Worum geht es?

Um einen Charakter besser kennenzulernen, muss man sich mit ihm auseinandersetzen.
Eine befreundete LARPerin hat mal gesagt: „Manchmal muss man einfach mal mit seinem Charakter Kaffee trinken gehen.“
Oder eben einfach eine Art „Date“ führen.

Und genau das möchte ich mit diesem Projekt machen. Die Charaktere treffen auf einen Erzähler (beispielsweise in einem Café) und quatschen miteinander… Dabei werden vom Erzähler natürlich einige Fragen gestellt.
Für jeden Charakter werde ich einen anderen Block Fragen nutzen, damit es spannend bleibt.

Möchtest auch du, dass ich mit deinem Charakter „einen Kaffee trinke“?
Dann schreib mir einfach!

Ich gehe auf den schwarz gekleideten Mann zu, der in der Taverne sitzt.
Die Beschreibung passt – er muss es sein.

Ich werfe noch einmal einen Blick auf den Zettel und hoffe auf ordentliche Fragen.
„H-Hallo Lord Cecil.“, begrüße ich ihn dann. Meine Stimme klingt brüchig. Na super.

Ich schaue ihn an… Sein Blick wirkt irgendwie kalt. Gar nicht gut.
Schnell weiche ich aus und schaue stattdessen zu meinem Zettel, lese die Fragen aber nicht. Dafür bin ich zu nervös.

„Ich grüße Euch, doch woher kennt Ihr meinen Namen?“, fragt er dann. Oh je. Das hat mich bisher noch niemand gefragt.
Wie soll ich ihm das nur erklären?
„Also… Ähm. Ich… Also ich schreibe… Gerne- Über Menschen und so.“, beginne ich hastig. „Und mir werden manchmal Personen und dazugehörige Fragen genannt… Deswegen…“.
Ich schaue weiterhin auf meinen Zettel. Das klang sicherlich nicht besonders überzeugend.

Ein Geräusch lässt mich aufschrecken.
Ich schaue hoch – er zieht tatsächlich einen Stuhl zurück.
Will er, dass ich mich setze?
„Setzt Euch doch.“, sagt er dann und bestätigt meinen Verdacht. „Was hat man Euch denn so über mich genannt?“
Er wirkt noch immer etwas misstrauisch.

Ich setze mich zögernd.
Was soll ich ihm darauf antworten?
So viel weiß ich doch gar nicht über ihn.
„Ja… Ehrlich gesagt eigentlich nicht viel.“, erkläre ich. „Ich bekomme diese Zettel mit einem Namen und Fragen. „W-Wenn Ihr das nicht wollt, dann… Also… Ich kann auch wieder gehen!“
Ich hoffe, dass er mich nicht verdächtigt, ein Feind oder dergleichen zu sein.

„Nein, nein, bitte. Ihr könnt gerne bleiben.“, sagt er dann und winkt den Wirt zu sich.
Ich atme erleichtert aus.
„Ihr seht aus, als wäre Euch kühl. Darf ich Euch auf eine Tasse heißen Tee oder Kaffee einladen? Dann könnt Ihr Eure Fragen gerne stellen.“, bietet er dann an.
Ich kann es kaum glauben.

„J-Ja… Habt Dank!“, erwidere ich schnell. „Ich… Also… Ich würde einen Kaffee nehmen. Habt Dank.“
Ich wiederhole mich, das merke ich jetzt… Ich bin einfach zu aufgeregt…

Lord Cecil hingegen wirkt recht entspannt und bestellt zwei große Tassen Kaffee.
Eine Spezialität, die ich an dieser Taverne sehr schätze.
„Ist ganz lecker hier.“, sagt er. „Wie lautet eigentlich Euer Name?“

Ich erstarre.
Schon wieder Jemand, der mich nach meinem Namen fragt.
Aber eigentlich stelle ich doch die Fragen?
Mein Name interessiert ihn doch nicht wirklich…

„Äh.“, gebe ich deshalb eloquent von mir. „Das… Das ist nicht so wichtig, oder?“
Ich hole tief Luft.
Ist doch nur ein Name.

