Worum geht es?

Um einen Charakter besser kennenzulernen, muss man sich mit ihm auseinandersetzen.
Eine befreundete LARPerin hat mal gesagt: „Manchmal muss man einfach mal mit seinem Charakter Kaffee trinken gehen.“
Oder eben einfach eine Art „Date“ führen.

Und genau das möchte ich mit diesem Projekt machen. Die Charaktere treffen auf einen Erzähler (beispielsweise in einer Taverne) und quatschen miteinander… Dabei werden vom Erzähler natürlich einige Fragen gestellt.
Für jeden Charakter werde ich einen anderen Block Fragen nutzen, damit es spannend bleibt.

Möchtest auch du, dass ich mit deinem Charakter „einen Kaffee trinke“?
Dann schreib mir einfach!


Heute führt mich mein Weg wieder in die Taverne.
Laut meinem Fragenzettel habe ich es heute mit einer echten Schiffsärztin zu tun. Ich präge mir ihr Bild gut ein und betrete die Taverne.

Im Gegensatz zu letztem Mal ist hier wieder die gewohnte Ruhe eingekehrt, die übrigen Gäste sitzen brav an ihren Tischen und essen und trinken leise.

Ob mein Gast schon da ist?
Seltsam ist, dass bei ihrem Name „Man nennt sie Maladi“ steht. Also ist ihr Name Maladi? Das verwirrt mich…

Ich laufe durch die Taverne, vorbei an einigen Tischen und Stühlen, dann sehe ich sie. Sie sitzt in der Nähe der Taverne, trägt rote Kleidung und ein blaues Tuch auf dem Kopf. Und sie scheint irgendetwas mit Fläschchen zu tun. Ich gehe auf sie zu.
„Maladi?“, frage ich.
Sie hebt den Blick, dabei gibt offenbar alles an ihrer Kleidung klingende Geräusche von sich. Auf den zweiten Blick sehe ich, dass beinahe überall Glöckchen in verschiedenen Größen und Farben hängen… Daher also dieses Geräusch.

„Ja, so nennt man mich.“, sagt sie und grinst.
„Ich bin hier, um dir ein paar Fragen zu stellen, wenn ich darf.“
Erst, als ich das ausgesprochen habe, sehe ich die Waffen, die sie bei sich trägt: Schusswaffen und ein langes, irgendwie gebogenes Schwert. Auch sie werde ich sicher nicht zum Antworten zwingen.
Sie nickt. „Klar. Hast du zufällig ein Schiff gesehen?“, fragt sie dann. Und ich dachte, ich stelle hier die Fragen.
Aber ich schüttle den Kopf.
„Hm. Schiffswrack vielleicht? Nicht?“, fragt sie weiter.
Wieder schüttle ich den Kopf. „Aber eigentlich möchte ich dir Fragen stellen, nicht andersherum.“
Sie scheint von höflichen Umgangsformen nicht viel zu halten und das gefällt mir ganz gut.

Also, was möchtest du trinken?“ „Grog!“, ertönt sofort die Antwort. Sie scheint keinen noch so kleinen Augenblick über die Frage nachgedacht zu haben.
„Gut… Äh. Was ist das?“, frage ich sie dann.
„Eine sehr gute Frage! Das versuche ich auch herauszufinden!“. Dann lacht sie.
Ich verstehe das nicht.
„Na ja. Ihr habt keinen Grog. Bring mir Rum. Oder irgendwas ätzendes… Explosives? Was mit rotem Farbstoff? Und Peperonis!“
Ich schaue sie verwirrt an.
„Äh… Ich glaube, wir haben Rum da.“
Sie wirkt auf einmal ein bisschen enttäuscht. Dann hellt sich ihre Mine wieder auf. „Wir brauchen Rum, Rum, Rum, sonst verdursten wir!“, ruft sie auf einmal. Die anderen Gäste schauen zu uns rüber. Oh je.
Ich erhebe mich schnell und laufe zum Wirt. Ich höre, wie sie scheinbar etwas singt. Das ist ein bisschen verstörend…

Als ich zurückkomme, hat sie ein paar Kisten auf den Tisch gestellt. Ich weiß nicht genau, was sie da tut oder was in diesen Kisten ist.
„Äh, Maladi? Dein Rum.“, erwidere ich.
„Ja, super! Danke!“, ruft sie und zieht den Krug direkt zu sich.
„Also… Zu den Fragen.“, beginne ich und sehe, wie sie den Inhalt des Kruges in eine Flasche kippt, die sich in der Nähe ihrer Schulter befindet.
„Ich höre?“, fragt sie. Ich starre sie an. Was tut sie denn da?

