Die Tage in Falkenhain vergehen schnell und ich versuche, mir weniger Sorgen zu machen.
Ich weiß immer noch nicht, was ich mit Tahn machen soll und auch Rashkaars Nachricht ist noch immer ein Rätsel für mich.

Heute habe ich entschieden, alleine auf die Jagd zu gehen. Vielleicht bekomme ich so Antworten auf meine Fragen.
Als ich gerade den Weg entlang in Richtung Wald laufe, sehe ich einen Fremden in der Ferne. Es ist niemand aus dem Dorf, denn er sieht völlig anders aus. Wahrscheinlich friert er, denn er wirkt nicht besonders warm angezogen.

Ich gehe auf den Fremden zu.
„Hallo. Wo wollt ihr hin?“, frage ich, als ich in Hörweite des Fremden bin.
Normalerweise verirren sich keine Fremden nach Falkenhain. Der Weg ist dafür viel zu weit und beschwerlich.

„Oh, äh.“, erwidert er und schaut auf etwas, das er in der Hand hält. Einen Zettel vielleicht? „Ich suche Jemanden.“
Er spricht auch ganz anders.
„Ah, wen du suchst?“, frage ich und versuche, einen Blick auf den Zettel zu werfen, aber leider kann ich nichts lesen.
„Ich suche Anastasya Solowjowa. Ich habe hier einen Brief.“
Kurz denke ich, dass ich geradewegs in einem Traum sein muss. Darauf habe ich doch gewartet!

„Da, dann Ihr seid genau richtig bei mir!“, sage ich, lache und strecke meine Hand nach dem Brief aus. „Bin ich Anastasya.“
Der Fremde ist verwirrt und streckt seine rechte Hand aus, die allerdings leer ist. Ich schaue ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
„Brief?“, sage ich und wackle mit der Hand.
Wahrscheinlich ist ihm das ziemlich peinlich. Scheint kein geübter Bote zu sein.
„Selbstverständlich.“, sagt er schnell und reicht mir den Brief.
Ich nicke. Er hat wohl einen echt weiten Weg hinter sich.
Also greife ich in meinen Beutel und gebe dem Mann drei Kupfermünzen. Ich hoffe, dass er auch von seinem Auftraggeber bezahlt wurde.
„Habt Dank!“, sagt er und dreht sich sofort um. Vermutlich will er diesen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen.

Ich schaue den Brief in meiner Hand an. Eine Antwort. Endlich.
Seit ich meine Briefe losgeschickt habe, habe ich mich stets gefragt, was meine Freunde mir wohl für Ratschläge geben würden. Ich war mir wirklich nicht sicher. Und irgendwie weiß ich auch immer noch nicht, was ich erwartet habe. Aber ich habe eine Antwort. Das ist erst einmal alles, was zählt.

Ich möchte Tahn nicht mit dem Brief verwirren, also steuere ich auf den Wald zu, setze mich an den Rand und öffne den Brief. Er ist von Lynx. Ich kann ihre Schrift sehr gut lesen und das erinnert mich sofort daran, dass auch Tahn weiter schreiben üben muss. Jeden Tag eine Kleinigkeit aufzuschreiben hat ihm sehr geholfen.

Offenbar scheint es Lynx gut zu gehen und das lässt einen der Steine von meinem Herzen rollen. Immerhin habe ich wirklich lange nicht von ihr gehört. Hoffentlich sehe ich sie bald wieder.
Ich bin dankbar, ihren Ratschlag gelesen zu haben, doch ich weiß immer noch nicht, was ich machen soll. Soll ich ihn befolgen? Vielleicht hat sie recht. Wahrscheinlich hat sie recht.

Ich freue mich auf unser Wiedersehen und hoffe, dass sie dann vielleicht auch Tahn helfen kann.

Die Äpfel, die wir versteckt haben, gehen langsam zur Neige. Ich bin nicht sicher, wie lange wir noch in Falkenhain bleiben können.
Vielleicht muss ich mir Arbeit suchen, um mehr Äpfel kaufen zu können. In Bärenfels gibt es ab und zu ein paar Aufträge… Vielleicht ist das der richtige Weg. Auf der anderen Seite kann ich dann meinen Eltern nicht mehr beim Jagen helfen.

Ich beschließe, mich erst mal auf die Jagd zu konzentrieren und heute Abend mit meinen Eltern darüber zu sprechen. Vielleicht haben sie ja eine Lösung für das Problem.

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