„Ihr habt Fragen an mich, und wollt Euch selber nicht vorstellen?“, sagt Lord Cecil und es klingt so, als würde er mich tadeln. Ich hebe den Blick.
Er schaut mich wahrlich finster an und mir läuft es eiskalt den Rücken herunter.
Das war wohl keine gute Idee.

„Namen sind Schall und Rauch, doch geben sie uns erst eine Existenz. An sie erinnert man sich. Ihr wollt mir Fragen stellen und starrt auf Euren Zettel, was bedeutet, dass Ihr etwas veröffentlichen wollt. Spätestens zu dem Zeitpunkt erfahre ich Euren Namen, vermutlich jedoch schon weit früher. Ihr wusstet, wer ich bin, sonst hättet Ihr mich nicht gezielt angesprochen und Ihr scheint eine kluge Frau zu sein, die nicht so unvorsichtig ist, sich nicht vorher weitergehend über das… Ziel zu informieren…“, erklärt er streng und hält inne, da der Wirt vorbei kommt, um die Getränke zu bringen.

Er bedankt sich beim Wirt und schiebt eine Tasse vor mich.
„Also… Ich frage erneut: Wie lautet Euer Name?“
Ich schaue ihn an und er lächelt zwar, sieht aber trotzdem sehr distanziert aus.
Es wäre sicherlich besser für mich, wenn ich ihm antworte.

„Ja.., Ihr habt recht, verzeiht mir.“, sage ich schnell und beiße mir unsicher auf die Lippe. „Mein Name ist Martha.“
Ich lege meine Hände um die heiße Tasse.
„Ich… mag Geschichten.“, füge ich dann zögernd hinzu. „Es gibt so viele da draußen und auch die Menschen haben interessante Geschichten. Deswegen stelle ich die meisten Fragen die mir aufgetragen werden sehr gerne.“

Ich schaue in die dunkle dampfende Flüssigkeit in der Tasse. Irgendwie beruhigend.

Lord Cecil lächelt tatsächlich.
„Ein schöner Name.“, sagt er und trinkt einen Schluck.
Ich werde rot. Wie immer.
„Nun, was interessiert Euch an mir und wie habt Ihr von mir erfahren?“, fragt er dann.

Wahrscheinlich ist er immer noch misstrauisch.
Er weiß schließlich nicht, wie vernarrt die Menschen dieser Stadt in Geschichten sind.
„Ich… Ich schreibe für einige Personen aus der Stadt.“, erkläre ich dann. „Ich verdiene damit sozusagen etwas Geld und… Und ich habe schon so viele Geschichten gehört…“.
Ich spreche etwas leiser, weil ich niemanden erschrecken will. „Von Dämonen und Orks und Magiern und… Und genau das interessiert die Stadt. Deswegen geben sie mir Fragen und Namen.“

„Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Stellt sie ruhig.“, antwortet Lord Cecil darauf.
Ich nicke.
Glück gehabt.

„Gut… Was ist Euer Lieblingstier?„, beginne ich mit der ersten Frage. Sie ist ganz gut. Hoffentlich bleibt das auch so.

„Hmmm… Ich mag viele Tiere. Aber wenn ich mich entscheiden muss, würde ich die Drachenechse nehmen.“, erzählt er. Es klingt so, als wäre das ein völlig normales Tier. So etwas wie eine Kuh oder ein Schaf.
Ist dieses Land hier wirklich so anders als alle anderen?!

„Verzeiht, aber was ist eine Drachenechse?“, frage ich deshalb. „Mir hat schon einmal Jemand von einem kleinen Drachen erzählt… Wie ein Haustier. Aber… zusammen mit einer Echse?“
In meinem Kopf bilden sich die seltsamsten Mischungen aus kleinen Salamandern und Drachen.
Salamander mit Flügeln?