Als der Krug leer ist, hebt sie den Blick. „Hm? Danke für den Rum.“, bedankt sie sich noch einmal. „Welche Fragen wolltest du stellen?“
Ich seufze. Nur Fragen stellen, nicht hinterfragen…

„Hm. Gefällt dir deine Heimat oder würdest du lieber woanders herkommen?“, frage ich sie.
„Ach, Scabb ist in Ordnung.“, sagt sie und grinst. „Ein bisschen dunkel, aber da gewöhnt man sich schnell dran!“
Auf einmal kommt etwas aus ihrer Tasche gekrabbelt. Es ist braun, wirkt ein bisschen flauschig und hat lange Krallen… So ein Tier habe ich noch nicht gesehen, aber es bewegt sich ziemlich langsam.
„Was… Ist das?“, frage ich entsetzt.
„Ach. Das ist Blitz.“, erwidert sie vollkommen gleichgültig. Dann lächelt sie. „Er hat sicher gerade geschlafen, der Kleine. Bliitz, willst du auch was von dem Rum? Nein? Lieber Blätter? Die gibt es nur draußen, Kleiner.“
Ich schaue sie verwirrt an. Wie war das? Nicht hinterfragen… Blitz also.

„Äh. Gibt es etwas, worin du gerne sehr gut wärst. Also eine Fähigkeit, die du gerne meistern würdest?“, stelle ich dann die nächste Frage.
„Hm, weiß nicht. Grog machen? Das wäre was…! Ja, aber ansonsten. Ich bin Schiffsärztin und Schiffsköchin, weißt du? Darin bin ich gut.“
Ich nicke langsam und schreibe auf. Sie scheint von sich sehr überzeugt zu sein.

„Gut, verstehe. Und was kostet dich am Tag am meisten Zeit?
„Sauber machen.“, sagt sie. Dann lacht sie auf einmal. „Nein, nein, nicht mich! Die Sachen natürlich!“
Sie deutet auf ihre Kiste. „Ja, also, es darf nicht alles so lange dreckig sein… Da können wichtige Eigenschaften verloren gehen… Aber manchmal ist das auch echt witzig!“
„Witzig?“, frage ich.
„Na Ja… Also… Mein Schiff. Na Ja. Das ist eigentlich auch eine traurige Geschichte… Aber auch witzig! Ich habe beim Kochen etwas nicht sauber gehalten und dann ist das Schiff explodiert… Also. Zumindest glaube ich das.“
„Aha?“
Sie ist wirklich seltsam, aber sie nickt nur. Scheint das Ende der Erklärung zu sein.

„Gut, Maladi, und wie startest du normalerweise in den Tag?„, frage ich sie. Eine seltsame Frage, wie ich finde.
„Hm, mit Rum! Meistens… Oder mit Kopfschmerzen, je nachdem.“
Sie lacht wieder.
Ich zwinge mich ebenfalls zu einem Lachen und schreibe weiter auf.

Gibt es etwas besonderes an dem Ort, an dem du aufgewachsen bist?„, frage ich sie dann. Sie hat doch schon etwas über ihre Heimat gesagt… Dunkel, oder so.
„Ja, natürlich. Was möchtest du wissen? Also… Auf Scabb ist es wie gesagt immer dunkel. Wir haben dieses… Ding. Also… Sonne, ja. Also sowas haben wir da nicht. Dafür aber auf Booty, ja, da scheint die immer! Das blendet echt heftig, aber… Ja. Das ist besonders. Dann der Sumpf… Das Totenkopf-Haus vielleicht auch, ja, aber das ist ja im Sumpf. Hmmm.“
„Ja, ich glaube das reicht mir auch schon!“, unterbreche ich sie während sie gerade Luft holt. Das muss ich ja auch noch mitschreiben.

