Sie nennt sich Monsterjägerin.
Geboren auf der Straße, geformt in Blut, ausgebildet von GRIMM.
Was sie denkt, sagt sie. Was sie fühlt, versteckt sie.
Olivier Sierra di Ortiz kämpft nicht für Ruhm. Sie kämpft, weil jemand es tun muss.
In dieser Reihe erzählt sie selbst – von Kämpfen, Erinnerungen, Fehlern.
Von dem, was war. Und dem, was noch kommt.

„Monsterjäger. Lauft vor in den Wald, sucht die Goblins, lockt sie zu uns. Hier ist der Kampf einfacher als im Wald“, befiehlt Oleg, unser Auftraggeber auf dieser Mission.
Ich schaue zu Miguel. Er nickt. Also los.

Die anderen Kämpfer bleiben auf der Wiese. Wir rennen. Monsterjäger. Genau das sind wir.
Der Wald ist fremd – Bäume mit winzigen Blättern, die Luft feucht und seltsam still. Selbst die Geräusche klingen anders als Zuhause. Ich mag das nicht.

Wir spähen durch die Äste, spitzen die Ohren. Der Boden ist weich, die Sporen an den Stiefeln bleiben überall hängen. Egal. Mein Streitkolben liegt kalt in der Hand – bereit, Knochen zu brechen.

Aber keine Goblins.

Weiter.
Weiter.

Dann – ein Schrei. Aus der anderen Richtung.
Nicht Goblins. Menschen. Unser Lager.

„Im Lager“, sage ich.
Miguel wirft mir nur einen Blick zu – ich weiß, was er meint.
Wir rennen los.

Die Stahlplatten meines Mantels klappern bei jedem Schritt. Scheißding. Viel zu schwer zum Sprinten, aber ich hab’s trainiert. Corvin hat uns durch den Dreck gejagt, bis uns die Lunge geplatzt ist. Damals in der Ausbildung. Jetzt keucht sie wieder – aber ich bin schneller. Stärker. Ich entscheide, wann ich langsamer werde. Und das ist nicht jetzt.

Die Kämpfer auf der Wiese drehen sich nach uns um.
„Schreie aus dem Lager“, sagt Miguel knapp.
Die anderen fluchen.
Miguel und ich rennen los.

Das Lager ist von Holzbarrikaden umgeben, an denen müssen wir vorbei. Wir hören die Menschen im Lager schreien. Ich renne. Meine Beine rennen, der Atem kratzt im Hals. Alle Bewaffneten waren draußen. Die Goblins sind nicht dumm – sie haben gewartet.

In NeHemar wäre das nicht passiert.

Wir sehen die ersten Gestalten. Goblins. Sie haben das Lager verlassen, wollen nicht eingekesselt werden.
Mir egal. Ich will sie trotzdem töten.

Mein Streitkolben – schwer, kalt, vertraut. Ich reiße ihn hoch.

“Verreckt, ihr Mistviecher”, brülle ich und stürme los.

Kein Zögern, kein Warten. Ausruhen können wir, wenn sie tot sind.

Kurz darauf erreichen auch die anderen den Kampf. Die Goblins kreischen, spucken, fluchen – und schreien, wenn wir sie treffen.
Blut spritzt, Knochen brechen.
Die ersten Goblins bleiben liegen.

Jeder Schädel bringt Kupfer – sollen sie ruhig kreischen.

Miguel wird verletzt.
“Geh zum Heiler“, rate ich ihm. Ein Spruch, den ich meistens eher von ihm höre als umgekehrt. Er nickt, zieht sich aus dem Kampf zurück. Ich halte die Stellung. Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann.

Die zusätzlichen Stahlteile an meinem Mantel machen sich bezahlt – die Waffen der Goblins treffen stets nur das Metall. Die Wucht ist zwar bemerkbar, aber meine Haut bleibt dabei ganz. Vor allem Rücken und Beine sind ein beliebtes Ziel und genau da ist jetzt die Rüstung.
Ein Goblin bezeichnet mich als wandelnden Kochtopf. Ich lache und haue ihn mit meinem Streitkolben kaputt.