„Stellt Euch einen Eidechse vor, die etwa die Ausmaße von zwei Pferden und Flügel hat, sehr schnell ist und sogar Feuer spucken kann. Das ist eine Drachenechse. Wunderschöne Wesen, loyal wie ein gut trainiertes Pferd, wenn man es richtig angeht, jedoch werden sie leider nicht sehr alt und können nicht überall geboren werden oder gar aus ihren Eiern schlüpfen. Ursprünglich kommen sie aus dem Kaiserreich Desmorgia, der Heimat der Ho’dorei – der Feuerelfen.“, erklärt Lord Cecil und hilft mir so bei der Vorstellung…
Die müssen ja riesig sein!

Während ich mir schockiert vorstelle, dass solche Wesen anstelle von Schafen über unsere Wiesen laufen, lächelt Lord Cecil tatsächlich.
„Es ist schön, auf ihnen durch die Lüfte zu reiten… Noch schöner wäre es, wenn sie über das Meer fliegen würden. Das trauen die Echsen sich aber nicht.“, fügt er dann noch hinzu.

Doch… Das muss ein schönes Gefühl sein.
„Wow.“, erwidere ich erstaunt und weiß nicht recht, was ich sagen soll.
Etwa schon wieder sprachlos?
„Das… Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Das gibt es wirklich?“, frage ich dann.
Es muss toll sein.
Und ich weiß noch nicht einmal, wie es sich auf einem Pferd anfühlt.
Diese Tiere muss ich sehen.
„Wie?! Wie komme ich dahin?! Das muss ich unbedingt mal sehen!“
Ich bin schon wieder viel zu aufgeregt.
Es wird wohl kaum möglich sein.

„Ja, die gibt es wirklich.“, sagt Lord Cecil und lächelt. „Ich habe selbst eine solche Echse. Sie ist aber mehr als nur ein Tier – Sardonyxia ist eine Freundin.“
Ich starre ihn fassungslos an.
Das kann nicht sein!
Unglaublich!
„Besucht mich einmal im Schattenhain, der Hauptstadt Vahryms… dann könnt Ihr sie Ansehen und vielleicht sogar einmal auf ihr sitzen, wenn sie es zulässt.“, fügt er dann sogar noch hinzu.

Ich muss träumen.
„Wirklich?!“, frage ich noch einmal nach.
Ich kann es nicht glauben.
„Wo… Wie? Ich meine… Wie habt Ihr sie kennengelernt? Und… wo liegt Vahrym?“

„Während meiner Ausbildung sah ich Sardonyxia in den Ställen des Palastes in Schattenhain. Ich musste sie zwischendurch füttern und den Stall sauber halten. Wenn sie krank war, versorgte ich sie. Sardonyxia gehörte einst meinem Meister und nach seinem Tod ließ sie niemanden außer mich an sich heran. Kurz nach dem Tod meines Meisters wurde sie einmal sehr krank und so blieb ich Tag und Nacht bei ihr. Ich schlief sogar in den Ställen, sodass ich, falls was passiert, schnell reagieren konnte. Das hat sie gemerkt – Tiere merken sowas ja ohnehin schnell – und ließ mich dann sogar auf sich reiten.“, erklärt er und trinkt dann noch einen Schluck.

„Hmmm… Etwas bitterer als der Letzte, aber noch in Ordnung.“, kommentiert er das Getränk. Dann sieht er wieder zu mir.
Ich habe so viele Fragen.
Fragen, die eigentlich nicht zu den Fragen auf den Zetteln gehören.
Aber ich will es wissen!
„Wo Vahrym liegt, wolltet Ihr wissen? Vahrym befindet sich auf dem Inselkontinent Anjema und ist das Östliche der vier Reiche.“, erklärt er mir.

Ich versinke ein bisschen in Gedanken an diese Drachenechse.
„Wow… Das ist beeindruckend. Dann ist sie sicher auch sehr gefährlich für alle, die sie nicht mag?“
Aber was ist mit diesem Ort. Vahrym.
Vier Reiche… Östlich?
„Vahrym… Das klingt, als wäre es sehr weit weg… Sogar auf einer Insel. Mh.“, sage ich dann nachdenklich.
Das wird unerreichbar für mich.

