Wie soll ich einen Baum erkennen, wenn er keine Blätter mehr hat?
Innerhalb der Waldläufer-Charaktere sind Berufe wie Jäger oder Fallensteller sehr beliebt. Und abgesehen von diesen speziellen Berufen ist es natürlich auch als Waldläufer allgemein ganz praktisch, wenn man sich im Wald und auf den Wiesen auskennt.
Ich habe mich in meiner Kindheit oft mit Wäldern beschäftigt, das Ganze leider über die Jugend wieder vergessen und schlussendlich für meinen LARP-Charakter Anastasya benötigt.
Falls ihr also einen Waldläufer-Charakter spielt oder spielen wollt oder einfach so Lust habt, ein bisschen was über Wälder, Wiesen und Tiere zu lernen, dann verfolgt einfach meine Waldläufer Info Reihe zu diesen Themen.
Kommen wir heute mal zu einer Disziplin, die sehr beliebt ist: Das Erkennen von Bäumen.
Ja, dass da ein Baum steht wird hoffentlich jeder von euch sehen, aber hier geht es darum, um was für eine Art Baum es sich handelt.
Natürlich könnten wir jetzt mit den Blättern und Früchten eines Baumes anfangen, aber es ist Winter… Und es ist noch viel interessanter (und etwas komplizierter) die Bäume im Winter auseinander zu halten.
Im Voraus muss gesagt werden, dass die Bäume nicht immer eindeutig bestimmt werden können, da es innerhalb der einzelnen Gattungen diverse Unterarten gibt.
Trotzdem schauen wir uns heute mal die häufigsten Gattungen (jeweils ein bis zwei Unterarten) an, um ein grobes Verständnis für das Erkennen der Bäume zu gewinnen.
Wonach man schaut
Im Herbst verlieren die Laubbäume ihre Blätter, sodass bei Wintereinbruch ausschließlich die Umrisse wie eine Art Skelett übrig bleiben.
Zum Identifizieren der Bäume bleiben uns somit nur drei Eigenschaften:
- Die Rinde
Vor allem die Stärke der Unebenheiten, die Farbe und eventuelle Risse in der Rinde sind ein guter Indikator. Allerdings reicht es oftmals nicht, allein die Rinde eines Baumes zu sehen, denn die Rinde wird oftmals bei voranschreitendem Alter des Baumes rissig. - Der Umriss
Der Umriss beziehungsweise die Wuchsform eines Baumes helfen uns sehr beim Erkennen der Baumart. Vor allem Eigenschaften wie die Ausrichtung und Dicke der Äste oder des Stammes bieten gute Indiaktoren. - Die Winterknospe
Zu guter Letzt trägt beinahe jeder Baum im Winter die Knospen für das nächste Jahr. Anhand dieser Knospen lässt sich auch sagen, um was für einen Baum es sich handelt.
Lasst uns also erst mal diese Eigenschaften anhand von ein paar Beispielen betrachten.
Damit es nicht zu lang wird, werde ich mich auf die folgenden heimischen Laubhölzer beschränken.
- Eiche
- Hainbuche
- Linde
- Birke
- Pappel
- Weide
- Ahorn
- Esche
- Ulme
- Apfelbaum
Etwas exotischere Baumarten können wir uns ja vornehmen, wenn es wieder etwas wärmer ist.
Die Eiche
Eichen sind Bäume sind sehr stabilem Holz, die ein enormes Alter erreichen können. Charakteristisch sind die Blätter mit den typischen Einkerbungen im Blattprofil. Allerdings tragen die Laubbäume im Winter keine Blätter, darum müssen wir uns auf die übrigen Merkmale beschränken.
Rinde der Eiche
Bei jungen Bäumen ist die Rinde der Eiche grau, glatt und dünn.
Ältere Bäume hingegen weisen eine schwarz-braune Rinde mit tiefen Rissen auf.
Die Rinde eines älteren Baumes sieht also in etwa so aus:

Umriss der Eiche
Bei der Eiche verzweigen sich die Äste schon ziemlich früh. Das führt dazu, dass vor allem ältere Bäume eine sehr breite Baumkrone aufweisen, die recht rund aussieht.
Ein Beispiel der Wuchsform:

Knospen der Eiche
Die Knospen der Eiche sind von brauner Farbe, abgerundet und eher eiförmig.
Vor allem am Ende des Zweiges treten sie vermehrt auf.

