Wochenend-Pläne

Es ist Samstag. Ein Samstag, an dem keine Taverne in der Nähe stattfindet und auch sonst keine LARP-Veranstaltung ist. 

Ein paar Freunde wollen am Abend in eine neue Kneipe gehen, aber irgendwie fühle ich mich nicht wirklich danach, den Samstag ausschließlich damit zu
verbringen.

Ich ärgere mich ein wenig darüber, dass ich zu keiner
LARP-Veranstaltung fahren kann, da die einzige Taverne, die stattfindet, etwa zwei Stunden entfernt ist. Und für eine Ambiente-Taverne ohne Plot ist mir das
zu weit.
Den Samstag kann man doch nicht so verstreichen lassen, also beschließe ich, etwas zu tun.
Die Luftmatratze für mein Auto ist heute angekommen und so liegt es doch nahe,
das „im Auto übernachten“ mal zu verbessern.
„Level Up“  – sozusagen.
Und wohin?
Gute Frage.

Egal, erst mal die Luftmatratze auf die eigens dafür
angefertigten Spanplatten im Auto legen und aufpusten.
Zum Glück habe ich mir im Voraus eine elektrische Luftpumpe für den Zigarettenanzünder
gekauft.
Die Luftmatratze ist also ruck-zuck aufgepustet.

Und jetzt?
Ich stöbere etwas im Internet.
Zu weit weg möchte ich nicht fahren. Maximal anderthalb Stunde.

Ich finde diverse Wanderwege, Schlösser, Denkmäler und
Museen.
Zuerst überlege ich an einem Wanderweg…
Irgendwie ist mir nach sportlicher Betätigung in irgendeiner Form.
Aber Wandern… Hm.

Bald finde ich auf einer Internetseite meine Eingebung:
Hochseilgärten.
Zuletzt bin ich 2015 auf einem Hochseilgarten gewesen. Und zwar in Italien.
In meiner Kindheit war das die ultimative Familien-Aktivität.
Aber ich habe Höhenangst.

Ich klicke mich durch weitere Vorschläge.
Tauchen.
Oh ja.
Tauchen wollte ich auch immer mal ausprobieren.
Doch das Anmelden und die Vorbereitungen sind nicht gedacht für einen „spontanen“  Trip irgendwohin.

Ich denke wieder an den Hochseilgarten.
Schön wäre es schon.
Hinfahren – eine Runde klettern – im Auto schlafen –am nächsten Morgen
zurückfahren.
Doch. Das mache ich.
In „Wetter“ gibt es einen Hochseilgarten – nur eine Stunde und ein paar Minuten
entfernt. Perfekt.
Es ist allerdings schon zwei Uhr und der Hochseilgarten hat lediglich bis 18 Uhr auf. Also schnell.

Gesagt getan.
Ich packe meine Sachen, lege sie ins Auto und fahre los.

Mist – kein  Essen und Trinken mitgenommen. 

Also noch schnell ein Zwischenziel in Google Maps eintippen.
Ich kaufe etwas Sushi, eine Flasche Wasser und zwei Dosen Bier, deren Design mir gefiel.

Steampunk Bier

In der Stadt geht es einen steilen Berg nach dem nächsten rauf. 
Dann bin ich endlich angekommen. 
„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“
Nur wo?
Ich stehe in einem Wald. Vor mir Schrebergärten. 
Hatte ich mich in der Adresse vertan?
Ich steige aus und betrachte Google Maps. 
Das Stück dort hinauf?
Scheinbar.

Ich laufe den Weg durch die Schrebergärten hinauf. 
Echt hübsch hier.
Je weiter ich laufe, desto mehr höre ich, dass ich hier richtig bin.
Die Geräusche der Seilrollen auf den Stahlseilen. 

Es ist jetzt 16 Uhr – noch genau zwei Stunden also.

Ich melde mich an, erhalte eine Video-Einweisung und los geht’s.

Mont Blanc - aller Anfang ist schwer

Hochseilgarten Parkours MontBlanc

Die Routen sind nach bekannten Bergen benannt. Von der Seiser Alm bis zum Nanga Parbat.
Ich laufe einfach zum ersten Kurs, den ich sehe. 
Mont Blanc. 
Der Berg zwischen Italien und Frankreich. Dort war ich schon mal Gleitschirmfliegen. Warum also nicht. 

Ich hänge die Seilrolle ein. Nun gibt es kein Zurück mehr. 
In diesem Hochseilgarten gibt es keine zusätzlichen Karabiner zum Einhaken, sondern lediglich diese Seilrolle. Deswegen kann man auch nicht überholen.

Die ersten paar Hindernisse sind in Ordnung. 
Bei den „Rutschen“ bemerke ich schnell, dass es enorm viel Kraft braucht, sich hochzuziehen, wenn man es nicht schafft, bis zum Ende zu rutschen.

