Worum geht es?

Um einen Charakter besser kennenzulernen, muss man sich mit ihm auseinandersetzen.
Eine befreundete LARPerin hat mal gesagt: „Manchmal muss man einfach mal mit seinem Charakter Kaffee trinken gehen.“
Oder eben einfach eine Art „Date“ führen.

Und genau das möchte ich mit diesem Projekt machen. Die Charaktere treffen auf einen Erzähler (beispielsweise in einer Taverne) und quatschen miteinander… Dabei werden vom Erzähler natürlich einige Fragen gestellt.
Für jeden Charakter werde ich einen anderen Block Fragen nutzen, damit es spannend bleibt.

Möchtest auch du, dass ich mit deinem Charakter „einen Kaffee trinke“?
Dann schreib mir einfach!

Vielen Dank an Marcus Staloch, der mit seinem Charakter Berengar dieses Interview mit mir geführt hat!

Das Bild wurde von Hanna Gritsch auf der Grenzwacht Engonien e.V. gemacht.


Vor mir sitzt ein Mann in schwarzer, edler Kleidung und einem schwarzen Barett auf dem Kopf. Er trägt ein Schwert bei sich.

„Hallo Berengar …“, begrüße ich ihn und schaue schnell auf meinen Zettel. Der Name war länger…
„-von Thurstein-Köhlersruh“, füge ich schnell hinzu.
Oh je, wenn ich jetzt schon so beginne… Das konnte ja was werden.

„Guten Abend“, erwidert er und blickt mich an. Etwas Warmes und Nettes liegt in seinem Blick.
Er setzt sich mir gegenüber.
„Berengar, oder Herr von Thurstein, ganz wie Ihr es angenehmer empfindet“
Ich beobachte, wie er seinen Blick kurz durch die Taverne schweifen lässt. Er scheint Jemandem zuzunicken. Neugierig drehe ich mich um und sehe, dass er der Bardin zuzunicken scheint.
Offenbar ein sehr freundlicher Mann.

„Danke.“, erwidere ich.
Ich komme wirklich schlecht mit Umgangsformen zurecht, muss ich zugeben.
„Was möchtest du trinken?“, frage ich deshalb.
In seiner Anwesenheit klingt das irgendwie falsch.
Ich hoffe, dass ich ihn nicht verärgert habe.

„Von dem was sie hier anbieten?“, fragt er und hält inne. Er scheint darüber nachzudenken. „Rotwein mit Gewürzen und ein Wasser, bitte.“

„In Ordnung.“, gebe ich zurück, stehe auf und gehe zum Wirt.
Der kennt mich ja bereits.
Ich stelle ihm Rotwein und Wasser hin und setze mich wieder.
„Bittesehr.“

„Vielen Dank… Ihr wisst aber schon, dass es für so etwas Personal gibt, oder?“, fragt er und lächelt freundlich.
Er schenkt zwei Kelche Rotwein ein.
„Bittesehr. Mal sehen, ob der Tropfen seinem Ruf gerecht wird.“
Er lehnt sich zurück und wirkt ziemlich entspannt.

„Ja schon, aber der Wirt hat sowieso viel zu tun…“, erkläre ich und lache nervös. Ich weiß, dass er recht hat, aber ich habe den Mann ja eingeladen… Dann kann ich auch das Getränk holen.
„Danke.“, sage ich dann noch.
Ich sollte mich nicht so verunsichern lassen. Aber es ist wirklich schwierig.
„Also… Ich habe hier ein paar Fragen für dich… Äh. Euch… Seid ihr bereit?“
Seine Umgangsformen sind offensichtlich ganz anders als meine. Ich hoffe, dass er mir das nicht übel nimmt.

„Nur zu, ich bin ganz Ohr.“, erwidert er. Seine Handbewegung soll mir wohl sagen, dass ich gerne anfangen darf.

„Sehr gut.“, gebe ich zurück und nicke.
Dann werfe ich einen Blick auf meinen Zettel.
„Was arbeitet Ihr momentan und warum?“
Eine angenehme Frage als Einstieg.