Die Hainbuche
Bei dem Wort „Hainbuche“ könnte man meinen, dass diese Pflanzengattung zur Familie der Buchengewächse gehört, was jedoch nicht richtig ist, denn die Hainbuche gehört eigentlich zu den Birkengewächsen.
Auf jeden Fall ist das Holz der Hainbuche das härteste europäische Nutzholz… Außerdem wachsen Hainbuchen in Deutschland beinahe überall.
Aber woran erkennen wir diese Pflanzengattung im Winter?
Rinde der Hainbuche
Die Rinde der Hainbuche ist dunkelgrau und auch bei älteren Bäumen noch ziemlich glatt.
Bei diesem Baum lässt sich ein helles Netzmuster in der Rinde erkennen, das sich sehr gut als Indikator eignet.
Die Rinde eines älteren Baumes sieht so aus:

Umriss der Hainbuche
Bei der Hainbuche bleibt der Stamm in der Regel sehr kurz oder gabelt sich recht häufig ab. Im Vergleich zu den meisten anderen Bäumen bildet die Hainbuche dafür eine enorme, aber sehr flache Baumkrone aus.
Der Stamm ist meist eher krumm und die Äste des Baumes biegen sich im Alter von der Senkrechten in die Horizontale um.

Knospen der Hainbuche
Die Winterknospen der Hainbuche sind wie eine Spindel geformt und zwischen fünf und acht Millimeter lang.
Von der Anordnung her liegen sie dicht am Trieb. Die Farbe der Winterknospen liegt im Spektrum von braun bis rotbraun.

Die Linde
Normalerweise könnten wir die Linde an ihren herzförmigen Blättern erkennen, doch im Winter müssen wir uns den etwas schwierigeren Merkmalen widmen.
Es gibt viele verschiedene Arten von Linden, aber am häufigsten sind Sommer- und Winterlinden. Beim Merkmal der Knospe werde ich die Unterschiede zeigen.
Rinde der Linde
Die Rinde der Linde ist bei jungen Bäumen grau und glatt. Je älter der Baum wird, desto rissiger wird auch die Rinde.
Im Gegensatz zur Eiche wirken die Risse der Linde jedoch etwas feiner.
Die Rinde eines älteren Baumes sieht so aus:

Umriss der Linde
Die Linde kann bis zu dreißig Meter hoch wachsen und bildet im Alter eine sehr ausladende und halbrunde Krone aus.
Wächst die Linde allerdings im Wald und nicht freistehend, dann wächst dieser Baum auch nur sehr schmal und bildet die Krone nur oben im Licht aus.

Knospe der Linde
Die Knospen der Sommerlinde sind eiförmig und rot.

Die Knospen der Winterlinde sind etwas länger als die der Sommerlinde und auch die Farbe ist ein wenig heller:

Die Birke
Rinde der Birke
Kommen wir zu einem sehr eindeutigen Baum – der Birke.
Das ist wahrscheinlich der Baum, den jeder anhand seiner Rinde bestimmen kann… Denn sie ist weiß mit schwarzen Rissen und wirkt sehr Papier-ähnlich.
Natürlich gibt es auch hier Unterschiede zwischen den verschiedenen Unterarten der Birke, aber grundsätzlich sieht die Rinde immer ähnlich aus.
Ach hier wird die Rinde mit dem Alter des Baumes rissiger, wobei hier die Risse schwarz beziehungsweise dunkelbraun sind.
Die Rinde eines älteren Baumes sieht so aus:

Umriss der Birke
Die Birke besitzt einen langen, durchgehenden Stamm und eine eher licht bewachsene Krone.
Auch die Äste der Birke wirken eher filigran und schlank.

