aufging, verabschiedeten auch wir uns.
Nach der langen Reise und dem langen Tag wollte ich einfach nur schlafen. Doch ich machte mir Sorgen. Ich wollte nicht, dass jemand des Nachts unser Zimmer betritt und mich tötet.
Also nahm ich meine Waffen mit ins Bett und stellte einen Stuhl vor die Tür, um mitzubekommen, wenn jemand eintrat.
Dann legte ich mich schlafen.

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