Ich glaube, etwas Überraschung in seinem Blick erkennen zu können. Sicher bin ich mir aber nicht.
Er setzt sich etwas aufrechter hin und trinkt einen Schluck Wein. Dann stellt er den Kelch zurück auf den Tisch.
Vielleicht ein eher ordentlicher Mensch?
Ich bin mir noch nicht sicher.

„Momentan bin ich als Lehensnehmer meines Grafen Verwalter des Dorfes Thurstein-Köhlersruh. Neben Waldbauerntum und Nutzbrand sichern wir die gräflichen Wege- und Brückenrechte, was mich zu meiner zweiten Tätigkeit bringt: Ich bin ebenso militärischer Befehlshaber.“, erklärt er mir. Dann scheint ihn etwas an seinem Ärmel zu stören. Er schnipst etwas fort und wirkt dann wieder entspannter.
„Und das ‚Warum?‘:… Lehenspflicht und Eidestreue.“, beendet er seine Erklärung.

Ja, das klingt natürlich vernünftig.
Interessant, dass ich jetzt tatsächlich einem ehrenwerten Mann gegenübersitze. Ein Befehlshaber sogar.

Ich nicke.
„Seid Ihr dort auch aufgewachsen?“
Das ist zwar keine offizielle Frage vom Zettel, aber es interessiert mich einfach.

„Nein, ich stamme nicht einmal aus dem Königreich, zu dem die Grafschaft gehört.“, antwortet er.
Dann greift er ruhig nach dem Kelch, schwenkt den Wein darin und trinkt einen Schluck.
Diesmal stellt er den Kelch nicht ab, sondern hält ihn fest in der Hand.

„Ich bin der fünfte Sohn meines Vaters, und als solcher war zu hause kein Erbe zu erwarten. Gewisse Umstände verdammten mich dazu, in die Ferne zu ziehen, und als sich schließlich die Gelegenheit bot, Verantwortung zu übernehmen, ergriff ich diese.“, fügt er hinzu.

Und dann lächelt er auf einmal.
Ein echtes, ehrliches Lächeln.
„Ich mag es dort, wo ich heute lebe. Es ist eine Heimat für mich geworden.“

„Oh. Ist der Ort der Kindheit so weit entfernt?“, frage ich, um mich auf den ersten Teil seiner Erklärung zu beziehen.
Aber sein Lächeln zeigt, dass es für ihn eine wirklich gute Entscheidung war, in die Ferne zu ziehen.

Aber ich merke, dass ich schon wieder abschweife.
Also werfe ich einen Blick auf meinen Zettel. Eine Überleitung zur nächsten Frage? Schwierig.
Heute ist wirklich nicht mein Tag.
„Das bringt mich zu der nächsten Frage… zumindest indirekt.“, sage ich also und verfluche mich sofort für diese seltsame Wortwahl. „Seid Ihr abenteuerlustig? Auch jetzt, wo Ihr sozusagen Eure Heimat gefunden habt?“
Ich versuche mich so auszudrücken wie er. Es fällt mir schwer.
Ich hoffe, dass es nicht zu aufgesetzt klingt.

„Abenteuerlustig… mhm… Ich denke, ich bin immer noch neugierig auf die Welt, auf die Leute, und die Wesen. Ich brauche nicht unbedingt bis zum zerreißen gespannte Nerven, um eine Reise genießen zu können, aber als Ritter hat man auch eine gewisse Verantwortung. Man kommt also zwangsläufig des Öfteren in den Genuss von Gefahr und Abenteuer.“

Sein Lächeln erstirbt und er wirkt plötzlich ernst.
Ich kenne mich kaum mit Abenteuern aus, deswegen kann ich das nicht beurteilen.
Aber dieser Mann scheint schon viel erlebt zu haben. Offenbar wird man durch Erfahrung vorsichtiger.