„Ja, das kann man wohl sagen. Es sind etwa zwei Wochen per Schifffahrt bis zum Hafen von Schattenhain. Gefährlich ist Sardonyxia an sich schon, aber sie ist gut trainiert. Solange man sie nicht provoziert, macht sie nichts.“, sagt Lord Cecil.
„Oh ja… Das ist wirklich weit.“, erwidere ich leise und nicke.
Zwei Wochen…
„Wahrscheinlich sollte man kein Tier provozieren… Aber gerade bei so einem großen…. Ja….“, füge ich dann noch hinzu.
Ich versinke zu sehr in Gedanken.
Dabei habe ich doch einen ganz anderen Auftrag.

Schnell blicke ich wieder auf meinen Zettel.
„Damit wäre die Frage nach dem Haustier ja auch schon geklärt.“, sage ich und lache kurz auf. Die nächste Frage dann also.
„Hmm. Was habt Ihr für Talente?

Lord Cecil hustet ein wenig. Er scheint sich verschluckt zu haben.
Liegt es an der Frage?
„Die Frage ist interessant. Ob ich talentiert bin oder nicht, können andere vermutlich besser feststellen, als ich selber… Aber ich denke, dass ich mich im Kampf ganz gut mache.“, überlegt er.
Das bringt mich zum Lächeln.
„Das ist ja das schöne an der Frage. Es geht darum, was Ihr selbst bei Euch für Talente seht und nicht darum, was andere von Euch denken.“, sage ich und denke dann über seine Antwort nach.
„Kämpfen also… Hm… Und was für eine Farbe würde am Ehesten Eure Persönlichkeit beschreiben und warum?“
Ich muss natürlich mit den Fragen weiter machen.

Lord Cecil schaut auf seine Kleidung und räuspert sich.
„Schwarz, denke ich. Undurchsichtig und Ruhe ausstrahlend. Man erkennt kaum, wie viele Schichten sich darin oder darunter verbergen.“, erklärt er mir.
Mir fällt auf, dass sehr viele auch die Farbe tragen, die sie als Antwort nennen. Aber nicht alle.
„Ihr werdet Euch wundern, aber ich habe mit Leuten gesprochen deren Farbe eine andere ist als sie am Körper tragen.“, sage ich.
Seine Antwort ist trotzdem interessant.
„Mh… Aber gut. Das klingt vernünftig.“

Weiter zur nächsten Frage.
„Welche Jahreszeit mögt Ihr am Liebsten?“
„Das ist einfach: den Winter. Kälte machte mir schon immer wenig aus und ich mag den Schnee.“, erwidert er.
Ich nicke.
Die nächste Frage wird interessant.
„Ah, ich verstehe… Und… Habt ihr einen Gott oder sogar mehrere Götter?„, frage ich. Ich bin gespannt, um welche Götter es diesmal gehen wird.
„In meiner Heimat betet man Setth’esch am, den Gott der Schatten. Ich würde mich aber nicht als religiös bezeichnen. Ich glaube eher an den Menschen und an das, was er bewerkstelligen kann.“, erklärt er.
Das kam unerwartet.
Ich schaue ihn überrascht an. Sehr beeindruckend.

„Oh, damit seid Ihr der Erste, der eher an den Menschen und nicht an einen Gott glaubt!“, erwidere ich. „Gibt es denn etwas, was Ihr an Menschen besonders interessant findet oder worauf Ihr als Erstes achtet?“
„Jeder hat eine gewisse Ausstrahlung, unabhängig davon, wo er herkommt.“, beginnt er zu erklären.
„Ich habe schon erlebt, wie selbst der einfachste Mann zu einem Helden wurde, einfach, weil er helfen wollte. Ein eher schüchterner Mann wurde zu einem Helden, aber viel wichtiger ist: Er wurde für viele ein guter Freund. Mir ist es nicht wichtig, wo jemand herkommt oder was für Titel er trägt. Taten zählen und jeder von uns ist zu Großem fähig.“
Damit lehnt er sich zurück. Er sieht entspannt aus.
„Noch ein Getränk?“

Ich denke über seine Worte nach.
Das klingt wirklich gut…
Diese ganzen Geschichten über Helden. Das ist genau das, was mich interessiert…
Und genau das wollen auch die Menschen lesen.
Wie wird man ein Held? Was gehört dazu?
Einfach, weil es hier keine Helden gibt.

