Pömpfen im LARP.
Szenen aus dem LARP-Alltag:

Ein penetranter Besessener nervt dich?
Eine wildgewordene Bestie will dich beißen, du darfst sie aber nicht töten?
Jemand will nicht mit dir gehen?

Wie gut, dass es im LARP eine Methode namens „Pömpfen“ gibt… Oder doch nicht?

Pömpfen im LARP

„Pömpfen“?
Die meisten eingefleischten LARPer werden diesen Begriff bereits kennen (und wahrscheinlich die Bedeutung schon am eigenen Leib erfahren haben).
Für alle anderen hier nochmal eine kurze Erklärung:

Möchte man einen anderen Charakter zur Bewusstlosigkeit bringen, deutet man einen Schlag mit Schwertknauf, Dolchknauf, Faust etc. an.
Meistens wird das Signalwort „Pömpf“ noch dazu gesagt, um dem „Opfer“ klar zu machen, dass es jetzt erst einmal ohnmächtig ist.

So viel zum Begriff.

Pömpfen – langweilig

Ich muss sagen, dass ich absolut kein Fan von dieser Methode bin.
Zumindest in – sagen wir – 8 von 10 Fällen.

Als ich zum ersten Mal auf diese Art und Weise außer Gefecht gesetzt worden bin, fand ich es noch lustig und interessant.
„Was passiert jetzt?“, dachte ich mir und wartete mit geschlossenen Augen ab.
Doch leider passierte nichts.
Mein Charakter wurde liegen gelassen und das wars dann auch schon. Na danke.

Und in den meisten Fällen wird diese Methode auch benutzt, um Charaktere ruhig zu stellen.
Sei es eine Besessene, die versucht, andere Charaktere anzugreifen oder ein NSC, der mit dir reden, aber nicht mitkommen will.

Irgendwie ist diese Methodik des Pömpfens im LARP wirklich zu einer Notmaßnahme verkommen, die immer genutzt wird, wenn kein anderer Weg sichtbar ist.
Und das passiert offenbar verdammt oft.

Beim dritten, vierten, fünften,… hundertsten Mal, dass ich das „Pömpfen“ beobachten durfte (oder selbst das Opfer war), wurde es immer blöder.
Spiel-Potenzial wurde damit vollkommen ausgemerzt.

Fragt ihr euch warum ich das sage?
Keine Sorge, ich werde es versuchen zu erklären.

Ein Beispiel:

Der Besessene X aus meinem Beispiel versucht die anderen Charaktere anzufallen, hört aber dabei nicht auf zu reden, sondern erzählt unaufhörlich von den Plänen seines Auftraggebers. (So wie sich diese typisch verrückt-besessenen oft verhalten)
Aber da es gefährlich ist, setzen natürlich viele Spieler direkt auf das „Pömpfen“.
Denn da es ein besessener Kamerad sein könnte, will man ihn nicht töten. Aber er soll auch keinen anderen Charakter gefährden.

Warum ist das schlecht?

Ganz einfach: Der Besessene X hatte ganz offensichtlich Informationen, die für die Spielerschaft hilfreich gewesen sein könnte.
Hätte man den Besessenen einfach anderweitig ruhig gestellt oder festgesetzt, hätte man das Spiel mit ihm weiterführen können.

Durch „Pömpfen“ wurde der Charakter aber erst einmal für 5-15 Minuten außer Gefecht gesetzt.
Einerseits hat dieses Manöver das Spiel an der Stelle komplett unterbrochen, auf der anderen Seite hat der Spieler des Besessenen nun im schlimmsten Fall 15 Minuten nichts zu tun.

Und wenn den Spielern bis zum Aufwachen des Feindes nichts besseres eingefallen ist, dann pömpfen sie den Besessenen im Zweifelsfall noch einmal.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie langweilig das für den Spieler des Besessenen sein muss.
Dabei kann man ihn doch auch weiterhin ins Spiel integrieren und sogar nützlich machen (durch Verhör/ Ausfragen oder einfach zuhören, was er erzählt).