„Das klingt sehr interessant.“, erwidere ich. „Ich treffe in dieser Taverne des Öfteren auf Abenteurer“
Ein erneuter Blick auf meinen Zettel verrät mir die nächste Frage.
Überleitung? Fehlanzeige. „Aber sagt, was ist das Verrückteste, das ihr je gemacht habt und würdet Ihr es nochmal tun? Ist vielleicht etwas Verrücktes bei einem Eurer Abenteuer passiert?“
Mir gefällt die Frage und ich bin wirklich neugierig auf seine Antwort.

„Das Verrückteste das ich… also.“, beginnt er, unterbricht sich aber.
Ich beobachte ihn. Erinnert er sich gerade an etwas? Hat er es so klar vor Augen?

„Ich habe mit einem Kriegsruf an die Herrin Rondra einen Trupp Streiter der Inquisition des Alamar angegriffen, welche meinen Kameraden in die Flanke fallen wollten. fünf oder sechs dieser Erzketzer, ganz allein und nur meinen Schild und meine Wehr als Beistand.“, erzählt er und zögert dann kurz. „Obwohl… die Geschichte in Graufelden am Wald von Arden… das müssen an die zehn Untote gewesen sein…“

Er ist total in Gedanken versunken.
Dann blickt er mich auf einmal direkt an.
„Nein, wisst Ihr was? Das Verrückteste, was ich je getan habe, war wohl, Vater zu werden. Vater einer erwachsenen jungen Frau.“
Er wirkt ziemlich stolz. Kann ich verstehen.
Dann trinkt er den Wein aus und schenkt sich Wasser nach.

„Das klingt nach einigen spannenden Abenteuern.“, antworte ich. Natürlich mal wieder verzögert.
Ich wollte ihn nicht beim Sprechen unterbrechen, denn er wirkte so in Gedanken versunken.
Aber die Erzählung seiner Tochter bringt mich zum Lächeln.
„Oh, Ihr habt also eine Tochter? Das ist natürlich auch eine sehr schöne Sache. Lebt sie auch in der Grafschaft?“

„Ja, sie lebt zwar eigentlich auf unserem Familiensitz im Lehen, aber da sie derzeit eine Ausbildung zur Hebamme macht, ist sie oft in Quellengrund. Quellengrund ist der Sitz des Grafen und die Hauptstadt seiner Ländereien und Besitzungen.“, antwortet er.
Ich kann mit keinem der Ortsnamen etwas anfangen.

„Quellengrund… Da habe ich noch nie von gehört… Aber ich reise auch nicht.“, erkläre ich und lache nervös. Irgendwie hilft mir das. Warum bin ich nur immer so nervös.
„Gut, kommen wir zur nächsten Frage.“, sage ich, weil ich weitermachen will. Ein Blick auf den Zettel… Oh je.
Habt Ihr eine Art Spitznamen? Und wenn ja, welchen?
Was für eine blöde Frage.

Das findet er wohl auch, denn jetzt schaut er mich total verwirrt an.
„Nein, so etwas habe ich nicht. Ich bin doch kein Gaukler.“, antwortet er dann.
Oh nein. Ich habe ihn beleidigt.

„Mhm… Verzeiht… Das war nicht als Beleidigung oder so gemeint.“, sage ich schnell und suche nach der nächsten Frage. Schnell das Thema wechseln!
„Ja… Also. Versucht Ihr gerade, etwas Neues zu erlernen?

Und obwohl ich dachte, ihn beleidigt zu haben, lächelt er.
Dann erscheint ein Glitzern in seinen Augen… Oder bilde ich mir das nur ein?
Nein… Wirklich. Ich bin gespannt.
„Ja, tatsächlich beschäftige ich mich seit fast genau einem Jahr mit der Kunst der Alchemie. Also die Lehre der Säfte im Körper, wie man sie ins Gleichgewicht bringt, welche Edelsteine, Kräuter oder Minerale sich als nützlich erweisen, die Zubereitung von Salben und Tinkturen… Also ernsthafte Studien, nicht dieser Unsinn von wegen Blei in Gold verwandeln und solche Scharlatanereien.“, erklärt er mit einer Mischung aus Stolz und Begeisterung in seinem Ausdruck.
Das bringt mich wieder zum Lächeln.