Knospe der Birke
Die Winterknospe der Birke wird bis zu vier Millimeter lang und laufen spitz zu. Das Farbspektrum dieser Knospen reicht von einem matten Braunton bis hin zu einem glänzenden Grün.

Die Pappel
Rinde der Pappel
Bei jungen Pappeln ist die Rinde sehr glatt und hell, wohingegen die alten Bäume häufig Furchen und Risse in der Rinde entwickeln. Im Alter wird die Rinde der Pappel auch deutlich dunkler.

Umriss der Pappel
Die Pappel wächst sehr schmal und hoch in den Himmel, die Äste verzweigen sich dabei eher wenig in die Breite.

Knospe der Pappel
Die Winterknospen der Pappel sind sehr lang und braun-rötlich.

Die Weide
Rinde der Weide
Die Rinde der Weide ist graubraun und meistens rissig und profilreich. Natürlich hängt das auch wieder vom Alter des Baumes ab.
In jedem Fall ist die Farbe der Rinde grau bis braun.

Umriss der Weide
Die verschiedenen Arten der Weide haben auch verschiedene Wuchsformen. Hängeweiden wie zum Beispiel die Trauerweide haben viele dünne herabhängende Äste.

Schneidet man eine Weide im jungen Alter, so entsteht eine sogenannte Kopfweide.
Knospe der Weide
Die Winterknospen der Weide sind recht kurz und eher bauchig geformt. Dadurch sehen sie ziemlich eiförmig aus.
Die Farbe reicht von braun bis rot.

Ahorn
Der Ahorn gehört dank der eindeutigen Blattform zu den Bäumen mit dem wohl höchsten Wiedererkennungswert… Nur im Winter leider nicht. Also müssen wir die übrigen Merkmale nutzen.
Rinde des Ahorns
Die Rinde des Ahorn bildet im Alter ziemlich filigrane Risse aus.
Ansonsten ist die Farbe bräunlich.

Umriss des Ahorns
Beim Feldahorn ist die Baumkrone eher rundlich geformt, der Baumstamm ist oft krumm, ab und zu bildet der Ahorn auch mehrere Stämme aus, dann wächst er wie ein Strauch.
Der Ahorn kann etwa zehn Meter erreichen, kann aber in seltenen Fällen auch höher werden.

Knospe des Ahorns
Die Knospen des Ahorn sind recht klein und an der Spitze abgerundet, die Farbe ist meist braun.

Esche
Rinde der Esche
Auch bei der Esche ist die Rinde zunächst glatt. Im fortschreitenden Alter bildet auch die Rinde der Esche Risse und Einkerbungen. Die Farbe ist meist grau-braun.

Umriss der Esche
Die Esche ist im Winter noch ziemlich leicht anhand ihrer Wuchsform zu erkennen, denn die Äste wachsen sichtbar nach oben, die Triebe sind dicker als bei anderen Bäumen.
Außerdem hängen oftmals noch kleine, schwarze Früchte am Baum.

Knospe der Esche
Die Winterknospen der Esche sind schwarz und filzig.

Ulme
Rinde der Ulme
Die Rinde der Ulme ist braun und grauschwarz gefurcht. Junge Bäume haben eine glatte Rinde.
Umriss der Ulme
Die Krone der Ulme ist abgerundet.
Der Stamm ist entweder durchgängig oder gabelt sich in der Nähe der Baumkrone in mehrere Hauptäste auf.

Knospe der Ulme
Die Knospen der Ulme sind in der Mitte der Zweige ziemlich rund, am Ende der Zweige allerdings spitz zulaufend.
Farblich liegen die Knospen in einem dunklen Braunton.

Apfelbaum
Zu guter Letzt ein Baum, den Anastasya erkennen muss, um Tahn eine Freude zu bereiten…
Allerdings trägt ein Apfelbaum im Winter keine Bäume… Aber vielleicht ist es trotzdem gut, ihn erkennen zu können.
Rinde des Apfelbaums
Die Rinde des Apfelbaums ist hellbraun und sehr uneben. Teilweise blättert die Rinde bei älteren Bäumen ab.