Außerdem kann ich aus Erfahrung sagen, dass es extrem viel Spaß macht, einen besessenen Charakter zu spielen. Ich war sehr traurig, als ich an dem Tag ungefähr fünf- oder sechsmal durch Pömpfen aus dem spaßigen Spiel gerissen wurde.

Wann einsetzen?

Versteht mich nicht falsch, das Pömpfen ist nicht das Böse in seiner reinsten Form.
Es gibt Situationen, in denen es absolut in Ordnung ist.
Wenn man beispielsweise einen NSC hinterrücks niederschlägt und ihn dann versucht, ins eigene Lager zu schmuggeln.
Bitte benutzt diese Taktik aber auch nur, wenn der NSC die Zeit dazu hat und im Moment nicht in eine weitere wichtige Aufgabe verwickelt ist.

Wenn ihr mit dem NSC dann schönes Spiel im Lager betreibt, ihn ausfragt oder als Geisel nehmt, dann ist das für alle Seiten doch das Beste.
So hat das „Opfer“ des Pömpfens noch schönes Spiel und ihr als Spieler bzw „Täter“ natürlich auch. Und so sollte es doch sein.
LARP beruht nach wie vor auf gegenseitige Rücksichtnahme.

Es ist natürlich schwierig zu sagen, wann das Pömpfen als Methode okay ist und wann man es eher vermeiden sollte.
Aber man darf es auf keinen Fall als das ständige Mittel zum Zweck sehen.

Eine einfache Regel wäre natürlich: Wenn keine Alternative funktioniert oder die Situation es wirklich erfordert, dann ist es zu erdulden.
Ansonsten unterlasst es bitte und probiert einfach mal eine der Alternativen aus:

Alternativen

Diese Alternativen sind natürlich nur beispielhaft gedacht.
Es kommt immer auf die Situation an, in der ihr euch befindet.
Euch fallen wahrscheinlich beim Lesen noch zehn weitere Methoden ein, die euch an euer Ziel bringen, ohne das Spiel zu zerstören.

1. Beruhigen

Wenn das „potenzielle Pömpf-Opfer“ sehr aufgebracht und vielleicht sogar wild ist, dann lohnt es sich eigentlich, beruhigend auf den Charakter einzureden.
Vielleicht kann man nach dem „Warum“ fragen und erhält schon eine Antwort.
Falls dem nicht so ist, können alchemistische oder magische Beruhigungsmittel helfen.
Hier bitte darauf achten, dass diese Mittel den Charakter nicht K.O. machen. Sonst hat das den gleichen Effekt wie die Pömpf-Stategie.

Aber eine leichte Beruhigung kann zumindest schon mal die anderen Charaktere außer Lebensgefahr bringen.
Dann besteht keine Notwendigkeit mehr zum K.O. schlagen und man kann über weitere Schritte nachdenken.

2. Überzeugen

Mit sehr vielen Charakteren (vor allem NSCs) lässt sich reden.
Man kann sie teilweise sogar vom eigenen Weg überzeugen oder mit ihnen verhandeln.
Manchmal kommen sie dann von selbst mit oder geben einem von selbst die Informationen, die man haben möchte.

Das gilt allerdings auch für Spieler-Charaktere.
Auch hier muss es nicht immer direkt der Griff zum Schwertknauf sein.
Mit einem Gespräch können sich Konflikte lösen oder aber stärker entfachen.
In jedem Fall generiert das für beide Seiten intensiveres Spiel als das langweilige Pömpfen.

3. Gefangene machen/ Fesseln

Manchmal schafft man es auch, seine Widersacher niederzuringen und anschließend festzusetzen.

Denkt dabei bitte immer daran, Fesseln, Seile etc. nur anzudeuten und niemals wirklich fest zu ziehen!

Das Gefangen-Nehmen von Charakteren sorgt meistens für sehr interessantes und sehr intensives Spiel für beide Seiten (da spreche ich aus Erfahrung).

Abgesehen davon könnt ihr natürlich neben dem Spaß am Spiel auch wertvolle Informationen aus eurem Gegenüber herausbekommen.
Als Gefangener könnt ihr natürlich versuchen, zu fliehen (das macht übrigens auch sehr großen Spaß).