Meine Beine zittern extrem. Sieben Meter Höhe. Das ist schon ordentlich für den Einstieg. 
Aber egal. Ich habe damit angefangen und ich bringe es zu Ende. 
Ich bin alleine auf dem Parkours und kann mir deswegen alle Zeit der Welt lassen. 
Vielleicht hätte ich mit einem leichteren und „tieferen“ Parkours anfangen sollen. 
Egal, hinterher ist man immer schlauer.

Als ich endlich fertig bin, ziehe ich die Seilrolle vom Stahlseil.
Irgendwie bin ich stolz. 
Ich habe oft vor mich hin geflucht, aber es war ja niemand da, der es hören konnte. 
Niemand, der mir helfen konnte. 
Eigentlich ist es ja eine „Teambuilding“-Aktivität, aber für mich persönlich ist es Eigen-Entwicklung. Selbstfindung. 

Gran Zebru - Klettern zur Entspannung

Hochseilgarten Parkours Gran Zebru

Die Kraft verlässt mich schon jetzt, also lasse ich es ruhiger angehen und folge einem Vater mit Tochter auf den „Gran Zebru“. Der Name dieses Berges sagt mir gar nichts. 
Dieser Parkours fällt mir leicht. 
Hier muss ich mich nicht einmal an dem Gurt der Seilrolle festhalten. Ich schaffe es, mich trotz der Höhe auszubalancieren. 
Der Parkours ist schnell und problemlos erledigt. 
Also kann jetzt etwas schwierigeres kommen. 
Ich bin hier ja nicht zum Spaß – na ja, eigentlich doch.

Eiger - Wenn die Höhenangst einsetzt

Hochseilgarten Parkours Eiger

Auf zum „Eiger“. 
Ein guter Parkours. Sehr schwierig. Sofort halte ich mich wieder an dem Gurt der Seilrolle fest.
Angst?
Definitiv. 
Aber Angst ist dafür da, um überwunden zu werden. 
Also ziehe ich es durch. 
Meine Arme und Hände schmerzen extrem, aber ich lasse mich davon nicht aufhalten. 
Die Hindernisse reichen von „spaßig“ bis „anstrengend“. 
Der Kurs ist lang. Einige Stationen verlangen zum Beispiel das Balancieren auf einem „Drahtseil“. Eines finde ich besonders schlimm: Rollen, bestehend aus Holzbalken. Zwei hintereinander. 
Dazwischen: Nichts. 
Ich krieche in die erste Rolle hinein. Dann das Problem: Wie komme ich rüber?
Ganz ausgestreckt kann ich mit einer Hand nach der zweiten Rolle greifen – aber sie lässt sich nicht zu mir ziehen. 
Ich strecke ein Bein aus – ich komme mit der Fußspitze so gerade an die Rolle. 
Und nun?

Es kostet riesengroße Überwindung, aber dann bin ich drüben. 
Aus einer Kombination von Bein, Arm und „Springen“. 
Bald ist auch dieser Parkours geschafft. 
Wie viel Zeit habe ich noch?
Ich beschließe, noch einen weiteren Parkours anzufangen.

Ortler - Dunkelheit in sechs Metern Höhe

Hochseilgarten Parkours Ortler

Der „Ortler“.
Auch hier war ich schon mal Gleitschirmfliegen. 
Doch jetzt würde ich die gleichnamige Strecke klettern.

Der Parkours ist spaßig und extrem anstrengend. Nicht zuletzt, weil mich meine Kräfte nach etwa anderthalb Stunden schon verlassen.

Das Spezielle an diesem Parkours ist ein geschlossener, dunkler Tunnel mitten an einer Station. Man klettert also bis dorthin, öffnet die Klappe und kriecht hindurch – eine ziemlich lustige Idee. 

Dann gibt es noch das „Riesennetz“. Genau das, wonach es sich anhört: Ein riesengroßes Netz. 
An sich gar kein Problem… leider ist etwa in der Mitte des Netzes für etwa einen Meter das Netz „kaputt“. 
Zwei Möglichkeiten: Auf dem – sehr wackligen – Band, das unter dem Netz her läuft balancieren oder aber an dem Netz hochziehen und ohne Füße klettern. 
Ich entscheide mich dummerweise für das Band. 
Es dauert recht lange, doch bald habe ich wieder ein heiles Netz unter den Füßen.

Bald ist auch dieser Parkours geschafft. 
Puh – das war anstrengend. 
Ich verlasse die Plattformen, gebe die Ausrüstung ab und trinke einen Kaffee. 
Es ist 18 Uhr und ich bin jetzt schon hundemüde. 

Ich rede noch ein bisschen mit dem Personal – sehr nette Leute – dann mache ich mich auf den Weg zurück in mein Auto. 
Sushi und Bier rufen nach mir!

Für 11,90€ ein absolut lohnenswertes Erlebnis. 


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Kategorien: Roadtrips

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