„Oh! Das klingt interessant… Ich habe viel von Alchemie gehört, aber noch nie Jemanden kennengelernt, der das … kann.?“, gebe ich zurück.
Ist das ein Können oder eine Berufung? Ich bin mir nicht sicher. Aber ich hoffe, dass er es nicht falsch verstanden hat.
„Und… Was esst ihr am Liebsten?„, setze ich mit der nächsten Frage fort.

Er denkt offenbar über meine Frage nach und nimmt einen großen Schluck Wasser ehe er antwortet.
„Auf jeden Fall frisch gebackenes Brot. Wenn man kaum mal eines bekommen kann, wird das wirklich eine Delikatesse. Aber fast genau so gerne mag ich reichhaltige Eintöpfe im Winter. Und zum Tsa-Tag… äh, also mein Wiegenfest, Rinderbraten mit Kartoffeln und Rotkraut.“

Er nickt und wirkt zufrieden mit seiner Antwort.
Doch dann fällt ihm noch was ein.
„Außerdem heißt es, dass Frieden sein muss, wenn ich so etwas bekommen kann. Im krieg ist das Thema Essen ein bisschen…. politisch schwierig.“

Ich nicke. Irgendwie weiß ich keine besonders eloquente Antwort darauf. Aber ich finde, dass er recht hat.
„Frieden und gutes Essen“, fasse ich grinsend zusammen. „Ja, das klingt wirklich gut.“
Auf zur nächsten Frage. Das wird interessant.
„Hm. Glaubt Ihr an einen Gott?

„Oh, das ist eine spannende Frage.“, sagt er lächelnd und streicht sich über seinen Bart.
Sein Lächeln ist ansteckend.

„Das Pantheon, welches ich verehre, hat sechs weibliche und sechs männliche Gottheiten zu bieten, dazu eine Vielzahl von Halbgöttern und einen mächtigen Gegenspieler, dem man allerdings keine Verehrung, oder auch nur einen Namen bieten darf. Jeder Aspekt des derischen, also weltlichen, Lebens wird von ihnen mit ihren Gaben gesegnet.“, erklärt er mir und sieht mich erwartungsvoll an.

„Jeder Gott für einen anderen Aspekt? Oder alle gemeinsam. Sind manche Götter stärker als andere?“, frage ich neugierig.
Die Personen, die ich hier treffe, haben wirklich immer viele verschiedene Götter.

„Die Herrin Rondra steht für Stärke, Ehre und ritterliche Tugenden, der Herr Praios für Recht, Gesetz und die weltliche Herrschaft des Adels. Um zwei Beispiele zu geben. Die Geschicke der Menschen werden von den verschiedenen Göttern gesegnet, und die Gesamtheit unseres Seins ergibt sich aus der Gesamtheit der göttlichen Segnungen und Gaben.“, erklärt er und trinkt einen Schluck. Dann setzt er seine Ausführung fort:

„Ich glaube nicht, dass einige Götter stärker sind, als andere. Aber jeder der Zwölf und ihrer Kinder hat seine Domänen. Ein Schmied richtet seine Gebete an Ingerimm, wenn er schmiedet, aber an Phex, wenn er seine Erzeugnisse feil bietet. Eine Gesellschafterin erhält ihren Charme und Liebreiz von der Herrin Rahja, dankt der Herrin Peraine aber für ihr Essen auf dem Tisch. Und die Magier weihen ihre Forschung der Herrin Hesinde, bitten aber den Herrn Praios um seinen Segen, auf dass ihr Schaffen nicht dem Namenlosen dienen möge. So hat alles in der Welt seine Ordnung, und jedes Teil dieser Ordnung, hat das selbe Gewicht.“

Er weiß wirklich viel über seine Götter.
So viele Namen, die ich in wenigen Augenblicken schon wieder vergessen werde… Namen sind so schwierig. Aber er kennt sie alle.