4. Kämpfen

Wenn ihr euren Widersacher weder Beruhigen, Überzeugen oder Fesseln könnt, ihr ihn aber trotzdem außer Gefecht setzen wollt, dann kämpft doch einfach gegen ihn.
Es muss kein Kampf um Leben und Tod sein, aber so haben beide Seiten immerhin noch Spaß, bevor ihr dann eventuell zu einer anderen Strategie (Pömpfen?) greift.
Und wer weiß? Vielleicht gewinnt der Gegner ja und bekommt dann, was immer er wollte.
Sorgt auf jeden Fall auch für interessante Spielansätze.

Es ist immer gut, wenn man sich für die Methode entscheiden kann, die mehr (spaßiges) Spiel bringt.
Denn dafür machen wir ja LARP – damit wir Spaß am Spiel haben!

Übrigens macht Pömpfen im LARP ja auch dem „Täter“ keinen besonders großen Spaß… Vielleicht eine kurze Genugtuung, dass das „Opfer“ nun stillhält – aber das wars dann auch schon.

Weitere „Anti-Spiel“ Methoden (Beispiele)

Neben dem Pömpfen gibt es im LARP noch viele weitere Methoden, die kein Spiel generieren, sondern eher Spiel zerstören.
Ich möchte hier einfach mal ein paar Beispiele aufschreiben, die zeigen, wie man „Anti-Spiel“ umgehen kann.

1. Schlaf

Es gibt Schlaf-Zauber, die zwanzig oder dreißig Minuten andauern.
In Rollenspielen ist das gut und schön, aber beim LARP schläft der Spieler hinter dem Charakter eben nicht wirklich, sondern wartet.

Und – da stimmt mir jedes Kind zu – warten und Nichtstun kann echt langweilig sein.

Um diese Langeweile für den Spieler zu umgehen, fallen mir spontan drei Möglichkeiten ein:

  1. Nur kurz einschläfern/ schnell wieder wecken
  2. Dem Schlafenden einen Traum/ eine Vision/… geben (ins Ohr flüstern) oder eine SL bitten, dies zu tun
  3. Einfach nicht einschläfern.

Wie bereits weiter oben beschrieben reicht meistens auch eine (schwache) Beruhigung aus, um die Gefahr an sich loszuwerden.
Natürlich ist es für kurze Dauer auch ganz cool, einen Schlafzauber auszuspielen. Aber länger als fünf bis zehn Minuten macht es einfach keinen Spaß.

Abgesehen davon sind natürlich zusätzliche Spielansätze wie Träume usw. ein gutes Mittel, um dem Schlafenden die Langeweile zu vertreiben.

2. Töten

Warum das eine „Anti-Spiel“-Methode ist, versteht sich von selbst, oder?
Das Töten eines Charakters ist natürlich eine extrem krasse Form und man sollte sich vorher gut überlegen, ob es wirklich notwendig ist.

In Anlehnung an die Opferregel ist natürlich auch Vorsicht geboten. Gilt die Opferregel im Regelwerk der Veranstaltung und möchte der Spieler seinen Charaktertod vermeiden, dann erzwingt es bitte auch nicht!

Charaktertode sind (vor allem bei viel-bespielten Charakteren) eine sehr emotionale Sache. Damit sollte man nicht spaßen.

Und wenn es wirklich notwendig sein sollte (aus welchem Grund auch immer), einen Charakter zu töten, dann macht euch darauf gefasst, dass es das Spiel für (mindestens) den Spieler des Opfers komplett kaputt machen wird.

Natürlich kann aus dem Tod eines Charakters auch super interessantes und intensives Spiel entstehen, aber verständlicherweise sind viele Spieler nicht gerade begeistert davon.
Immerhin hat man viel Mühe und Zeit in einen Charakter gesteckt.

Ich will damit nicht sagen, dass es verboten sein soll, Charaktere zu töten (im Gegenteil, es gehört eben zum „Leben“ eines LARP Charakters dazu).
Es ist nur wichtig, dass man sich vorher der (OT-)Konsequenzen bewusst ist.

