Wir treten aus dem Turm heraus.
Zu hell.
Ich drehe meine Haube anders herum, damit sie mich vor der Sonne schützt.
Es ist kalt. Komisch.

Ich folge Anastasya.
„Wohnst du hier?“, frage ich sie.
„Da, ist Falkenhain Heimat von mir.“, erwidert sie.
„Also hier ist immer Winter?“
„Njet.“, sagt sie. „Ist nicht immer Winter, nur immer Schnee.“
Das verstehe ich nicht.
„Aber immer Schnee heißt doch immer Winter! In der Wüste ist auch immer Sommer, weil es immer heiß ist!“, sage ich.
Sie seufzt. „Ah, ist egal. Komm, wir gehen.“

Wir gehen weiter.
Es ist kalt und auch noch windig… Viel zu viel Schnee.
Überall um uns herum sind diese Pieks-Bäume.
„Wohnst du im Wald?“, frage ich Anastasya. Es sieht ganz so aus.
„Njet.“, erwidert sie.
„Aber hier ist nur Wald.“, protestiere ich. Ich verstehe das nicht.
„Njet, da ist Haus.“, sagt sie und zeigt in Richtung einer Holzhütte.
„Ist das dein Haus?“, frage ich sie. Sind wir schon da?!
„Njet.“, erwidert sie. Na toll, weiter durch den Schnee…

Ich nehme mir einen Apfel aus der Tasche und beiße hinein.
Mhm, lecker, Apfel!
Anastasya dreht sich zu mir um und grinst. Hab ich was Lustiges gemacht?
Dann geht sie weiter und ich folge ihr.

Wir kommen an eine Weggabelung.
Anastasya geht geradeaus weiter. Ich folge ihr und esse den Apfel weiter.
Hm, hier gibt es überall nur Wald.
Ah, wieder ein Holzhaus. Sind wir jetzt da?!
„Wohnst du da?“, frage ich und zeige auf das Haus.
„Njet, da nicht.“, erwidert sie.
Ich seufze. Schon wieder nicht. Weiter durch den kalten Schnee.

Anastasya biegt bei der nächsten Gabelung links ab.
Ich folge ihr und kaue auf dem Apfelstiel herum.
„Oh, eine große Scheune.“, sage ich, als vor uns eine große Scheune auftaucht. „Wohnst du da?“
Diesmal muss es einfach stimmen.
„Njet, aber fast. Haus ist daneben.“, erwidert sie und deutet auf das Haus neben der Scheune.
„Hm.“
Ich folge ihr weiter.

„Ist es da drin warm?“, frage ich. Mir ist wirklich kalt.
„Da, ist warm. Haben wir genug Holz.“ Sie lacht.
„Ihr wohnt ja auch im Wald.“, stelle ich fest.
Ich verstehe jetzt, warum Anastasya immer im Wald schläft.
„Ah njet, sind Eltern Holzfäller, deswegen so viel Holz.“, sagt Anastasya.
„… Ja.“, sage ich nach kurzem Zögern. „Hä? Ja.“

Wir erreichen das Haus. Es ist aus Holz, so wie die anderen auch.
Anastasya klopft an der Tür.
Höflich.
Ich warte, bis Anastasya hineingeht, dann folge ich ihr.

Wir betreten einen dunklen Raum.
Immerhin warm und kein Wind mehr.
Uff. Ich lehne das große Schwert gegen die Wand.
„Ah, Papa!“, ruft Anastasya auf einmal und rennt los.
Sie umarmt einen Mann… Der hat rote Haare.
Ich gehe auf die beiden zu. „Hallo.“, sage ich.
Der fremde Mann schaut mich an.
„Ah, hallo.“, sagt er. Er spricht genauso komisch wie Anastasya!
„Und wer bist du?“, fragt er dann.
„Äh, ich bin Tahn.“, sage ich.
„Tahn.“, wiederholt er. „Und wer bist du, Tahn?“
„Ja, ich bin Tahn.“, erwidere ich. Das hat er doch gerade schon gefragt.
Er schaut mich etwas seltsam an.
„Freut mich, Tahn.“, sagt er. „Bin ich Athis.“

„Oh, Athis?!“, sage ich. Den kenne ich doch!
Ich krame den Zettel aus meiner Tasche und suche seinen Namen.
„Was machst du da?“, fragt Athis.
„Hier!“, rufe ich und zeige ihm den Zettel.
„Ah.“, sagt er. „Was steht da?“
„Da steht ‚Athis‘ und ‚Torui'“, lese ich vor.
„Torvi, Tahn.“, verbessert Anastasya mich. „Da, das ist Tahn. Ist lange Geschichte… Haben wir Äpfel dabei, die wir vergraben wollen in Schnee.“
„Äpfel sind wichtig! Und gut!“, sage ich.
„Äh, aha.“, macht Athis und nickt. „Da, kommt ihr vielleicht erstmal rein. Machen Torvi und ich gerade Essen. Habt ihr Hunger?“
„Ah, ist sehr nett!“, gibt Anastasya zurück.
„Essen ist gut.“, sage ich und folge Athis um die Ecke.