„Ihr kennt Euch wirklich gut aus!“, gebe ich beeindruckt zurück. „Bisher habe ich so viele Menschen mit verschiedenen Göttern kennengelernt, das ist unglaublich…“
Ich schaue auf meinen Zettel.
„Aber vielleicht sollten wir mit den Fragen weitermachen“
Die nächste Frage wird schwierig…
„Verzeiht mir die Frage… Aber wovor habt Ihr am meisten Angst?

„Was gibt es da zu verzeihen?… Wer behauptet, keine Furcht zu kennen, ist entweder ein Narr, oder ein Lügner.“, erwidert er und hat damit vollkommen recht.

Wieder trinkt er einen Schluck und scheint, über die Frage nachzudenken.
„Ich fürchte mich vor Untoten in jedweder Form der Existenz. Seien es Skelette, Zombies, Todesfeen oder Geister. Sie sind Geschöpfe des Namenlosen, gegen ihren Willen an diese Existenz gebunden und als Werkzeug einen fremden Willen unterworfen. Sie geben nicht auf, haben kein gewissen und kennen tatsächlich keine Furcht. Und sie übertragen Seuchen und Ungeziefer.“
Während er spricht bemerke ich, dass seine Stimme immer leiser wird.
Wahrscheinlich will er gar nicht über diese Geschöpfe nachdenken.
Geschöpfe, die ich nur aus Erzählungen kenne…
Aber er hat sie gesehen…

„Die bösen Kreaturen werden also von dem Gegenspieler eurer Götter geschickt? Interessant…“, sage ich.
Aber ich muss das Thema wechseln.
Er wirkt… angespannt.
„Hm… Welche Ähnlichkeiten habt Ihr mit Euren Eltern?

Und ich hatte Recht. Er wirkt nun um einiges entspannter.
„Ich habe wohl das ruhige, offene Gemüt meiner Mutter, und die eine oder andere Lockerheit im Umgang mit gewissen Konventionen, wie mein Vater. Vom Gesicht her, werde ich ihm im Alter immer ähnlicher, aber die Haarfarbe ist die meiner Mutter. Meine Stimme kommt wohl auch sehr nach ihm, habe ich mir sagen lassen.“, erklärt er mir.

„Also eine gute Mischung aus beiden?“, fasse ich zusammen und lächle wieder.
Er ist wirklich nett.
Nächste Frage… Ich glaube, dass ich die Antwort kenne.
„Ich kann es mir beinahe denken, aber…. Welcher Mensch in Eurem Leben ist Euch am Wichtigsten und warum?“, frage ich dann trotzdem.

Er lächelt.
„Die Antwort könnte Euch überraschen… Der wichtigste Mensch“, beginnt er. Mir fällt auf, dass er das Wort ‚Mensch‘ seltsam betont. „in meinem Leben ist meine Mutter. Sie hat mir das Leben geschenkt, und aus mir einen einigermaßen vorzeigbaren Mann gemacht.“

„Ach so?“, gebe ich verwirrt zurück, lächle aber. Warum auch nicht?
„Ja… Da habt Ihr natürlich auch recht. Aber damit hätte ich tatsächlich nicht gerechnet. Aber sagt… Gefällt Euch Euer Vorname?„, gehe ich zur nächsten Frage.
Es sind nicht mehr allzu viele übrig.

„Ja, mit meinem Vornamen bin ich zufrieden. Und wenn meine Gefährtin ihn ausspricht, hat das einen ganz besonderen Klang.“, sagt er.
Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.

„Oh, ach so? Ja…“
Mir fällt nichts Kluges ein.
„Wahrscheinlich einen sehr schönen Klang?“

„Ja, sie hat eine wunderschöne Stimme. Und um das Rätsel zu lösen… sie ist kein Mensch. „, klärt er mich endlich auf und grinst.
Schon wieder ein anderes Wesen als ein Mensch.
Warum gibt es da draußen so viele?
Und warum habe ich erst ein einziges nicht-menschliches Wesen kennengelernt?

„Oh achso? Kein Mensch? Wie darf ich das verstehen?“, erwidere ich verwirrt.