Abschließend…

Die Essenz aus dem Ganzen sollte eigentlich sein: Denkt vorher kurz und OT (nicht in eurem Charakter) über die Konsequenzen für eure Mitspieler nach.
Wenn es nur für euch cooles Spiel ist, alle anderen aber ausgeschlossen werden, dann ist das nicht der richtige Weg.

Es gibt immer eine spiel-fördernde Alternative, die trotzdem konsequent ausgespielt werden kann.

Was sind eure Gedanken zum Pömpfen im LARP?
Habt ihr noch weitere Ideen für Alternativen, um Spiel zu generieren anstatt es zu zerstören?
Lasst uns gerne ein bisschen über Anti-Spiel Methoden (wie Pömpfen) im LARP diskutieren!

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4 Kommentare

Roland · 02.07.2019 um 18:28

Eine weitere Anti-Spiel Methode ähnlich dem Pöpfen wäre Versteinern, das wird gerne ähnlich gehandhabt wie ich erfahren durfte. Denn ich war dadurch 4 Stunden aus dem Spiel genommen worden und konnte mit Nichts und Niemanden agieren. Verzweifelungstat? Sie wollten halt verhindern das mein Charakter möglicherweise stirbt, also einfach versteinert und liegen gelassen bis das Rätsel auf andere Weise gelöst wurde.

    anastasya · 03.07.2019 um 10:12

    Hallo Roland! 🙂
    Oh, vier Stunden ist natürlich echt heftig!
    Da hätte man wirklich einen anderen Weg finden können…
    Aber warum war dein Charakter denn in Gefahr?
    Ich finde, gerade beim Versteinern muss man ja tatsächlich so lange „stillhalten“ oder sich eben aus-x-en und solange aus dem Spiel gehen…
    Das ist echt ne blöde Lösung für sowas… Und ja – definitiv eine Anti-Spiel-Methode!

Philipp · 08.07.2019 um 06:52

Ich habe beim Pömpfen schon allein immer das „Realismus-Problem“, dass ein Schwertknauf auf den Kopf ebenso eine potenziell lebensgefährliche Sache ist. Medizinisch gesehen muss schon einiges passieren, damit ein Schlag auf den Kopf Bewusstlosigkeit hervorruft, das ganze dann noch zwei, drei mal zu wiederholen, da ist eine Hirnblutung vorprogrammiert. Klar, wir machen Larp nicht für den Realismus, aber man sollte sich trotzdem innerhalb eines gewissen Rahmens bewusst sein, was da passiert, sonst geht irgendwann die Immersion flöten und die Handlungen werden nicht mehr emotional aufgeladen sondern reine Routine.
Als absolute Notlösung ist Pömpfen vollkommen verständlich und manchmal auch gut ins Spiel zu integrieren. Aber als Standard gelangweilter Routinespieler nach dem Algorithmus „ist es eventuell noch wichtig? Ja:Pömpfen, Nein:Töten“ meistens schlicht frustrierend.

    anastasya · 09.07.2019 um 07:06

    Hallo Philipp!
    Ja, da stimme ich dir absolut zu!
    Wenn man das Pömpfen wirklich ernst nehmen würde, würde nach zwei bis drei Schlägen sicherlich ein gefährlicher Zustand eintreten…
    Und leider ist die von dir angesprochene Routine wirklich eine schwierige Angelegenheit, denn so gehen ja auch die Gefühle, die beim LARP auftreten sollen verloren.
    Es ist dann nach und nach einfach nur noch stumpfes „Tun“ und nicht mehr spielen, erleben, erfahren.
    Und damit verliert sich dann auch nach und nach die Leidenschaft und der Spaß (abgesehen davon, dass man irgendwann sogar vom Pömpfen schlicht und ergreifend gelangweilt ist, weil es jeder anwendet).

    Also ja. Absolut richtig. Danke für deine Meinung dazu 🙂

    Liebe Grüße
    Kimi

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