Hast du ein Lieblings-Kleidungsstück?„, lautet die nächste Frage.
Maladi schaut an sich herab.
„Ja! Der Mantel! Den mag ich… Ist n bisschen kaputt, aber das ist nicht schlimm.“, erwidert sie und deutet auf ein paar Flicken am Ellbogen.
Ich nicke und schreibe ihre Antwort auf.

Gibt es eine Frage, auf die du gerne die Antwort wüsstest?„, frage ich sie dann.
„Ja, klar!“, kommt die Antwort sofort. „Ich würde gerne wissen, woraus der Grog gemacht wird.“
Ich nicke. „Gibt es kein Rezept?“, frage ich dann. Mist, schon wieder hinterfragt.
„Ja, nein. Also… Kein richtiges! Ich versuche, es herauszufinden.“
Das schreibe ich auf. Dann widme ich mich der nächsten Frage.

Wenn Menschen zu dir kommen und dich um Hilfe bitten, was brauchen sie dann meistens?
„Hm. Einen Arzt… Oder eine Schiffsköchin. Meistens aber einen Arzt… Vor allem in letzter Zeit. Keine Ahnung, was los ist!“, erwidert sie.
Klingt irgendwie einleuchtend….

Warum hast du zwei Berufe?„, frage ich dann noch. Das interessiert mich wirklich.
„Na ja… Warum nicht? Ich meine… Gesundheit und Essen hängen doch zusammen! Ergibt Sinn, oder?“
„Hm.“, erwidere ich. „Schon.“
Sie nickt. Na gut.

Hast du ein Vorbild? Also Jemanden, der dich inspiriert?„, widme ich mich der nächsten Frage.
„Ja! Auf jeden Fall! Das ist die Voodoo-Frau auf Scabb… In den Sümpfen. Sie motiviert mich echt.“, erwidert sie. Scabb… Das wird ihre Heimat sein. So so.

„Verstehe.“, antworte ich. „Und… Wann fühlst du dich wirklich lebendig?“
Sie schaut mich an. „Äh. Immer? Oder nicht? Ich verstehe nicht. Sollte man sich irgendwann nicht lebendig fühlen? Oder ist das bei dir so? Brauchst du einen Arzt?“
Sie lacht. Ich seufze.
„Ja, ich weiß. Nein. Ich fühl mich immer gut. Mit Rum natürlich besser.“
Sie nippt nun an ihrer eigenen Flasche, die sie vorhin umgefüllt hat.

„Und… Hast du auch schon Abenteuer erlebt?„, frage ich dann und starre sie neugierig an. Sie hat sicher schon Abenteuer erlebt.
„Klar! Ne Menge! Letztens erst, ja, da war ich an so nem seltsamen großen Turm, wollte eigentlich mein Schiff suchen, ja… Und dann auf einmal, weiß nicht wie, da kamen da so Schatten und… Ja. Die wollten nicht fechten. Dann hatte ich auf einmal ganz viele Patienten. War nicht schlecht, aber die Schatten waren echt komisch!“, erzählt sie und ich versuche, mit dem Schreiben hinterherzukommen.
„Oh, aha? Und… Habt ihr es geschafft?“, frage ich weiter.
„Uff, eh, ja.? Also. Ich habe viele Patienten geheilt und ich glaube, dieses große Schattending oder so haben wir sogar besiegt. Weiß nicht. Das wollte auch nicht fechten, da kann ich nichts machen.“

Ich schaue auf meinen Fragenzettel. Ein paar Fragen habe ich noch.
Was hoffst du werden deine drei letzten Worte sein?„, frage ich.
„Das ist Grog.“, sagt sie freudestrahlend. „Das wäre sehr schön.“
Ich nicke. Das war einfach. Sie hat gar nicht lange überlegt.

Wenn du deiner Persönlichkeit eine Farbe zuordnen müsstest, welche Farbe wäre das?„, frage ich sie dann. Das ist die Frage, die ich ungefähr jedes Mal stelle.
„Grün… Rot! Eins von beidem!“, erwidert sie.
Ich nicke. Sie ist sich offenbar nicht sicher…

Hast du schon mal das Leben von Jemandem gerettet?„, frage ich und stelle erst beim Aussprechen fest, dass die Frage ziemlich blöd war.
„Natürlich. Schiffsärztin, vergessen? Und Köchin! Bei mir ist noch keiner verblutet oder verhungert. Und auch erst letztens da habe ich so ne Verrückte von nem Turm gerettet. Da sind Blitze eingeschlagen und… Ja. Ich hab sie gerettet!“
Sie wirkt sehr stolz. Ich schreibe das Ganze auf.