„Ah, Mama!“, ruft Anastasya auf einmal und rennt schon wieder los. Sie umarmt eine Frau. Die hat auch rote Haare.
„Ah, Anastasya! Ist schön dich zu sehen. Geht es gut dir? Was hast du erlebt? Hunger? Essen ist gleich fer-„, sie hört auf zu reden und schaut mich an.
„Wer ist das?“, fragt sie und zögert kurz. „Äh, wer bist du?“
Schon wieder die gleiche Frage.
„Ich bin Tahn.“, sage ich.
„Was bist du?“, fragt die Frau.
„Ähhh, ich bin Kreuzritter.“, antworte ich.
„Ah, Kreuzritter?“, fragt Athis. „Und was genau ist das?“
„Äh, Kreuzritter.“, sage ich.
Athis schüttelt den Kopf. „Wollen wir essen, Torvi?“, fragt er dann und schaut zu der Frau.
„Ahhhh, Torvi?!“, frage ich. Das kenne ich doch auch! Ich zeige auf den Zettel.
„Was? Da, ist mein Name Torvi.“, sagt die rothaarige Frau.
„Ja, ich bin Tahn.“, sage ich.
Sie nickt. „Setzen wir uns.“

Ich ziehe die Handschuhe aus und stecke sie in den Gambeson.
Dann ziehe ich den Mantel aus, lege meine Tasche ab und setze die Haube obendrauf.
Mein Schwert lege ich auch dazu und lehne es gegen die Wand.
Erst dann setze ich mich an den Tisch.
Athis und Torvi schauen mich seltsam an.
Auf dem Tisch steht ein großer Topf.

„Mhhh, was gibts denn?“, frage ich.
„Rübeneintopf.“, erwidert Torvi.
Anastasya lächelt.
„Mh, besser als Wurzeln.“, kommentiere ich.
Athis nimmt die Schüssel, die vor mir steht, füllt sie mit dampfendem Eintopf und stellt sie wieder vor mich.
„Danke.“, sage ich und rieche an dem Essen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Endlich etwas richtiges zum Essen!

Ich fange an zu essen.
„Lecker.“, sage ich und esse weiter.
Die anderen essen auch.

Als meine Schüssel leer ist, schaue ich auf.
„Ah, willst du noch mehr haben, Tahn?“, fragt Athis.
„Ja, das ist lecker.“, antworte ich. Er nimmt meine Schüssel und füllt nach.

Nach dem Essen räumt Athis das Geschirr vom Tisch.
„Ah, was treibt dich hierher, Anastasya?“, fragt Torvi. „Freut mich, dass du wieder hier bist.“
„Da, haben wir ein paar Äpfel in Bärenfels gekauft. Wollen wir in Schnee vergraben hier weil in Süden Äpfel werden schnell schlecht.“, erklärt Anastasya.
„Ah, wirklich?“, fragt Torvi. Athis kommt wieder dazu.
„Da, ist echt warm in Süden.“, sagt Anastasya und seufzt. „Und wenn wir nicht Apfel haben für Tahn, ist er traurig.“
„Ah, verstehe.“, sagt Athis. „Da, könnt ihr vergraben zwischen Haus und Sägewerk. Kann ich zwischendurch schauen ob sind noch da.“
„Aber nicht selber essen!“, sage ich.
Athis lacht. „Ah, njet, keine Sorge!“

„Schlafen wir hier?“, frage ich.
Jetzt lacht Anastasya. „Da, machen wir.“
„Ah, ist gut, dann müssen wir nicht im Wald schlafen.“, antworte ich.
Torvi schaut zu Anastasya,
„Ah, da, könnt ihr ruhig auch schlafen gehen. Bist du bestimmt müde, Anastasya, eh?“, fragt Torvi.
Anastasya nickt. „Da, war weiter Weg.“
„Ja, wir sind durch ne große Stadt gelaufen… Mit viel Schnee.“, füge ich hinzu,

„Ah, kommt mit Tahn, gehen wir schlafen bei Feuer.“, sagt Anastasya und geht zum Kamin.
Ich folge ihr zum Kamin. Hier ist es noch wärmer.
Ich öffne meinen Gambeson und nehme die graue Decke heraus.
Dann lege ich mich hin und lege die graue Decke über Anastasya und mich.
Endlich nicht mehr im Wald schlafen.

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Kategorien: Kurzgeschichten

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