Umriss des Apfelbaums
Der Apfelbaum hat eine breite Krone und kann bis zu zehn Meter hoch werden.
Die Äste des Baumes sind aufwärts gerichtet und teilweise sehr dick.

Knospe des Apfelbaums
Die Knopen des Apfelbaums sind ziemlich eindeutig zu erkennen, denn sie sind sehr klein, spitz zulaufend und befinden sich ganz am Ende des Zweiges.

Und weiter?
Jetzt haben wir uns einige Eigenschaften der bekanntesten Bäume angeschaut… Und nun?
Na ja, im Endeffekt müssen wir ganz viel üben, um die Bäume auswendig erkennen zu können, doch Übung macht bekanntlich den Meister.
Ich habe selbst ein paar Bäume fotografiert und kann nun mal zeigen, wie man in der Praxis vorgehen würde. Nehmen wir einfach mal an, wir würden vor den jeweiligen Bäumen stehen.
Beispiel 1
Fangen wir mal leicht an:

Helle Rinde, die beinahe wie Papier wirkt?
Hochgewachsener Stamm?
Mehr Merkmale sind nicht nötig, um die Birke zu erkennen.
Das war einfach, jetzt kommen wir zu einem schwierigeren Beispiel.
Beispiel 2
Auf Bilder ist es immer schwieriger zu erkennen als im „Reallife“, aber Eigenschaften wie die Rinde und die Knospen sind hier schon erkennbar:


Da die Rinde nicht immer eindeutig ist, schauen wir uns einfach mal die Knopsen an. Sie liegen eher eng an den Ast an, die Endknospe ist etwas länger als die übrigen Knospen.
Dazu noch der Stamm, der eher „sanft“ gefurcht ist und ein gewisses Muster aufweist…
Der Baum erinnert mich am ehesten an eine Hainbuche.
Beispiel 3

Bei diesem Baum könnte es sich dem Umriss nach um eine hochgewachsene Kopfweide handeln.
Hier kam ich leider nicht nah genug an den Baum heran, um Rinde und Knospen zu untersuchen.
Hilfen
Wie ihr seht, ist es trotz der benannten Merkmale wirklich schwierig, einen Baum im Winter zu 100% korrekt zu bestimmen, da sich viele Merkmale ähneln und zu allem Überfluss jede Baumgattung diverse Unterarten ausgeprägt hat.
Es bietet sich an, nach weiteren Merkmalen wie herabgefallenen Blättern, noch hängenden Früchten oder Ähnlichem zu schauen.
Meistens fällt dann das Identifizieren der Bäume leichter.
Ansonsten hilft nur: Üben, üben, üben!
Je öfter wir Bäume mit Hilfe des Internets bestimmen, desto genauer schaffen wir es nachher, die Bäume auch ohne Hilfsmittel zu erkennen. Das klappt natürlich alles nicht sofort, sondern braucht seine Zeit.
Im Frühjahr werde ich auf jeden Fall noch ein paar Beiträge zum Bestimmen der jeweiligen Baumgattungen machen, denn in der meisten Zeit tragen die Bäume ja zum Glück ihre Blätter.
Und um dem Winter-Thema getreu zu bleiben, widmen wir uns dann demnächst erst mal den Bäumen, die Anastasya aus ihrer Heimat kennt: Nadelbäume.
2 Kommentare
Antje · 26.09.2020 um 18:12
Ganz toller Vortrag! Vielen lieben Dank für die wirklich praktischen Tipps und Tricks der Baumbestimmung.
Dennis · 28.10.2023 um 11:35
Ein interessanter Artikel mit vielen nützlichen Tipps, aber ich hätte noch einen Vorschlag für einen weiteren Schritt zum bestimmen der Baumart, nämlich das Untersuchen des umliegenden Bodens, denn dort findet man fast immer noch Laub des Baumes was die Bestimmung enorm vereinfacht. Im Wald muss man natürlich beachten, dass das Laub auch von einem der umliegenden Bäume stammen könnte, aber auch dann schränkt es zumindest die Möglichkeiten ein .