„Nunja, es gibt ja deutlich mehr als nur Menschen in der Schöpfung. Elfen, Zwerge, Orks, Gnome, Kender… Sie ist kein Mensch. Aber sie ist auch nicht Thema dieser kleinen Unterhaltung.“, erklärt er und lächelt.
Sein Gesichtsausdruck fordert mich zum Themenwechsel auf.
Na gut.

„Ja, natürlich. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten“, entschuldige ich mich.
Wieder blicke ich zu meinem Zettel.
„Dann sagt, welche Farbe beschreibt Eure Persönlichkeit am Besten und wieso?

„Mhm… Heraldisch betrachtet ist das wohl schwarz. Es steht für Demut, aber auch für Trauer. In meiner Geburtsheimat ist es die Farbe des Gottes Boron, der die Seelen der Toten beschützt und die Träume der Lebenden.“

Ich denke darüber nach und versuche mich an das zu erinnern, was er über seine Heimat erzählt hat. Seine Geburtsheimat.
Und dann verpasse ich dummerweise, etwas Kluges zu antworten.
Ich war in Gedanken. Verdammt.
„Gilt das für Eure jetzige oder für Eure alte Heimat?“, sage ich und schäme mich. Es ist das Einzige, was mir dazu eingefallen ist.

„Ich denke, das Wesen ändert sich tief im Kern nicht.“, antwortet er. Er nimmt es mir wohl nicht übel.
Aber jetzt sollte ich mich konzentrieren.

„Ja.. Also schwarz… Verstehe.“, sage ich. „Und… Habt Ihr ein Lieblingselement?

„Mhm. Ich denke Wasser.“, antwortet er nachdenklich. „Es gilt als Quelle des Lebens, wäscht fort, was man ihm übergibt, löscht Fieber und Durst und lässt alles wachsen. Und… der Regen wäscht die Welt rein und duftet herrlich.“

Seine Antwort bringt mich zum Lächeln. Ich kann mir den Regen vorstellen… Und den Duft.
„Oh ja, da habt ihr recht! Und wie ist es mit Tieren? Habt Ihr ein Lieblingstier?

„Oh, das ist eine wirklich schwierige Frage… Ich mag die Gesellschaft von Tieren sehr, weil sie ehrlicher und treuer sind als viele Menschen. Aber ein Lieblingstier… Schwierig… Ich glaube, ich mag Igel ganz besonders. Aber woran das liegt, kann ich nicht genau sagen.“

„Oh, Igel?“
Ich stelle mir einen kleinen Igel vor und lächle wieder.
Eine sehr interessante Wahl.
„Igel sind hübsch…“, murmle ich gedankenverloren.
Ach ja. Die Fragen!
„Und wart Ihr ein fröhliches Kind?“

„Ja, ich denke, ich hatte eine schöne Kindheit. Sicherlich verklärt man in der Erinnerung das eine oder andere. Aber ich kann mich nicht erinnern, einmal Kummer oder Not gelitten zu haben.“, antwortet er nachdenklich. Er wirkt zufrieden.

„Das klingt doch auch sehr schön… Hmm. Sagt… Gibt es etwas, das Euch wütend macht?“
Mal wieder eine sehr interessante Frage. Spannend.

„Ich denke, ich kann mich über einiges im Leben eine weile lang ordentlich ärgern. Aber wirklich wütend machen mich niederträchtiges Verhalten und Hinterlist. Egoismus der andere Verletzt, tiefgreifender Betrug. Solche Dinge.“, erklärt er nachdenklich.

„Das kann ich verstehen…“, gebe ich zurück und lächle. Das war tatsächlich die letzte Frage.
„Gut… Vielen Dank für das Gespräch, Berengar.“, bedanke ich mich ehrlich lächelnd.

„Sehr gern.“, sagt er und schenkt sich noch einmal Wein ein.
Er hebt den Kelch in meine Richtung.
„Danke für die Gelegenheit, und weiterhin viel Erfolg und Freude mit Eurer Arbeit“

Vielen Dank, denke ich, erhebe mich und verlasse die Taverne fürs Erste.

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