Ich versinke wieder völlig in Gedanken.

„Wow. Schöne Worte.“, sage ich dann. „Vielleicht habt Ihr recht… Aber von hier, aus meiner Heimat, stammen keine Helden…Und genau deswegen sind die Geschichten über Helden so wichtig.“, erkläre ich und bemerke, dass ich wieder völlig abschweife.
„Na ja.. Was solls… Mögt Ihr lieber Dörfer oder große Städte?„, versuche ich schnell das Thema zu wechseln.

„Was macht denn einen Helden aus? Ein Krieger, der einen Drachen tötet oder der Armeen im Alleingang zerlegt? Oder sind es gerade die Dinge, die alltäglich anfallen können? Wenn jemand krank ist und ein Heilkundiger ihm wieder zu Gesundheit verhilft, dann ist in den Augen des Betroffenen der Heiler doch auch ein Held, oder nicht? Denn immerhin hat er ihm vielleicht sogar das Leben gerettet. In den Augen eines Bettlers ist derjenige ein Held, der ihm einen Laib Brot oder etwas zum Trinken schenkt. Natürlich, Taten sprechen für sich und je größer sie sind, desto bekannter wird man auch und wir betrachten denjenigen sofort als Helden. Der Mann aus meiner Geschichte von vorhin ist kein Held, weil er derjenige war, der sen letzten Schlag gegen den Feind ausgeführt hat, sondern eher, weil er trotz seiner einfachen Herkunft helfen und seine Freunde beschützen wollte. Selbst wenn er nur Verletzte vom Feld getragen oder Bandagen angelegt hätte, so wäre er in meinen Augen ein Held gewesen.“
Lord Cecil trinkt aus.
„Schon leer. Na Ja, egal.“, kommentiert er und setzt sich dann etwas bequemer hin, eher er zu meiner Ausweich-Frage kommt.

„Was mag ich lieber? Ich stamme zwar aus unserer Hauptstadt, die auch sehr schön ist und habe auch schon viele schöne Städte und Dörfer gesehen, aber im Alter würde ich, glaube ich, die Ruhe eines Dorfes vorziehen.“, antwortet er nachdenklich.

Ich nicke und denke wieder über seine Ausführungen über die Helden nach.
Man kann also auf verschiedene Art und Weisen zum Held werden, aber…
„Das heißt man wird ein Held, wenn man jemand von seinem Leid erlöst… Und wenn keiner leidet kann man kein Held sein?“, frage ich, meine mit der Frage aber eher mich selbst.
Gibt es hier deswegen keine Helden?
Ich verstehe es nicht ganz…

„Verzeiht. Das gehört nicht zu den Fragen und ich sollte nicht…“, entschuldige ich mich schnell und schütte den Kopf.
Außerdem sind das nicht die Sachen, die die Leute lesen wollen.
„Ich… Ich lasse das lieber und mache mit den Fragen auf diesem Zettel weiter.“

„Dann fahrt fort.“, sagt er.
Er wirkt total ruhig.


„Noch einen Kaffee?“, frage ich aber zuerst. „Dann gehe vorher ich noch schnell zum Wirt.“
Ich lächle ihn an.
„Gerne.“, erwidert er und winkt den Wirt zu sich.