Auf jeden Goblin, den wir töten, kommen zwei neue aus dem Wald gerannt. Sie sind flink, aber nicht besonders taktisch. Unser Vorteil. Wir kämpfen unermüdlich, aber ich kenne kaum Jemanden der anderen, kann ihnen nicht vertrauen.

Als wir einen kurzen Augenblick Ruhe haben, halte ich am Eingang Wache, passe auf, komme langsam wieder zu Atem. Von oben bis unten von Goblin-Blut bedeckt lache ich leise. Was für ein Tag! Zuerst Tauziehen gegen Miguel gewinnen und jetzt mit vollem Körpereinsatz Goblins töten – und dafür bezahlt werden.

Viel Zeit bleibt mir nicht, mich über den Moment zu freuen – denn da rücken neue Goblins an – neue Opfer, die ich töten kann. Im folgenden Kampf gegen zwei dieser Viecher verliere ich einen Teil meiner Rüstung – das Stahl-Teil am Bein löst sich und hängt nur noch an einer Schnalle. Das nervt und als ein kurzer Augenblick Ruhe ist, nehme ich das Teil komplett ab und werfe es an den Rand – das ist ein Problem für später.

Miguel kommt aus dem Lager zurück und reiht sich ein.
“Geht’s Dir besser?”, frage ich ihn.
Er grinst mich an, hat einen echt seltsamen Blick drauf.
“Die Goblins sind echt ulkig”, sagt er.
Verwirrt schau ich ihn an. Die Viecher sind komisch, das ja, aber ‘ulkig’? So ein Wort habe ich von ihm noch nie gehört, das passt gar nicht zu Miguel.
“Hattest wohl den besonders guten Stoff, hm?”, frage ich. Bei den Heilern in diesen fremden Landen bekommt man offenbar die merkwürdigsten Mittel. Egal, Hauptsache, er kann wieder kämpfen.

Die Kämpfe gehen weiter, immer weiter vom Lager entfernt, was gut ist. So sind die Unbewaffneten geschützt.
Doch was dann aus dem Wald trampelt, ist wesentlich größer und gewaltiger als ein Goblin – ein Oger! Offenbar ist er mit den Goblins verbündet. Ich schaue zu Miguel, er nickt mir zu. Hilft nichts, den müssen wir auch töten.

Wir laufen, greifen an, schlagen zu.
Ein weiterer Oger kommt aus dem Wald, Miguel nimmt ihn sich vor. Ich bleibe bei dem Ersten.
“Scheiße, der ist zäh”, fluche ich und greife weiter an. Dieser verdammt lange Kampf ist scheiße anstrengend und ich will diesen Oger so schnell wie möglich töten.
Doch die Goblins fallen immer wieder dazwischen ein und unterbrechen den Kampf. Kurz bin ich unachtsam und eine Keule erwischt mich, die Stärke des Oger drückt mich zu Boden.

Als ich am Boden liege und versuche, von ihm wegzukommen, drückt er mir meinen eigenen Streitkolben auf den Brustkorb. Ich will aufstehen, doch der Kolben bohrt sich tiefer in meinen Brustkorb. Es knackt – einmal, zweimal. Luft wird zum Luxus. Noch ein Atemzug. Noch einer.
“Kämpf dagegen an, verdammt”, höre ich meine eigene Stimme in meinem Kopf. Ich versuche es, versuche, alles zu geben.

Ein weiteres Knacken.
Dann wird alles schwarz.


Was hättest du getan, wenn du am Boden gelegen hättest – mit einem Oger über dir?
Schreib’s mir in die Kommentare – Olivier liest mit. Vielleicht.

Ob Olivier den Oger überlebt?
Finde es heraus – nächste Woche kommt die Fortsetzung.

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2 Kommentare

Kai Chan · 01.08.2025 um 02:30

Das ist ja mega gut geschrieben. 😍🤌❤️

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