»Wir trinken ein‘ auf die Weiber und ein‘ auf Mama.« , singe ich und schaue zu meinem Papa.
Er schaut mich etwas fragend an und so höre ich auf zu singen.
»Wann kommt Mama eigentlich wieder?«, frage ich dann.
»Ich weiß es nicht.«, erwidert er. Und damit fing alles an.

Am Strand

Wieder stehe ich am Strand.
So wie die letzten Tage.
Niemand.
Kein Schiff, kein Pirat.
Nicht einmal ein kleines Fischer-Boot erscheint am Horizont.

Das Meer scheint sie alle verschlungen zu haben.
Und da es an diesem Stück der Küste nichts weiter zu sehen gibt außer dem verlassenen Leuchtturm, besuche ich die Docks.
Irgendjemand muss wohl wissen, was hier passiert ist.

Dort bei den Docks finde ich tatsächlich ein Schiff.
Jolly Rasta steht in großen Buchstaben auf dem hölzernen Schiffsrumpf.
Ein lustiger Name.

»Leinen los und die Welt wird wanken.«, singe ich und gehe auf das Schiff zu.
Im Inneren brennt noch Licht, also wird dort noch Jemand wach sein.

»Ahoy!«, rufe ich laut.
Hoffentlich gibt es keine übereifrigen Wachen auf dem Schiff.
»Ahoy, Mann!«, kommt es zurück.
Ich lasse das unkommentiert und betrete das Schiff.
Es wirkt beinahe so, als würde es schon länger vor Anker liegen.

Warum fährt er nicht?
Seemänner lieben das Meer.
»Mit dem Salz auf uns’rer Haut und dem Wind im Gesicht«, singe ich und laufe über die morschen Bretter
»Kein Salz auf meiner Haut, Mann!«, beklagt sich der Mann, dem das Schiff scheinbar gehört. »Und auch kein Wind im Gesicht.«
Ich nicke.
„Sehe ich. Aber warum fährst du nicht raus?“

Das Largo-Embargo

Er seufzt.
Es ist also keine Absicht.
„Largo LaGrande.“, sagt er dann.
Ich nicke und frage mich, ob die Eltern dieses Mannes groß waren.
Vielleicht war er ja gar nicht ihr Kind.
Vielleicht hat die Mutter einen besonders kleinen Mann ganz toll gefunden…
Ich schüttle den Kopf.
„Keine Zwergenwitze.“, sage ich dann laut und der Kapitän der Jolly Rasta wirkt verwirrt.
Aber dann lacht er. kurz.

Leider hilft es nicht, sich über Largo lustig zu machen. Denn er scheint die Seefahrer und Piraten aufzuhalten.
„Was ist mit Largo?“, frage ich deshalb.
„Wegen ihm müssen wir Steuern zum An- und Ablegen bezahlen, Mann! Die kann sich niemand leisten!“, erklärt er mir.
Ich seufze.
Das wird wohl auch der Grund sein, warum meine Mama weg ist.

Ich verlasse sein Schiff, ohne mich zu verabschieden.
Wir können Largo nicht töten.
Er kennt einen bösen Geister-Piraten.

Bunte Wolken

Mein Vater brennt Schnaps.
Ich beobachte ihn bei seiner Arbeit.
Largo hat meine Pläne zerstört und es ärgert mich.
Gerade jetzt, wo ich alt genug bin, kann ich nicht rausfahren.
Und das nur wegen diesem Winzling Largo…

„Was ist hiermit?“. Ich halte meinem Papa einen Mottenflügel hin.
Motten schwirren ständig um unsere Öllampen herum.
„Hm.“.
Er wirkt nachdenklich.
Dann nimmt er den Mottenflügel und wirft ihn in den Kessel.
Es zischt kurz.

„Bunte Wolken.“, sage ich und drehe mich um.
Hoffentlich lässt er mich auch etwas trinken.
Hier, wo immer Nacht herrscht, sind bunte Wolken eine willkommene Abwechslung.
Er seufzt.
„Schon wieder?“, fragt er.
„Largo.“, sage ich.
Eine komische Unterhaltung.
Findet auch mein Vater, denn er versteht nicht ganz.
„Ich will auf See.“, sage ich dann, obwohl er es weiß.

Er nickt. Ich nicke.
„Largo LaGrande besteuert die Seewege und ich komme nicht weg.“, erzähle ich ihm dann von meiner Begegnung mit dem Kapitän der Jolly Rasta.
„Mama ist auf Booty Island..“, spricht mein Vater und ihm wird alles klar. „Sie kommt nicht von ihrem Feld fort, weil keine Schiffe hier anlegen können?“
Ich nicke.
Er nickt.
Wir sehen uns an und trinken den Schnaps.
Die bunten Wolken erscheinen über uns und wir lachen.

So lässt es sich aushalten.

Der geheimnisvolle Fremde

Ich sitze in der „Bloody Lip“ Kneipe und trinke einen ihrer witzigen Cocktails. Nicht so witzig wie bunte Wolken, aber immerhin.

Der Wirt wirkt ein wenig verwirrt und erzählt mir von einem Mann, der hinter Largo her ist.
Doch irgendwie scheint der Wirt nicht ganz überzeugt zu sein.
„Er redet viel.“, spricht er entmutigt.
Seit das sogenannte „Largo-Embargo“ auf Scabb Island ist, hat der Wirt kaum Kundschaft.

„Und wenn er es schafft?“, frage ich.
Warum auch nicht?
War es so unwahrscheinlich, diesen kleinen Mann um die Ecke zu bringen?
Vielleicht kennt der Fremde den Geister-Piraten gar nicht und schafft es.
Vielleicht will der Geister-Pirat Largo gar nicht helfen.

Ich lächle – es gibt wieder Hoffnung.
Wenn ich die Insel verlassen kann, dann kann ich endlich anfangen, mein eigentliches Ziel zu verfolgen.
Und dafür brauche ich Zeit, Zutaten… und natürlich Testsubjekte.

Rückkehr

Die nächsten Tage verbringe ich damit, die Ausrüstung meines Vaters zu nutzen, um verschiedene Zutaten herzustellen.

Natürlich habe ich die rohen Zutaten schon vorher getestet. Aber da es kein richtiges Rezept gibt – also noch nicht – muss ich ganz viel experimentieren.

„Wir sind zerschlissen und ungewaschen und haben meistens kaum Dublonen in den Taschen…“, singe ich beim Experimentieren.

Ich erhalte ein paar gute Ergebnisse und ein paar schlechte. Ja, ich habe noch viel zu lernen, aber es macht vor allem Spaß, alles zu testen.

Dann höre ich, wie jemand zur Tür hereinkommt.
Die Schritte klingen aber nicht wie die Schritte meines Vaters.
Irgendwie leichter.
Fast so wie…
„Mama?“, rufe ich aus dem Labor meines Vaters heraus.
Der Fremde hat es scheinbar geschafft und das Largo-Embargo aufgehoben, denn sie ist da… Und sie hat Früchte dabei.

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