Mehr Alltag im LARP?
Vielen Dank an John Robbin Riechert von der Dohlen Schmiede, der mir dieses Thema vorgeschlagen hat.

Worum geht’s?

Wir stellen wir im LARP sehr viele unterschiedliche Charaktere dar, doch natürlich wollen wir mit diesen Charakteren Abenteuer erleben.
Immerhin wollen wir mit der Hilfe vom LARP unseren Alltag hinter uns lassen.

Warum also einen Charakter mit „normalem“ Alltag spielen?
Ganz einfach: Weil es etwas bringt.

Alltagsleben

Natürlich wollen wir beim LARP nicht „Alltags-Simulator 800 n.Chr.“ spielen, sondern etwas Außergewöhnliches erleben.
Aber das bedeutet ja nicht, dass unsere Charaktere keinen Alltag haben.

Immerhin spielen wir oft einen Charakter mit Beruf.
Schmied, Jäger, Gerber – sogar Adlige.
Und woraus besteht das Leben von Berufstätigen? Klar – aus Arbeit.
Rein rechnerisch gesehen würde jeder Charakter etwa 50% seines Tages (oder mehr) damit verbringen, seinen Beruf auszuüben.

Versteht mich nicht falsch, es geht sicher nicht darum, auf einer Veranstaltung die ganze Zeit als Charakter zu arbeiten. Das machen wir ja OT schon genug.
Es geht darum, darüber nachzudenken, dass euer Charakter ja zwischen den Veranstaltungen auch ein Leben hat.
Er muss schlafen, trinken und essen. Mindestens. Wie bereits erwähnt haben ja die meisten eurer Charaktere auch einen Beruf.
Der muss natürlich in der Zwischenzeit ausgeführt werden – und hinterlässt Spuren.

Was genau ich mit Spuren meine?
Der Schmied könnte Brandblasen oder Brandverletzungen von seiner Arbeit bekommen.
Der einfache Handwerker hat sich mit dem Hammer versehentlich auf den Daumen gehauen.
Die Köchin hat etwas so Furchtbares gekocht, dass ihr erstmal schlecht ist.

Solche Spuren meine ich.
Sie bieten Spielansätze und Geschichten, die sich erzählen lassen. Manchmal kann man den Alltag ja sogar darstellen (Brandblasen, verrußte Kleidung,..)
Und wofür?
Da gibt es mehrere Gründe:

1. Spielansätze

Wenn du eine Geschichte hast, kannst du davon erzählen.
Das ist doch auch im wahren Leben so. Wir erzählen ständig von den Erlebnissen auf der Arbeit. Natürlich erzählen wir viel lieber von spannenderen Geschichten, aber die erleben wir seltener.
Und warum?
Weil sie sonst alltäglich wären.
Womit wir wieder beim Thema wären.

Unser Alltag prägt uns, weil er sich ständig wiederholt.
Und genau das meine ich.
Wir verbinden viel damit.

Ein Beispiel:
Wenn ich irgendwo unterwegs bin und sich herausstellt, dass unter den Fremden auch ein Informatiker ist, dann freue ich mich ein bisschen und habe sofort ein Gesprächsthema.

Genau so kann man das beim LARP übrigens auch machen.
Schmiede können über verschiedene Fertigungstechniken fachsimpeln, Handwerker erzählen sich von ihren tollsten Bauwerken und Köche tauschen Rezepte miteinander aus.

Das sind super einfache Spielansätze, die nicht mit „Früher war ich auch ein Abenteurer…“ beginnen.

2. Charakterentwicklung

Wie bereits erwähnt, prägt uns unser Alltag mehr als alles andere.
Der Alltag unseres Charakters kann also auch die Entwicklung seines Charakters steuern.

Wenn ein Charakter ein ganz normales Zuhause mit ganz normaler Arbeit hat, dann kann er natürlich auch immer dorthin zurückkehren.
Es kann immer mal etwas (mehr oder weniger) Schlimmes passieren. Das kennen wir ja aus unserem eigenen Leben.

Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Handwerker von nebenan ziemlich schockiert und verstört sein würde, wenn eine Horde Orks sein Dorf (inklusive Eltern) töten und anschließend alles niederbrennen würde.
Ich finde, kleine Ereignisse reichen doch für eine Veränderung oder Entwicklung.

Kämpfe?

Das beobachte ich auch immer bei Kämpfen.
Ich lerne einen neuen Charakter kennen und er erzählt mir beispielsweise er ist Hufschmied aus Dorf XY und hat noch nie gekämpft.

Da freue ich mich natürlich erstmal über einen recht bodenständigen und schönen Hintergrund.
Doch als dann der erste Kampf losbricht, versucht der Hufschmied einfach mitzukämpfen… Nicht schockiert, nicht überrascht. So, als würde er es ständig tun.
Und genau da hört mein Verständnis auf.

Gehen wir mal davon aus, ich würde auf einmal in einen großen Kampf geraten. Leute werden angegriffen. Überall Schreie, laute Geräusche und Blut.
Und ich habe noch nie gekämpft und kann mit keinen Waffen umgehen.
Ich würde das Weite suchen.
Ich würde rennen oder vor Schock gelähmt zuschauen oder heulen.
Irgendetwas davon.
Aber ich würde nicht einfach kämpfen können und so tun, als wäre es normal.

Es ist ja völlig in Ordnung, wenn dieses Verhalten bei Soldaten auftritt. Oder bei geübten Kämpfern.
Die sind das eher gewohnt, wobei bei Soldaten ja auch oft schockartige Zustände auftreten.

Ich möchte nicht sagen, dass ihr nicht mehr kämpfen oder jedes Mal in einen Trauma-Zustand verfallen sollt.
Ich möchte einfach nur, dass ihr mal über so etwas nachdenkt.
Als Charakter kann man – je nach Erlebnissen – auch vorsichtig oder gar ängstlich an Kämpfe herangehen.

Das bietet auch viel Spielpotenzial und kann Spaß machen – 90% der LARPer stürzen sich ja einfach so in jeden Kampf.
Ein anderes Verhalten ist da sicherlich mal eine willkommene Abwechslung.

Spaß durch Spiel und Abwechslung

Obwohl es nicht so klingt: Alltag für einen Charakter kann im LARP zu viel Spielspaß führen.
Denn wir können uns vorher Gedanken darüber machen.
Was hat der Charakter gelernt?
Wie lief die Ausbildung ab?
Wie hart arbeitet er?
Was bedeutet die Arbeit für ihn?

Dadurch wirkt ein Charakter sofort viel lebendiger.
Ihr werdet euch dem Charakter näher fühlen und auch die Beweggründe eher verstehen.
Außerdem könnt ihr aus seinem Alltag heraus für Spielansätze sorgen.
Der Charakter ist Schmied und auf der Suche nach neuen Techniken, anderen Metallen etc.
Oder der Charakter lässt sich von Fachmann XY im Bereich Z ausbilden.

All das lässt sich durch einen gewissen „Alltag“ umsetzen.

Ihr könnt mehr Spaß beim Spielen haben und versteht euren Charakter besser.
Ein Alltag im LARP bietet also viel Potenzial.

Und wenn ihr Lust darauf habt, könnt ihr ja auch ein paar Geschichten zum Alltag eures Charakters schreiben. 😉

Was sagt ihr dazu?
Hat euer Charakter ein „Alltagsleben“ abseits von LARP-Veranstaltungen?
Was für einen Beruf hat euer Charakter?
Lasst es mich doch in den Kommentaren wissen!

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