Ich bestelle noch zwei der schwarzen, heißen Getränke und fahre dann mit den Fragen fort.
„Gut…würdet Ihr Euch eher als geduldig oder ungeduldig beschreiben?
„Ungeduldig, definitiv.“, erwidert er.
Das überrascht mich.
Lord Cecil lacht leise auf.
„Merkt man mir vermutlich nicht an, aber es ist dennoch so.“
Das hätte ich wirklich nicht erwartet.
„Oh, wirklich?“, erwidere ich. „Interessant.“

Ich werfe einen erneuten Blick auf meinen Zettel.
„Hm. Was ist Eure Lieblingszahl?“
„Wat?“, fragt er sofort und sieht mich verwirrt an. „Äh, da hab ich keine. Zahlen sind… Naja, halt Zahlen…“
Ich lache. Ist ja auch eine seltsame Frage.

„Oh, na gut. Dann… Mögt ihr Musik? Könnt ihr tanzen?
„Ich mag Musik sehr gerne und schaue den Leuten gerne beim Tanzen zu…“, erwidert er und grinst. „Ich habe zwei linke Füße, was das angeht.“

Er ist sehr ehrlich.
Ich lächle. „Ah. Verstehe. Und… Was esst Ihr am Liebsten?
„Reis mit Fleisch.“, lautet seine Antwort.
„Und was würdet ihr sagen ist das Verrückteste was ihr je gemacht habt?„, frage ich dann weiter.
„Einmal habe ich, um einen Feind zu schnappen, diesen überrascht, indem ich mitten im Winter auf allen Vieren durch einen Fluss gekrochen bin. Hat geklappt!“, erklärt er grinsend.
„Oh wirklich?! Im Winter… Mit Schnee und allem? Das muss kalt gewesen sein!“, frage überrascht nach.
Das hätte ich gerne gesehen!
„Die Kälte war in Ordnung… Ich trage nur ungern nasse Sachen…“, sagt er.
„Oh ja… Das stimmt.“, erwidere ich. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. „Vor allem wird man davon krank.“

„Hm…dann sagt, gibt es einen Menschen, den Ihr bewundert?“, frage ich dann.
„Ihr meint ein Vorbild?“. Er scheint zu überlegen.
„Ja, ich denke, da gibt es sogar einige.“
„Genau, so etwas wie ein Vorbild…“, sage ich und nicke.
Will er mir darauf keine Antwort geben?
Soll ich nochmal fragen?
„Und… Äh… Was sind das so für Menschen?“, füge ich etwas leiser hinzu.
Er muss mir ja nicht antworten.

„Nun, da wäre Katsumoto-Sensei, der mir beibrachte, mich in verschiedenen Situationen zu verteidigen. Dann mein verstorbener Meister, der mich lehrte, Feinde unnachgiebig und effizient auszuschalten sowie der Kaiser unseres Reiches, der mir beibrachte, auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und generell das Leben und unser Umfeld aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten… Er ist ein sehr weiser Mann und gütiger Herrscher.“, erklärt er mir.
Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll.
Aber er hat offenbar einen sehr wichtigen Menschen in seinem Leben verloren.
„Tut mir Leid für Eure Verluste.“, sage ich zögerlich.

Ich schaue wieder prüfend auf meinen Zettel.
Eine Frage nur noch.
„Habt Ihr Geschwister?“
„Ja, einen Bruder. Er ist ein fabelhafter Schmied und einer der mir liebsten Menschen überhaupt.“, erwidert er. Er wirkt zufrieden.

Die Art und Weise, wie er das sagt bringt mich zum Lächeln.
„Lord Cecil, habt Dank für das Gespräch.“, bedanke ich mich.
„Gerne.“, erwidert er und nickt mir zu. Er sieht viel freundlicher aus als am Anfang.
„Das waren alle Fragen?“
Ich nicke unsicher.
„Ja… Das waren die Fragen.“, antworte ich. „Sie sind manchmal seltsam, nicht wahr?“
„Unerwartet, aber in Ordnung.“, sagt er und lacht leicht.
„Ich hoffe, dass Ihr unbeschwert wieder zurück in Eure Heimat findet und… na ja. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann einmal wieder.“
„Es wäre mir eine Freude.“, sagt er.

Und damit trennten sich unsere Wege bald wieder.

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