Nachdem wir vor zwei Wochen über „DKWDDK“ (punkteloses Spiel) gesprochen haben, geht es heute weiter mit punktebasiertem Spiel.

Grundprinzip

Ob Live Adventure, Dragonsys oder Drachenfest-Regelwerk – jedes punktebasierte Regelwerk verfolgt das gleiche Prinzip: Das Sammeln von Erfahrungspunkten und das Ausgeben eben dieser.

Es ist vergleichbar mit MMORPGs wie „World of Warcraft“, „Last Chaos“ oder „Metin 2“. Wir sammeln Erfahrungspunkte und können diese ausgeben, um Fähigkeiten zu erlernen.

Allerdings sammeln wir die Erfahrungspunkte, indem wir LARP-Veranstaltungen besuchen.

Ein Beispiel aus dem Dragonsys2-Regelwerk:
Für jeden Tag einer LARP-Veranstaltung gibt es fünf Erfahrungspunkte für universelle Charaktere und sieben für spezialisierte (= Magier oder Kämpfer) Charaktere.
Es gibt noch die Option „Abenteurer„, der neun Erfahrungspunkte pro Tag erhält, aber die möglichen Fähigkeiten sind hier nicht besonders vielfältig.

Dabei sind universelle Charaktere solche von der Sorte „Kann alles lernen, aber nichts meistern“. Das eignet sich vor allem, wenn man nicht weiß, wohin die Reise des Charakters gehen wird.

Wenn wir uns allerdings einen Charakter erstellen und wissen, dass es ein Magier werden soll, dann können wir ihn auch als solchen spezialisieren. Dadurch können wir Fähigkeiten wie z.B.: Exorzismus erlernen und bekommen außerdem mehr Erfahrungspunkte pro Spieltag.

Regelwerk Charakter
Grobes Konzept der Charakterklassen

So viel zum Grundprinzip.
Aber auch das punktebasierte System hat seine Tücken.

„Also kann ich alles, ohne es darzustellen?“

Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass wir bei einem punktebasierten Regelsystem nichts ordentlich darstellen müssen, weil „wir es ja geskilled haben“.

Nein.

In den meisten Regelwerken gibt es Vorschriften zum Ausspielen und Darstellen der Fähigkeiten.
Das gilt vor allem für die magischen Fähigkeiten (weil hier leider am meisten „schlechtes Darstellen“ betrieben wird).

Bei DragonSys gibt es zum Beispiel das „Liber Magicae“ als Ergänzung für alles Magische und Alchemistische.
Die Durchführung der Zauber erfordert verschiedenste Komponenten und auch die eigentliche Darstellung ist vorgegeben.

Ich finde, dass wir es nicht so strikt wie im Liber Magicae machen müssen, aber wir sollten uns an den Komponenten grob orientieren.
Um einen Zauber zu wirken müssen wir also etwas „ausgeben“. Seien es Mana-Punkte, tatsächliche Ressourcen oder beides.
Nebeneffekte wie fehlschlagende Zauber oder allgemeine Erschöpfung sind dafür übrigens essentiell.
Wir sollten sie nutzen, um den sinkenden Mana-Pool darzustellen.

Denn nichts ist so langweilig wie ein super-mächtiger Magier, der alles kann und alles von selbst löst.

Ich persönlich habe sogar viel mehr Spaß am „Low-Power“-Magier, der zwar etwas kann, aber dadurch auch Nebenwirkungen für sich selbst oder für andere Spieler bewirkt.

So spiele ich auch meine runenkundige Waldläuferin Anastasya. Benutzt sie zu viel Mana zum Heilen, wird sie immer schwächer, bis sie irgendwann umkippt und dann Visionen erleidet.
Außerdem benutzt sie für ihre Zauber aufgeladene Runen, die nach jeder Nutzung neu aufgeladen werden müssen.
Für sie habe ich mir am Anfang auch ein eigenes kleines Regelwerk geschrieben und den einzelnen LARP-Orgas zugeschickt.
Muss man nicht unbedingt, ist aber manchmal empfehlenswert.

„Ehrlich währt am Längsten“

Kommen wir zum nächsten, wichtigen Punkt: Die Ehrlichkeit.

Wenn ich Out-Time ein paar Leuten vom LARP erzähle, dann sagen sie so etwas wie: „Ich kann mir doch einfach ganz viele Punkte geben und dann der übelst krasse Charakter sein und alle umhauen.“

Und ich kann darauf nicht mehr antworten als: „Ja, du kannst dir theoretisch Punkte erschummeln, aber wo bleibt da der Spaß?“.

Soweit ich weiß gab es früher noch vermehrt Con-Bestätigungen, die heutzutage kaum noch vergeben oder verlangt werden.
Dementsprechend könnte man sich natürlich selbst Punkte geben, aber ich wüsste nicht, warum man das je tun sollte.

Es ist viel schöner, die Entwicklung des eigenen Charakters mitzuerleben und so langsam aber sicher mit seinem Charakter zu wachsen.

Ich fange bei Skyrim ja auch nicht mit einem Charakter an zu spielen, der schon alles fertig geskillt hat…. Das muss man sich erarbeiten und versteht im Erlernen immer mehr vom Spiel und wird besser.
Das ist im LARP sehr ähnlich.

Mischung mit DKWDDK

Auf vielen Veranstaltungen werden Regelwerke um das „Du kannst, was du darstellen kannst„-Prinzip erweitert.
Dadurch werden die Fähigkeiten zwar erlernt, verpflichten aber auch zu einer angemessenen Darstellung.

Diese Mischung ist eigentlich genau das, was von einem Spieler erwartet werden sollte: Eine ordentliche Darstellung und eine erkennbare Lernkurve für Fähigkeiten.

„Plötzlich“ alles zu können ist halt blöd.
Und eine mangelhafte Darstellung ist genauso doof.

Aber ob diese Veranstaltungs-Vorgaben zu einem besseren Spiel führen, ist natürlich schwer zu sagen.
Spieler, die nicht ausspielen wollen werden dadurch wahrscheinlich auch nicht zur Besinnung kommen.
Und die Spielleitung kann natürlich auch nicht jeden Spieler kontrollieren.

Was mir allerdings bei Veranstaltern wie zum Beispiel der Twilight-Orga sehr gut gefällt, ist, dass sie jetzt eine „Lebenspunkte auf Null“-Option auf den Lebenskarten haben.
Fällt ein Spieler negativ auf indem er Verletzungen nicht ausspielt oder „schon lange down sein müsste„, wird dieses Häkchen angekreuzt.
Beim zweiten Verstoß wird dann quasi der Charakter „aus dem Spiel genommen.“
Ich hoffe einfach, dass dadurch die Spieler ein bisschen über die Thematik nachdenken und vielleicht in Zukunft schöner aus- und mitspielen.

Eine Bitte zum Schluss…

Abschließend bleibt mir nur noch eine Bitte:

Stellt eure Fähigkeiten ordentlich dar und spielt vernünftig aus, damit nicht nur ihr mehr Spaß habt, sondern auch eure Mitspieler ganz viel Spaß am Spiel mit euch haben.

Da ist es im Endeffekt vollkommen egal, welches Regelwerk oder Prinzip ihr verfolgt.
Macht es einfach…

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