Gibt es eine Sache, die du gerne ungeschehen machen würdest?„, frage ich dann. Eine harte Frage… Ich bin auf ihre Antwort gespannt.
„Ja, tatsächlich.“, erwidert sie. „Ich hätte die Kaffeebohnen nicht verwechseln dürfen. Denn dann hätte ich noch ein Schiff. Na ja. So muss ich laufen bis ich es wiederfinde.“, erklärt sie.
„Kaffeebohnen?“, frage ich.
„Mhm. Ich dachte, es wären gemahlene Kaffeebohnen gewesen… Na ja. Und dann ist alles explodiert. Ich glaube es waren keine Kaffeebohnen.“
Ich nicke, aber ich verstehe nicht wirklich.

Hast du so etwas wie einen Spruch, der das Leben beschreibt?„, frage ich dann.
„Klar. ‚Mein Mädchen trau keinem Piraten…'“, erwidert sie und singt dabei fast. Es klingt komisch.
„Aha? Und was soll das heißen?“
„Na, genau das. Trau keinem Piraten. Und auch keiner Piratin.“, sagt sie und zwinkert dabei.
Ich schüttle den Kopf. Das verstehe ich ja doch nicht.

Bist du religiös?„, stelle ich die nächste Frage.
„Nein.“, antwortet sie. „Aber ich habe mich mal als ein Gott ausgegeben, um Jemandem das Leben zu retten.“ Sie kichert. „Das war sehr lustig.“
„Aha? Das verstehe ich nicht.“
„Na Ja, das war auf diesem Turm. Da war so ein Gläubiger, der auf einmal zwischen den Blitzen angefangen hat, zu beten. Keine Ahnung, warum… War ja viel zu gefährlich! Dann habe ich zu ihm gesagt: ‚Ja Tahn, ich bin Gott. Trag die Frau vom Turm.‘ Also, die, die da so rumlag. Die Verrückte, weißt du? Und ja, das hat er dann auch gemacht.“
Sie lacht noch einmal.
Ich nicke verwirrt. Eine wirklich interessante Frau.

Glaubst du, dass Geld glücklich macht?„, frage ich dann.
„Gold allein macht nicht glücklich Matrose, wir brauchen auch Frauen und Alkohol.“, singt sie auf einmal. Dann lacht sie. „Ja, nein… Geld macht nicht glücklich, aber ’ne Menge Geld macht schon irgendwie glücklich.“
„Aha?“, frage ich.
„Ja. Ein bisschen Geld macht nicht glücklich. War das die Antwort auf deine Frage?“
„Äh… Ja. Denke schon.“, erwidere ich, denke darüber nach und schreibe schnell auf.

Bist du nach etwas süchtig?„, stelle ich die vorerst letzte Frage von meinem Zettel.
Sie grinst und umklammert ihre Flasche.
„Neeeein. Natürlich nicht.“
„Verstehe.“, erwidere ich und seufze erneut.

Ich schaue mich in der Taverne um. Es ist noch nicht allzu dunkel draußen… Zum Glück.
„Ich danke dir, Maladi. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“
Sie grinst. „Bekomm ich noch ’n Rum?“, fragt sie und lächelt unschuldig.
„Natürlich bekommst du noch einen.“, sage ich und denke lieber nicht darüber nach, wie teuer so ein Krug ist… Was ist das nur für Zeug? Da trinke ich doch lieber Holunderwein.

Ich statte dem Wirt noch einen Besuch ab und bringe ihr den gefüllten Krug zurück an den Tisch.
„Danke! Blitz und ich bleiben noch einen Moment hier.“, erwidert sie und grinst. „Wir haben noch was vor…“

Ich frage lieber nicht, was genau sie vorhaben. Also packe ich mein Schreibzeug zusammen und verlasse die Taverne… Immerhin habe ich so einen neue Geschichte im Gepäck.

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